Tennis-Geschichte auf Lenglen

SID
Jelena Ostapenko steht in ihrem ersten Major-Halbfinale
© GEPA

Jelena Ostapenko steht als erste Lettin in einem Halbfinale bei einem der vier Majors: Die 19-Jährige besiegte Caroline Wozniacki in drei Sätzen und entschied damit auch das vierte Duell mit der Dänin für sich. Ostapenko trifft nun auf Timea Bacsinszky, die sich gegen Kristina Mladenovic in zwei Sätzen durchsetzte.

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Von Jens Huiber aus Paris

Der Suzanne Lenglen war deutlich abgekühlt seit jenem Sonntagnachmittag, nicht nur, weil mittags ein kurzer Schauer den Temperatursturz noch untermauerte. Vor zwei Tagen hatten sich Kristina Mladenovic und Garbine Muguruza ein hitziges Duell geliefert, vor einer Kulisse, die, je nach Deutung, eine elektrisierende oder aber eine zugunsten der Lokalmatadorin unfaire Atmosphäre erzeugte. Caroline Wozniacki genießt ob ihrer einnehmenden Persönlichkeit beinahe überall in der Tenniswelt Heimvorteil.

Wozniacki erwischte den besseren Start, legte zum 5:0 vor. Die Platzmeister sparen bei der 2017er-Ausgabe der French Open bei der Sandauflage, der stürmische Wind sorgte dennoch immer wieder für Unterbrechungen, weil sich die Spielerinnen Sandkörner aus den Augen reiben mussten. Ostapenko nutzte gegen Ende des ersten Durchganges ihre Chancen besser, ganz herankommen konnte sie nicht. 6:4 Wozniacki nach 49 Minuten.

Punkt, Fehler, Punkt

Ostapenko nahm den Schwung des späten ersten Satzes mit, legte mit einem Break zum 2:1 vor. Wozniacki schaffte umgehend den Ausgleich, ein unerreichbarer Vorhand-Return reichte, den Rest besorgte die 19-Jährige aus Riga mit einer Serie an unerzwungenen Fehlern höchstselbst. Ostapenko war von sich selbst nicht beeindruckt, legte bei Aufschlag Wozniacki gleich wieder zum 3:2 nach. Beim Stand von 5:2 wurde das Match erstmals unterbrochen, der Wind hatte einen Regenschauer zurück über Roland Garros gebracht.

Alle drei bisherigen Begegnungen bis zum stürmischen Dienstag in Roland Garros hatte Jelena Ostapenko gewonnen. Eine junge Frau, die zweifellos über das Tempo in ihren Grundschlägen verfügt, um ganz vorne mitzuspielen, die aber eigentlich genau in jene Kategorie von Gegnerinnen fällt, die Caroline Wozniacki mit ihren defensiven Möglichkeiten beherrschen sollte. In der Theorie trifft sich Ostapenkos flaches Spiel besser mit den stürmischen Verhältnissen, Wozniacki setzt auf mehr Spin.

Kein Licht mehr

Mehr als drei Stunden dauerte es bis zur Wiederaufnahme, Ostapenko hielt sich nicht lange auf, nutzte gleich ihren ersten Satzball zum 6:2. Drei Spiele später zog der nächste Regenschauer über Roland Garros. Beim dritten Versuch hatte sich bereits der Schatten über den Court Suzanne Lenglen gesenkt. Und für Wozniacki gab es auch kein Licht mehr: Nach 1:53 Stunden hatte sich Jelena Ostapenko mit 4:6, 6:2 und 6:2 durchgesetzt und trifft nun auf Timea Bacsinszky. Die Schweizerin nahm den Franzosen bei ihrem Zweisatz-Erfolg gegen Kristina Mladenovic wohl deren größte Hoffnung auf einen Heim-Titel, am Mittwoch wird nun Caroline Garcia die Hoffnungen der "Grande Nation" gegen Karolina Pliskova alleine schultern müssen.

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