"Maestro" Roger Federer happy: Vier Kinder in der Box und neuer Ausrüster

Von Ulrike Weinrich
Roger Federer, Wimbledon
© getty

Titelverteidiger Roger Federer hat sein Auftaktmatch in Wimbledon gewonnen und Teil eins seiner "Mission Nummer neun" erfüllt. Doch eigentlich drehte sich nach dem standesgemäßen 6:1, 6:3, 6:4-Dreisatzsieg gegen den Serben Dusan Lajovic alles um den neuen Ausrüster des Schweizers. Um des Kaisers neue Kleider - und eine irre Millionen-Summe.

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Von Ulrike Weinrich aus Wimbledon

Eigentlich hätte sich Roger Federer vom italienischen Journalisten provoziert fühlen können, der bekannt dafür ist, aus Spaß an der Freude gerne mal diese Fragen der ganz direkten Natur zu stellen. "Ich weiß nicht, zu was ich Ihnen mehr gratulieren soll: Zu Ihrem Sieg heute - oder dem 300-Millionen-Dollar-Deal über zehn Jahre mit dem Ausrüster Uniqlo...?"

Guter Return von Federer auf provokante Frage

Doch der Schweizer ist eben ein wahrer Gentleman - und deshalb hatte die Antwort des Weltstars mit Bodenhaftung auch Klasse. Ein Return der Marke Federer eben. Knallhart, aber mit Charme. "Es ist interessant, dass Sie meinen Vertrag kennen. Oder Sie haben wirklich keine Ahnung und reden einfach irgendetwas daher", sagte der Grand-Slam-Rekordchampion und fügte schmunzelnd an: "Ich bin glücklich über Beides!"

Bereits in den vergangenen Wochen war darüber spekuliert worden, ob die gefühlt untrennbare Verbindung zwischen Federer und dem US-Sportartikelhersteller Nike bald ein Ende finden würde. Jetzt war es soweit.

19 Jahre, nachdem er 1999 als damals 17-Jähriger zum ersten Mal auf dem heiligen Rasen mitspielen durfte - und in der ersten Runde gegen den Tschechen Jiri Novak in fünf Sätzen unterlag. Ausgestattet von Nike, jener Marke, die über knapp zwei Jahrzehnte sein treuer Begleiter auf den kleinen und großen Bühnen des Tennis-Universums werden würde.

Kurz vor Matchbeginn wurde in den sozialen Medien spekuliert

Bei seinen Matches in Stuttgart und Halle/Westfalen trug der 36-Jährige zuletzt noch den "Swoosh" auf Oberteil, Hose und Schuhen und Stirnband. Doch bei der All Access Hour am Sonntag im proppenvollen Main Interview Room des All England Lawn Tennis Clubs saß Federer im feinen Anzug und weißem Hemd auf dem Podium.

Das Gerücht, das Federer am Montag zu seinem Spiel gegen Lajovic auf dem berühmtesten aller Centre Courts nun wirklich mit neuem Ausrüster antreten würde, verbreitete sich Minuten vor Matchbeginn wie ein Lauffeuer im World Wide Web.

Des Kaisers neue Kleider - sie passten!

Und dann kam er, der Meister fast aller Klassen. Und der Schriftzug der japanischen Marke, die einst auch Novak Djokovic unter Vertrag hatte, war deutlich sichtbar. Der spektakuläre Wechsel war vollzogen. Doch manch einer glaubte bereits an ein schlechtes Omen, als Federer im ersten Spiel bei Aufschlag des Serben und nach zwei Unforced Errors gleich mit 0:40 zurücklag.

Doch des Kaisers neue Kleider, sie passten. Nach 1:19 Stunden hatte der Weltranglistenzweite seiner Pflichtaufgabe in der Tennis-Kathedrale an der Church Road souverän gelöst. In der Box saßen alle vier Kinder zusammen: Die Zwillingsmädchen Myla und Charlene (8) sowie die Zwillings-Jungs Leo und Lenny (4). "Das bedeutet mir alles", schwärmte Federer: "Es war ein wieder ein besonderer Tag in meinem Leben."

Federer will die Rechte am "RF"-Logo: "Es sind meine Initialen"

Sicherlich auch, weil die Katze endlich aus dem Sack war. Und die Spekulationen um den Ausstatter-Deal nun endlich ein Ende hatten. Offene Fragen gibt es aber trotzdem noch. Nike hält noch immer die Lizenzrechte am "RF"-Logo.

"Aber irgendwann wird es zu mir übergehen. Ich hoffe, früher als später. Es sind meine Initialen, sie gehören zu mir", betonte der 20-malige Major-Gewinner, der am Montag immer noch Nike-Schuhe trug. Die Erklärung: "Ich habe noch keinen neuen Schuh-Vertrag."

Dem Vernehmen nach soll Uniqlo der Zehn-Jahres-Deal mit Federer rund 30 Millionen Dollar pro Jahr wert sein. Die Japaner, deren jährlicher Umsatz bei umgerechnet rund fünf Milliarden Euro liegen soll, verfolgen dabei wohl eine besondere Strategie.

"Es geht ihnen vor allen Dingen um die Zeit nach meiner Karriere. Um die wunderbare Phase, wenn ich vom Tennisspieler zum Nicht-Tennisspieler werde", berichtete Markenbotschafter Federer: "Eigentlich sind sie daran interessiert, was nach meiner Karriere passiert."

Spekulationen über Olympia-Start 2020

Die Verhandlungen über die Zukunftsplanungen sind noch in vollem Gange. In Zürich jedenfalls gebe es noch kein einziges Uniqlo-Geschäft, wie der "Maestro" anmerkte. Das wird sich jetzt wohl bald ändern. Nike war zuletzt offenbar nicht glücklich darüber, dass Federer längere Wettkampfpausen einlegte. Dadurch hätten sich eingeschränkte Vermarktungs- und Absatzmöglichkeiten ergeben.

Vielleicht ist der Wechsel aber auch ein Indiz dafür, dass der "FedExpress" noch mit einem Start bei den Olympischen Spielen 2020 liebäugelt. Diese finden in Tokio statt. Und wer wäre ein besserer Botschafter als Roger Federer, der Gentleman, der sich auch von provokanten Fragen nicht locken lässt.

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