Roger, Rafa oder der Warum-Nicht-Zverev?

Von red
Roger Federer konnte letztmals 2008 in New York so richtig jubeln
© Jürgen Hasenkopf
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Wie spricht für den ersten Grand-Slam-Sieg von Alexander Zverev - was dagegen?

Oliver Faßnacht (DAZN/Eurosport): Pro: seine Form, seine Qualität, die Absagen von Sieganwärtern, Juan Carlos Ferrero im Team. Contra: Best of 5, Medienhype, Erwartungen, Federer und Nadal.

Jürgen Schmieder (Süddeutsche Zeitung): Bei Grand-Slam-Turnieren hat Zverev bislang noch nicht besonders viel erreicht. Es geht bei den US Open nicht nur darum, bei 40 Grad im Schatten sieben Partien durchzuhalten, die auch mal fünf Stunden lang dauern können. Niemand kann so lange das beste Tennis seines Lebens präsentieren, es geht deshalb während dieser zwei Wochen auch darum, Kräfte zu konservieren, einen Rhythmus zu finden und Rückschläge während einer Partie bewusst in Kauf zu nehmen. Sein neuer Trainer Ferrero sagt: "Psychisch liegt er auf einer Skala von eins bis zehn bei einer Fünf - da ist noch viel Luft nach oben." Bei der Psyche, da hilft kein mörderisches Trainingslager, Besessenheit kann eher hinderlich sein. Wenn er zwei Wochen lang eine Balance findet, kann das schon weit gehen.

Markus Theil (Eurosport): Wo ist sein Limit? Diese US Open werden wir ihn in seinem bislang stärksten Grand Slam Turnier erleben. Mittlerweile empfinden viele Beobachter ein Viertelfinale für ihn dort als Normalfall. Meines Erachtens ist bei den Ergebnissen 2017 alles für ihn drin. Er kann alle schlagen, Selbstvertrauen hat er en masse, das Umfeld ist perfekt, die Bühne liebt er - eine kraftsparende erste Woche könnte ihn zum Endspiel führen.

Alexander Antonitsch (Eurosport): Dafür spricht seine derzeitige Form und er hat auch gezeigt, dass er alle besiegen kann. Dagegen Best of Five und ob er mehrere dieser Matches back to back erfolgreich bestreiten kann.

Paul Häuser (SKY): Für Zverev spricht enorm viel, vor allem die zuletzt brutale Form und das Selbstbewusstsein (mal abgesehen vom frühen Aus in Cincy). Zverev wird in New York wieder die mentale Frische und die Fitness haben. Gegen ihn spricht das Best-of-Five-Format. Bislang war Zverev erst einmal in die zweite Woche eines Grand Slam Turniers vorgedrungen (Achtelfinale Wimbledon dieses Jahr). Zverev schafft bei diesen US Open seinen Grand-Slam-Durchbruch und kommt bis ins Halbfinale. Gegen Federer sehe ich ihn dann aber ganz knapp hinten. Für mich ist Zverev insgesamt sogar Kandidat Nummer Zwei für den Titel. Nur Federer traue ich noch mehr zu.

Christian Albrecht Barschel (tennisnet): Derzeit spricht viel für einen US-Open-Titel von Alexander Zverev. Novak Djokovic und Stan Wawrinka sind nicht dabei, Andy Murray ist angeschlagen. Hinter Roger Federer steht ein kleines Fragezeichen. Bei Rafael Nadal fällt die Prognose schwer. Kann Zverev die Gunst der Stunde nutzen? Ich denke, dass es mit dem ersten Grand-Slam-Titel noch etwas dauert. Auch ein frühes Ausscheiden von Zverev in den ersten beiden Runden ist vorstellbar. Bei den Turniersiegen in Washington und Cincinnati hätte er beinahe sein Auftaktmatch verloren. Kommt Zverev erst mal ins Rollen, wird es schwer werden, ihn zu stoppen.

Marcel Meinert (SKY): Er sollte sich Schritt für Schritt weiterentwickeln, natürlich hat er hohe Ziele. Ein Erfolg wäre für mich bereits das Erreichen des Viertelfinals. Die zweite Woche eines Grand Slams ist für ihn immer noch Neuland. Sowohl körperlich, als auch von der Erfahrung her, reicht es noch nicht für den ganz großen Wurf. Außerdem sind die eigenen Ansprüche und die der Öffentlichkeit gestiegen. Er ist längst kein "Dark Horse" mehr. Auch in dieser Beziehung muss er sich beweisen. Für ihn sprechen die enormen Fortschritte, die er unter Ferrero im mentalen Bereich und bzgl. der Konstanz gemacht hat. Das war schlichtweg beeindruckend - er war der beste Spieler des nordamerikanischen Hartplatzsommers. Aber das ist bei den US Open nichts mehr wert.

Florian Regelmann (SPOX): Es hat lange gedauert bei mir, aber Zverev hat mich mit seinem Nordamerika-Sommer jetzt echt gekriegt. Die Aura, die ihn jetzt schon umgibt, dass man immer das Gefühl hat, er wird das am Ende irgendwie gewinnen, auch wenn es zwischendrin mal nicht so läuft - das ist schon sehr beeindruckend. Von der Seite betrachtet ist er für mich auch auf einer höheren Ebene als alle anderen Jungstars. Aber: Er wird zwar weit kommen, aber er wird nicht den GOAT im Arthur Ashe schlagen, dafür ist zu viel Magie auf der anderen Seite des Netzes.

Jörg Allmeroth (tennisnet): Für Zverev wäre es ein Erfolg, die zweite Woche zu erreichen, also das Achtelfinale. Man darf nicht jedes Mal herkommen und von ihm einen Grand-Slam-Sieg erwarten, gar verlangen. Er war der vielleicht beste Spieler dieses Sommers in den USA bisher, aber die New Yorker Bühne ist noch einmal eine andere Herausforderung.

Florian Goosmann (tennisnet): Dafür: Form, Spiel, Selbstvertrauen. Dagegen: dass er erst mal in die finalen Major-Runden kommen muss. Was er in New York schaffen wird, zum Sieg langt's aber noch nicht.

Jens Huiber (sportradio360): Rom und Montreal haben gezeigt: Wenn Zverev einmal in Griffweite eines ganz großen Titels ist, dann packt er auch zu. Sollte er ins Finale kommen, wird er dieses auch gewinnen. Kleine Einschränkung: ein Vierstunden-Halbfinale als Hypothek.

Björn Walter (tennisnet): Für Zverev sprechen die beeindruckenden Triumphe in Washington und Montreal. Dass Seriensiege allerdings nicht spurlos an einem 20-Jährigen abperlen, wurde bereits in Cincinnati augenscheinlich. Es bleibt abzuwarten, ob Zverev die Spannkraft im Best-of-five-Modus bis zum Finalwochenende aufrechterhalten kann. Ich habe da meine Zweifel, auch wenn kein Gegner ein Duell mit dem jungen Deutschen präferieren dürfte.

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