Andrea Petkovic verpasst Überraschung gegen Jelena Ostapenko knapp

Von Ulrike Weinrich
Andrea Petkovic weiß sich zu helfen
© Jürgen Hasenkopf

Andrea Petkovic hat in der ersten Runde der US Open eine Überraschung nur ganz knapp verpasst. Die 30-Jährige verlor gegen die an Position zehn gesetzte Jelena Ostapenko (Lettland) nach einer über weite Strecken ganz starken Vorstellung mit 4:6, 6:4, 5:7, nachdem sie im entscheidenden Satz einen 2:5-Rückstand noch ausgleichen konnte, dann aber zwei Breakbälle ungenutzt ließ.

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Nach 2:17 Stunden verwandelte Ostapenko ihren vierten Matchball. "Ich werde wieder zur alten Petko, aber es geht nicht so schnell", sagte die Deutsche nach ihrer beeindruckenden Vorstellung. Gegen Ostapenko hatte Petkovic bis zum letzten Ballwechsel an sich geglaubt, in den entscheidenden Momenten habe die Lettin aber "oft die Linien getroffen", lobte sie ihre Bezwingerin Ostapenko.

Die French-Open-Siegerin von 2017 wartet beim abschließenden Grand-Slam-Turnier der Saison noch auf den Durchbruch. Über die dritte Runde ist die 21-jährige Ostapenko in New York noch nie hinausgekommen.

Petkovic indes, knapp zehn Jahre älter als ihre Kontrahentin, hatte im Billie Jean King National Tennis Center schon etliche schöne Momente erlebt. 2011 wohl die emotionalsten, als sie erstmals in Viertelfinale von Flushing Meadows einzog - und dort Caroline Wozniacki (Dänemark) unterlag.

Die mutige Strategie von "Petko" zahlt sich zunächst aus

Sieben Jahre später war die Favoritenrolle im Erstrundenmatch zwischen "Petko" und "OstaPENGko" klar an die schlaggewaltige, aber ebenso unberechenbare Lettin vergeben, die mittlerweile von Glen Schaap betreut wird. Doch die Darmstädterin machte gleich am Anfang deutlich, dass sie an ihre Chance glaubte. Bei den zweiten Aufschlägen von Ostapenko rückte Petkovic weit ins Feld hinein, um ihre Kontrahentin früh unter Druck setzen zu können. Was zunächst auch glückte.

Gleich das erste Aufschlagspiel der Weltranglistenzehnten holte sie sich zu Null. Petkovic hatte sich Anfang August mit ihrem Halbfinaleinzug in Washington viel Selbstvertrauen geholt. Allerdings gelang Powerspielerin Ostapenko, die wie gewohnt atemberaubende Gewinnschläge und haarsträubende Fehler zeigte, umgehend das Rebreak. Wie auch zum 3:3.

Dritter Doppelfehler von Petkovic beim ersten Satzball

Beim 4:5 und eigenem Aufschlag leistete sich die Hessin dann eine kurze, aber folgenschwere Schwächeperiode. Ein Vorhand-Fehler, ein Rückhand-Fehler, ein Winner von Ostapenko - und schon sah sich die Nummer 89 des WTA-Rankings drei Satzbällen gegenüber. Und es folgte, was sich in diesem Spiel angedeutet hatte: Mit ihrem dritten Doppelfehler "schenkte" die deutsche Nummer vier ihrer Gegnerin den ersten Satz nach 37 Minuten.

Und das wirkte nach. Petkovic geriet schnell mit 0:3 in Rückstand, kämpfte aber und gewann vier Spiele in Folge. Die zahlreichen Anfeuerungsrufe ("Auf geht's Petko, auf geht's!") im neu eröffneten und beeindruckenden Louis Armstrong Stadium beflügelten sie zudem. Nach einem weiteren Break ging Petkovic mit 5:4 in Führung - und holte sich wenig später mit einem Ass Satz zwei. Begleitet von einem laaangen, trotzigen Urschrei. Auch in ihrer Box war Vater Zoran, im inzwischen völlig durchgeschwitzten Hemd, die Freude anzusehen.

Andrea Petkovic ist eine, die immer wieder gerne nach New York kommt. Sie saugt die Energie dieses kulturellen Schmelztiegels auf wie ein trockener Schwamm das Wasser. Und die Hessin macht keinen Hehl daraus, dass sie eines Tages, nach dem Ende ihrer Profikarriere, einmal für einige Zeit im Big Apple leben möchte. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie "Petko" eins wird mit dieser verrückten City, die niemals schläft.

Satz drei: Die Hessin kämpft sich zurück - das Happyend bleibt aus!

Apropos Ratzen. Auch im dritten Satz verschlief Petkovic bei schwülwarmen Temperaturen (32 Grad Celsius) den Beginn und lief einem schnellen 1:4- bzw. 2:5-Rückstand hinterher. Ostapenko konnte sich steigern und in den entscheidenden Momenten ihre insgesamt hohe Fehlerquote minimieren.

Doch Petkovic bäumte sich gegen die drohende Niederlage und wehrte beim 3:5 zunächst zwei Matchbälle ab, ehe sie wenig später zum 5:5 ausglich. Doch in Ostapenkos folgendem Aufschlagspiel konnte "Petko" zwei Breakchancen zum möglichen 6:5 nicht nutzen.

Kurz darauf war auch die letzte Hoffnung dahin, nachdem die Darmstädterin zwei Spielbälle zum möglichen 6:6 ausließ. Zuvor war bereits Laura Siegemund (Metzingen) mit 3:6, 2:6 an Naomi Osaka (Japan/Nr. 20) gescheitert.

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