Wimbledon: Angelique Kerber gewinnt Finale gegen Serena Williams

Von Ulrike Weinrich
Angelique Kerber hat Wimbledon 2018 gewonnen.
© getty

"Angie" hat es geschafft! Angelique Kerber hat das Wimbledon-Turnier auf dem heiligen Rasen gewonnen und sich unsterblich gemacht. Die an Position elf gesetzte Kielerin besiegte im Finale Serena Williams mit 6:3, 6:3 und verhinderte den 24. Major-Titel der US-Amerikanerin, die als Favoritin in das Endspiel gegangen war. Kerber ist die erste deutsche Wimbledonsiegerin seit Steffi Graf vor 22 Jahren. 1996 hatte die Ikone ihren letzten von insgesamt sieben Coups im Rasen-Mekka gelandet.

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Von Ulrike Weinrich aus Wimbledon

Nach 1:05 Stunden verwandelte Kerber ihre ersten Matchball und durfte sich nicht nur über ihren dritten Grand-Slam-Titel nach den Australian Open und US Open 2016 freuen, sondern auch über die vom Duke of Kent überreichte Venus Rosewater Dish sowie ein Preisgeld in Höhe von 2,25 Millionen Pfund (umgerechnet rund 2,54 Millionen Euro).

"Ein Traum ist wahr geworden. Ich wusste, dass ich heute mein bestes Tennis spielen muss. Es war eine Ehre, den Platz mit so einer großartigen Spielerin wie Serena teilen zu dürfen. Ich habe jede Sekunde auf dem Court genossen", sagte Kerbei, während ihre Mutter Beata oben in der Box Tränen des Glücks weinte.

Kerber nahm damit Revanche für das verlorene Wimbledon-Endspiel gegen Serena Williams 2016 und erlangte im Theater der Träume sportliche Unsterblichkeit.

Kerber mit gutem Start - Williams kämpfte sich zurück

Das Duell zwischen der besten Aufschlägerin und der besten Returnspielerin des diesjährigen Tournaments hatte mit einer zweistündigen Verzögerung begonnen, weil das am Freitagabend abgebrochene Männer-Halbfinale zwischen Novak Djokovic und Rafael Nadal noch zu Ende gespielt werden musste.

Serena Williams hatte zunächst sichtlich Mühe, ins Spiel zu finden. Ihre knallharten Grundlinienschläge verfehlte anfänglich öfter ihr Ziel. Kerber indes war von Anfang an präsent, gut zu Fuß unterwegs - und zog viel Selbstvertrauen aus einem Auftakt nach Maß. Gleich ihr erster Breakball saß, nachdem sie Williams in eine lange Rallye gezwungen hatte und die eine Vorhand der 36-Jährigen im Netz landete.

Serena mit gewohnt hohem Risiko - "Angie" total solide

In der Folge entwickelten sich intensive Ballwechsel. Williams übernahm mehr und mehr die Kontrolle. Das Rebreak zum 2:2 kam zu diesem Zeitpunkt wenig überraschend. Doch Kerber setzte vor 14.979 Zuschauern auf dem ausverkauften Centre Court alles daran, ihrer Marschroute weiter zu treu zu bleiben: Sie versuchte, Williams mit Richtungswechseln zu bewegen und so aus ihrer Komfortzone zu locken.

Im ominösen siebten Spiel nahm sie Williams zum zweiten Mal das Service ab und hatte wenig später bei Aufschlag der Amerikanern ihren ersten Satzball. Mit ihrem bis dato 14. Unforced Error half Williams, die erst ihr viertes Turnier nach der Geburt von Tochter Alexis Olympia spielte, in dieser wichtigen Phase mit. Zum Vergleich: "Angie" erlaubte sich nur drei unerzwungene Fehler.

Kerber zog auch im zweiten Satz ihr Spiel durch

Am Spielverlauf änderte sich wenig. Kerber agierte nahezu fehlerlos, machte aber immer Druck, wenn sich die Chance ergab. Das Break zum 4:2 war bereits die Vorentscheidung, weil die Linkshänderin in ihrem vierten Grand-Slam-Finale total cool wirkte und nie von ihrer Taktik abwich.

Williams hätte mit ihrem insgesamt 24. Grand-Slam-Titel zu Rekordhalterin Margaret Court (Australien) aufschließen können. Sie wäre zudem die vierte Mutter gewesen, die in der Open Era seit 1968 ein Grand-Slam-Event gewonnen hätte. Zuvor hatten dies Margaret Court, Evonne Goolagong Cawley und Kim Clijsters geschafft.

Kerber setzte in Vorbereitung wieder auf "business as usual"

Kerber hatte auch an ihrem großen Tag auf "business as usual" gesetzt. Von 11.00 bis 12.00 Uhr hatte sie sich mit Coach Wim Fissette - wie immer in den vergangenen beiden Wochen - auf Court 14, dem abgelegensten aller Trainingsplätze, eingeschlagen. Der Belgier simulierte dabei immer wieder die knallharten Aufschläge von Williams. Auch Physio André Kreidler war wie üblich dabei.

Serena Williams, die spürbar Respekt vor Kerber zeigte, hatte die Deutsche vor dem neuerlichen Duell sogar zur leichten Favoritin erklärt. "Angie spielt einfach so gut, ich muss bereit sein für das Match meines Lebens. Rasen ist ihr stärkster Belag, und es ist ihr zweites Finale hier in den letzten drei Jahren, das ist sehr beeindruckend. Außerdem ist sie unglaublich selbstbewusst", hatte die siebenmalige Turniersiegerin gesagt und erklärte: "Glaubt mir, ich weiß, dass Angie da rausgehen und gewinnen will. Sie weiß sehr gut, wie man auf dem Centre Court spielt."

Royale Unterstützung: Kate drückte Serena vor Ort die Daumen

Serena Williams konnte im Endspiel auf royale Unterstützung bauen. am Ende nutzte es aber nichts. Meghan Markle, die Duchess of Sussex und seit Mai Frau von Prinz Harry, war am Samstag erstmals während des diesjährigen Turniers in den Südwesten von London gekommen, um ihre Freundin zu unterstützen. "Wir waren schon immer füreinander da", hatte die Powerspielerin aus Florida betont. Meghan wurde von der Duchess of Cambridge begleitet, der Gemahlin von Prinz Williams.

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