Lampenfieber beim "Maestro"

Roger Federer war sichtlich nervös
© getty

Roger Federer hatte bei seinem Dreisatzsieg gegen den Serben Dusan Lajovic mit flatternden Nerven zu kämpfen. Dennoch erreichte der siebenfache Wimbledon-Champion souverän die dritte Runde.

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Von Jörg Allmeroth aus Wimbledon

Auch nach all den Jahren, auch nach all den Siegen kann einen großen Meister wie Roger Federer noch das heftige Lampenfieber packen. Es passierte ihm tatsächlich am Donnerstagabend, in einem scheinbar unspektakulären Zweitrunden-Match gegen den Serben Dusan Lajovic im All England Lawn Tennis Club zu Wimbledon.

"Ich war extrem nervös. Ich fand nur schwer ins Spiel, in einen guten Rhythmus hinein", sagte Federer, als er später noch vergleichsweise geräuschlos seine Aufgabe mit einem 7:6 (7:0), 6:3 und 6:2-Sieg in 90 Minuten bewältigt hatte, "Tennis kann eine komische Sache sein. Manchmal gehst du locker in ein Finale rein.

Und manchmal hast du diese Probleme in einer frühen Turnierrunde." Fakt allerdings war: Mit seinem nunmehr 86. Sieg in Wimbledon rückte der 35-jährige Rekordchampion des berühmtesten Turniers der Welt zum 15. Mal in die dritte Runde vor.

Neuauflage gegen Zverev

Dort trifft er am Samstag auf den Deutschen Mischa Zverev, den er vor rund zwei Wochen im Achtelfinale der Gerry Weber Open in Halle besiegt hatte - auf dem Weg zum neunten Rekordtitel, den er dann gegen den jüngeren Zverev-Bruder Alexander (20) im Endspiel sicherstellte.

Federer verfügt über eine makellose Bilanz gegen Mischa Zverev (29), alle vier bisherigen Partien hat er gewonnen, auch die andere in diesem Jahr, im Viertelfinale der Australian Open. Dort hatte Zverev zuvor für eine der größten Überraschungen gesorgt, als er den Weltranglisten-Ersten Andy Murray ausgeschaltet hatte.

"Ich mag Mischas Spiel gerne. Er ist einer, der mit großen Variationen agiert und den Weg ans Netz sucht, wann immer es geht." Am Donnerstag erlebte Zverev eine regelrechte Tennis-Achterbahnfahrt, bei seinem turbulenten 6:1, 6:2, 2:6, 3:6 und 6:4-Sieg über den Russen Michail Kukuschkin.

Auch Federer drohte am Anfang der Partie gegen Lajovic erstaunliches Ungemach. Denn er erwischte keinen guten Start, lag schnell mit 0:2 zurück und wirkte ganz offensichtlich angespannt. Sogar ein wenig verkrampft. Ein ums andere Mal war ein leichter Fehler in seiner Bilanz zu notieren. "Auf Rasen ist es nicht so leicht, seine Probleme in den Griff zu kriegen", sagte er später.

Bis zum 6:6-Gleichstand blieb das Match auch hartumkämpft, Federer hatte bis dahin 30 Punkte gewonnen, Lajovic 29. Erst in der Glückslotterie des Tiebreak zeigte Federer erstmals an, dass er der Haus-Herr auf diesem besonderen Spiel-Platz ist. Er gewann ihn zu Null, eher überraschend nach dem Spielverlauf.

Tempo angezogen

Den Rest des Abends konnten alle im Federer-Lager entspannter genießen. Der Maestro selbst, seine Ehefrau Mirka und die Coaches Ivan Ljubicic und Severin Lüthi in der Spielerloge. Und auch seine Eltern Robert und Lynette Federer in der Royal Box. Federer gewann mehr Sicherheit und Souveränität in seinem Spiel, und Lajovic konnte auch dem Tempo der Aktionen des siebenmaligen Pokalgewinners nicht mehr folgen.

Nach einer halben Stunde hatte Federer die 2:0-Führung festgeschrieben. Noch schneller ging's dann im dritten Satz für den Schweizer, nach 24 weiteren Einsatzminuten war der doch noch klare Erfolg perfekt. "Es sieht jetzt auf dem Papier etwas leichter aus als es tatsächlich war", sagte Federer, der neun Asse und 31 Gewinnschläge verbuchte.

Auch das Motto für den freien Tag am Freitag gab Federer schon vor: "Ich werde auf der Couch liegen und ausspannen, ein wenig trainieren vielleicht und ansonsten einfach Kräfte sammeln", so der 35-jährige, "meine Kinder müssen mal mit jemand anders spielen. Das wissen sie aber auch."

Hier die Ergebnisse bei den Herren in Wimbledon

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