Kein Respekt für die Titelverteidigerin

Von SID
Der Court Suzanne Lenglen ist oft nicht nett zu Nicht-Lokalmatadoren
© GEPA

Das berühmt-berüchtigte französische Publikum brachte Titelverteidigerin Garbine Muguruza zum Weinen - und Lokalmatadorin Kristina Mladenovic zum Strahlen: Die Stuttgart-Finalistin soll den ersten Heim-Triumph bei den French Open seit 17 Jahren holen.

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Garbine Muguruza verließ die Stätte ihrer Demütigung mit Tränen in den Augen. Und die gestürzte spanische Titelverteidigerin machte bei ihrem vorzeitigen Abgang von der French-Open-Bühne deutlich, was sie vom berühmt-berüchtigten Pariser Publikum hält.

Nicht viel - bis nichts. "Sie hätten ein bisschen respektvoller sein sollen. Es war hart für mich, dort zu spielen. Es war wirklich kein gutes Gefühl. Ich bin ja nicht hier, um mir Feinde zu machen", sagte Muguruza nach dem 1:6, 6:3, 3:6 im Achtelfinale gegen die frenetisch angefeuerte Lokalmatadorin Kristina Mladenovic (Nr. 13).

Immer wieder musste der Stuhlschiedsrichter die lautstarke Menge beruhigen. Es herrschte unter den 10.062 Menschen eine Stimmung wie bei einem Fußballspiel. Zwischen erstem und zweiten Aufschlag von Muguruza gab es immer wieder Zwischenrufe und Pfiffe.

Ein wahres Kontrastprogramm zur gediegen-respektvollen Atmosphäre in Wimbledon, aber selbst zum trubelig-verrückten Flushing Meadows. Muguruza-Coach Sam Sumyk, übrigens selbst Franzose, schimpfte nachher via Twitter über die Zuschauer: "Erbärmlich und ohne Klasse."

Manchmal ein Tollhaus

Selbst der allseits beliebte Roger Federer hatte sich vor ein paar Jahren einmal genötigt gesehen, das Tennis-Publikum am Bois de Boulogne einzubremsen. "Shut up!", hatte der wutentbrannte Maestro während eines Matches gebrüllt. Ein Indiz dafür, wie die manchmal ins feindselig abdriftende Stimmung auf den Rängen im Stade Roland Garros selbst die Stars zermürben kann.

Wie tief Muguruza das Buhen im Tollhaus Suzanne Lenglen getroffen hatte, zeigte sich wenig später. Die Weltranglistenfünfte, vor einem Jahr noch die gefeierte Sandplatzkönigin vom Eiffelturm, bekam auf der Pressekonferenz einen Weinkrampf und verließ danach sogar kurz den Raum. "Es war einfach eine sehr schmerzhafte Niederlage - unter diesen Bedingungen", sagte Muguruza.

Mladenovic sorgte trotz 16 Doppelfehlern (!) dafür, dass erstmals seit 23 Jahren wieder zwei Französinnen in der Runde der letzten Acht von Paris stehen, da sich am Montag im direkten Achtelfinal-Duell noch Caroline Garcia (Nr. 28) und Alize Cornet gegenüberstehen.

Keine Beschwerden in Stuttgart

Die Grande Nation träumt vom ersten Heimsieg seit dem French-Open-Coup von Mary Pierce vor 17 Jahren. "Wir stehen im Viertelfinale", rief die extroverierte Mladenovic den Zuschauern nach ihrem Sieg gegen Muguruza zu und fügte an: "Ihr bringt mich zum Weinen, aber ich liebe es, vor euch zu spielen."

Die Kritik der Titelverteidigerin am Verhalten des Publikums konnte die an Position 13 gesetzte Mladenovic nicht nachvollziehen: "Die Zuschauer haben keine Grenze überschritten", beheuptete Mladenovic und erinnerte sich an ihre Final-Niederlage in Stuttgart Ende April gegen Laura Siegemund: "Auch da ging es heiß her - und ich habe mich nicht beschwert, weil Stimmung dazugehört."

Während Mladenovic nun auf Timea Bacsinszky (Schweiz) trifft, bekommt es die Dänin Caroline Wozniacki (Nr. 11) mit der ungesetzten Jelena Ostapenko zu tun, die als erste Lettin in der Open Era das Viertelfinale von Paris erreichte.

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