US Open: Bilanz, Teil zwei - Das Comeback des Man Bags

Von Jens Huiber
New York´s Finest stehen allzeit bereit
© Jürgen Hasenkopf

Die US Open sind fast Geschichte. In der zweiten Woche dünnt das Programm etwas aus. Eindrücke für eine sehr subjektive Bilanz konnten dennoch gesammelt werden.

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Das große Comeback des Man Bags hat Makunga eingeleitet. Keine Größe im Tenniszirkus, das ist wahr, vielmehr der Gegenspieler des wunderbaren Alex im Animationsstreifen "Madagascar 2" aus dem Jahre 2008. Spätestens in der aktuellen Ausgabe der US Open aber sind jene Spieler in der Überzahl, die ihre Wechsel-Klamotten nicht in einer schnöden Plastiktüte transportieren, sondern in einem Sporttäschchen, dessen Kapazität keinen Schläger aufnehmen könnte.

Je größer die Spieler, umso schöner die Kontraste der Profis und ihren Man Bags. Siehe vor allem Juan Martin del Potro und Alexander Zverev.

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Man kennt die Bilder vom American Football im US-amerikanischen Spätsommer: Die Spieler werden in den Pausen mit Ventilatoren gekühlt, der erzeugte Windstrom ist enorm. Football wird allerdings in der Regel um die Mittagszeit gespielt. Dass die US Open ihren Protagonisten sogar für die Night Session Luft mechanisch zufächeln ließen, ist ein Novum.

Roger Federer ließ den Ventilator sogar umpositionieren, setzte sich direkt in den Luftzug. Kleiner Haken, wie John McEnroe auch anmerkte: die Größe der Ventilatoren. Während beim Football in XXL geblasen wird, war den Spielern in New York nur die Mini-Variante gegönnt.

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Spieltag neun, also der Dienstag in Woche zwei, und es gibt sie also doch. Noch im Singular, aber vielleicht ist "er" ja auch irgendwo da draußen. Der Raucher als solcher im Billie Jean King National Tennis Center. "Sie" jedenfalls widerlegt um Punkt 17:51 Uhr die Vermutung, dass die USTA auf dem Gelände ein generelles Rauchverbot ausgesprochen hat. Ausgenommen davon die Journalisten. Und natürlich David Ferrer.

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Pam Shriver etwa ist um ihren Job nur manchmal zu beneiden. Die ehemalige Weltklasse-Spielerin hat in der Regel die allerbesten Plätze, berichtet direkt vom Court für ESPN. Muss aber vor den Matches den Protagonisten leider zwei Fragen stellen, auf die diese so gar keine Lust haben. Es folgt zumeist ein Potpourri der größten Floskel-Erfolge, besonders Sloane Stephens hat sich darin ein ums andere Mal als Meisterin gezeigt.

Die Herren machen dabei etwas mehr Freude, vielleicht auch, weil sie den Twitter-Bannstrahl von Brad Gilbert, dem männlichen Pam Shriver, fürchten. Die Eloquenz von Federer und Djokovic ist bekannt, der heimliche Gewinner war in jedem Fall John Millman. Ein Mann mit enormem Redebedarf, den er auch nach jedem Punkt unter Beweis stellt.

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Und apropos John Millman: Der hat sich sportlich sehr achtbar geschlagen, musste aber von Matthew Berry leichten Tadel einstecken. Herr Berry ist der ESPN-Experte für Fantasy Football und hat den von Millman nach seinem Sieg gegen Federer angekündigten Draft bewertet. Quintessenz: Mit Tom Brady auf Quarterback nichts falsch gemacht, auf der Position des Wide Receivers allerdings zu schwach besetzt. So wird das nichts.

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Odell Beckham jr. hat sich indes in diesem Jahr rar gemacht. Den Starspieler hätte Millman in seinem Fantasy Team gut gebrauchen können, im Gegensatz zu vergangenen Jahre war "OBJ" im Arthur Ashe Stadium nicht präsent. Dafür aber Größen wie Alec Baldwin (im sehr feinen Zwirn) und Chevy Chase (im Grunde ganz ohne Zwirn). Für Begeisterung im deutschsprachigen Journalisten-Gang hat aber vor allem einer gesorgt: Damian Lewis. Der sollte allen Serienfans aus "Homeland" und "Billions" bekannt sein.

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Nach wie vor intakt sind schließlich die Sicherheitsvorkehrungen. Nun, zum Teil. Die Zufahrt zum Parking Lot H jedenfalls wird nicht mehr so akribisch kontrolliert wie noch zu Turnierbeginn, als der Parkschein eingescannt wurde. Dafür stehen Fachkräfte des New York Police Departments nicht nur mit Einsatzfahrzeugen parat, sondern unterstützen neuerdings das Personal, das sich um die Eingangskontrollen verdient macht. Stumm. Aber mit vollem Kriegsgerät ausgestattet.

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