"Eine geile Sache in der heutigen Zeit"

Dominic Thiem
© getty

Dominic Thiem hatte nun auch sein Erlebnis mit der strengen Kleiderpolizei in Wimbledon. Der 23-jährige Österreicher schaffte seinen kleinen persönlichen Grand Slam und ist nun erstmals Teil vom "Manic Monday".

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Von Christian Albrecht Barschel aus Wimbledon

Dass die Kleiderpolizei in Wimbledon auch für Superstars keine Ausnahme macht, musste Roger Federer erfahren. Der Schweizer wurde nach seinem Auftaktsieg im Jahr 2013 aufgefordert, seine Schuhe zu wechseln, da die Sohlen zu farbig waren. Federer schied im nächsten Match mit weißen Sohlen sensationell gegen Sergiy Stakhovsky aus. Und nun wurde auch Dominic Thiem Opfer der strengen Kleidervorschriften im All England Lawn Tennis & Croquet Club, wo 90 Prozent der Kleidung aus klassischem Weiß bestehen muss. Vor seinem gestrigen Drittrundenmatch gegen Jared Donaldson trainierte Thiem im Aorangi Park mit seinem Landsmann Sebastian Ofner, dann griff die Kleiderpolizei ein.

"Ich habe das Trainingshemd angezogen, das mir Adidas zur Verfügung gestellt hat. Das Logo war anscheinend nicht weiß genug und dann musste ich einen Art Pyjama komplett in Weiß drüberziehen. Ich hatte mit dem Hemd aber die Tage zuvor auch trainiert. Wahrscheinlich sind die Offiziellen mit dem falschen Fuß aufgestanden", klärte Thiem auf. Der Weltranglisten-Achte nahm den Shirtwechsel gelassen zur Kenntnis. Er gehört zu den Traditionalisten und freut sich über die vielen Besonderheiten und Alleinstellungsmerkmale, die Wimbledon nun mal hat. "Ich finde es schon sehr gut. Die weiße Kleiderordnung soll auf jeden Fall bleiben. Auch dass es keine Werbung auf den Banden gibt, ist eine geile Sache in der heutigen Zeit."

Kein Weltuntergang, aber nun umso schöner

Eine geile Sache für Thiem ist auch, dass er in Wimbledon erstmals im Achtelfinale steht. Nun hat er seinen kleinen persönlichen Grand Slam vollendet und es bei jedem "Major" in die zweite Woche geschafft. "Es ist schon etwas Besonderes, bei allen Grand Slams mindestens im Achtelfinale zu stehen. Natürlich ist immer Druck da. Es wäre für mich aber kein Weltuntergang gewesen, wenn ich früh verloren hätte. Das macht es umso schöner, dass ich in der zweiten Woche bin." Die Vorbereitung auf Wimbledon lief für Thiem alles andere als zufriedenstellend. In Halle/Westfalen scheiterte er im Achtelfinale, in Antalya zu Beginn sang-und klanglos gegen den unbekannten Inder Ramkumar Ramanathan.

In Wimbledon zeigt der 23-Jährige, dass er zum konstanten Grand-Slam-Spieler gereift ist. Die knifflige Erstrundenaufgabe gegen Vasek Pospisil löste er völlig souverän. Und auch Rückschläge wie der Satzverlust zu Beginn in der zweiten Runde gegen Gilles Simon und der 3:5-Rückstand im ersten Satz gegen Jared Donaldson steckt Thiem locker weg. "Ich denke, dass ich generell ein besserer Spieler bin als letztes Jahr. Das zahlt sich nun auch auf Rasen aus. Es ist anders als auf Sand, wo ich beim Return weiter zurückgehen kann. Das ist nicht möglich auf Rasen, daher versuche ich, hier aggressiver zu spielen und die Bälle früher zu nehmen."

"Habe es immer sehr genossen zu Hause vor dem Fernseher"

Vor allem auf seinen Return wird es nun im Achtelfinale gegen Tomas Berdych (3. Match Court 3) ankommen. "Ich habe ein gutes Gefühl beim Return. Ich hoffe, dass es so bleibt. Gegen einen starken Aufschläger wie Berdych wird das umso wichtiger sein. Er war bei allen vier Grand Slams im Halbfinale, hier in Wimbledon stand er im Finale. Er ist immer ein Kandidat für große Titel. Ich hoffe, dass ich mich noch steigern kann. Ich denke, dass er ins Favorit ins Match gehen wird, das macht es etwas leichter für mich." Den einzigen Vergleich gegen Berdych hat Thiem verloren, vor drei Jahren im Achtelfinale der US Open war er beim 1:6, 2:6, 4:6 chancenlos.

Doch seitdem ist viel passiert. Der Österreicher ist mittlerweile ein völlig anderer Spieler und liegt im ATP-Ranking inzwischen sieben Plätze vor dem 31-jährigen Tschechen. Das zweite Duell gegen Berdych findet also wieder im Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers statt. In Wimbledon ist die Runde der besten 16 immer etwas Besonderes. Alle Achtelfinals der Damen und Herren werden am gleichen Tag ausgetragen, das gibt es bei keinem anderen Grand Slam. Der "Manic Monday" ist Kult in Wimbledon und für viele der tollste Tennistag des Jahres. Thiem ist nun das erste Mal mittendrin. "Ich finde es schön, Teil davon zu sein. Für einen Spieler macht es aber keinen Unterschied. Es ist richtig geil für die Zuschauer vor Ort und zu Hause. Als ich noch nicht in die zweite Woche gekommen bin, habe ich es immer sehr genossen zu Hause vor dem Fernseher."

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