Dr. Himmelspach vom Krankenhaus Tabea: „Die Schulter ist besonders anfällig!“

Von tennisnet
Die sportorthopädische Spezialpraxis in der Tabea-Klinik in Hamburg
© Krankenhaus Tabea
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tennisnet: Welche akuten Verletzungen treten beim Schultergelenk auf und was sind die Auslöser für diese Art von Verletzung?
Tabea: Akute Schulterverletzungen stellen im Tennissport eher die Ausnahme dar. Rupturen der Bizepssehne durch Schlag mit dem überstreckten Arm oder Schulterluxationen und AC-Gelenkssprengungen als Folge eines Sturzereignisses kommen vor.

tennisnet: Welche Symptome treten auf?
Tabea: Im Falle einer Bizepssehnenruptur kann ein Bluterguß im Oberarm entstehen, manchmal ist eine Verformung des Muskels sichtbar. Bei einer Schulterluxation kommt es zu starken Schmerzen und Bewegungseinschränkung, teilweise mit Gefühlstörungen bis in die Finger. Ist das AC-Gelenk gesprengt, ist es druckschmerzhaft und das Schlüsselbein steht höher.

tennisnet: Wie werden diese behandelt?
Tabea: Immer individuell. Manchmal kann die verletzte Bizepssehne refixiert werden. Die ausgekugelte Schulter muss zunächst wieder eingerenkt werden. Dann hängt es unter anderem vom Ausmaß der Verletzung ab, ob und wie operiert werden muss. Auch bei der AC-Gelenksprengung hängt es vom Grad der Verletzung ab, ob operiert werden muss oder nicht.

tennisnet: Wie lange wird die Rehabilitationszeit sein?
Tabea: Das ist schwierig zu sagen. Meist dauert es mehrere Wochen, manchmal Monate.

tennisnet: Was muss nach der Behandlung beim Tennisspielen beachtet werden?
Tabea: In vielen Fällen ist es sehr hilfreich, die sogenannte Ausgleichsmuskulatur speziell zu trainieren und die Körperhaltung inklusive der Beweglichkeit der Schulter zu verbessern.

tennisnet: Wie kann solch einer Verletzung vorgebeugt werden?
Tabea: Kontinuierliches Beweglichkeitstraining, stabilisierende Übungen für das Schulterblatt aber auch des gesamten Rumpfes (Core Training) sind sinnvoll. Außerdem müssen Verletzungen konsequent ausgeheilt sein, bevor man wieder loslegt.

tennisnet: Welche chronischen Verletzungen treten beim Schultergelenk auf und was sind die Auslöser für diese Art von Verletzung?
Tabea: Im Bereich der Schulter sind es im Vergleich zur unteren Extremität weniger akute Verletzungen, sondern häufiger chronische Überlastungsschäden. So kommt es z.B. durch die immer wiederkehrende extreme Ausholbewegung des Schlagarmes beim Aufschlag zu einseitigen Anpassungsvorgängen der Gelenkkapsel, die, wenn sie nicht frühzeitig erkannt und therapiert werden, zu Schädigungen der Rotatorenmanschette führen können. Die Sportler klagen dann häufig nicht nur bei Belastung, sondern auch nachts über Schulterschmerzen, , die in den Oberarm ausstrahlen.

In schwierigen Fällen endet es in einer Kraftminderung des Armes. Sie können dann nicht mehr schmerzfrei Tennis spielen. Für das Entdecken dieser chronischen, strukturellen Veränderungen ist es unabdingbar, dass der Sportmediziner über Kenntnisse der sportartspezifischen Besonderheiten und Anforderungen verfügt.

tennisnet: Welche Symptome treten auf?
Tabea: Kraftminderung im Bereich des betroffenen Armes, Schmerzen, insbesondere nachts, mit Ausstrahlung in den Oberarm, persistierende Probleme trotz Sportpause und physiotherapeutischer Behandlung sind einige der Symptome.

tennisnet: Wie werden diese behandelt?
Tabea: Liegt ein Riss der sogenannten Rotatorenmanschette vor, empfiehlt sich beim jungen aktiven Sportler meist die Operation. Hier wird über eine Schlüssellochtechnik (Arthroskopie) die Sehne wieder am Knochen befestigt.

tennisnet: Wie lange wird die Rehabilitationszeit sein?
Tabea: Meistens mindestens 6 Monate, häufig dauert es auch ein Jahr, bis die Schulter wieder voll sportlich belastbar ist. Eine schnelle Genesung innerhalb weniger Wochen oder sogar Tage gibt es meiner Meinung nach im Bereich der Schulter nicht. Das Gelenk ist zu komplex muskulär geführt, und das feinsinnige Zusammenspiel der verschiedenen Muskeln für die extremen Bewegungen muss erst wiederhergestellt werden.

tennisnet: Was muss nach der Behandlung beim Tennisspielen beachtet werden?
Tabea: Viele Probleme resultieren aus einer zu schnellen, zu intensiven Belastung. An einem Tag als ambitionierter Hobbysportler Mitte 50 vier Turnierspiele zu absolvieren ist möglich, aber für die Gesundheit wenig förderlich.

tennisnet: Wie kann solch einer Verletzung vorgebeugt werden?
Tabea: Am besten ist es natürlich, wenn es gar nicht erst zu einer Verletzung oder Überlastung kommt. Dieses Risiko lässt sich zumindest mit vorbeugenden Maßnahmen, bestehend aus einer Kombination von Kräftigungs- und Bewegungsübungen, sowie einem speziellen sportartspezifischen Training minimieren.

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