Ein Dienstag zum Vergessen

Jan-Lennard Struff ist gegen Tomas Berdych zu spät in Fahrt gekommen
© GEPA

Kein deutscher Profispieler steht in der zweiten Runde der French Open 2017. Der Dienstag brachte viel Ernüchterung. Grund zu übertriebenem Pessimismus gibt es dennoch keinen.

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Von Jens Huiber aus Paris

Unter dem Strich bleibt nach jenem verheerenden Dienstagnachmittag in Paris also stehen: vier Herren-Matches mit deutscher Beteiligung, vier Niederlagen, zwei Satzgewinne, davon einer schon am Montag. Mit Ausnahme des Ausscheidens von Alexander Zverev gegen Fernando Verdasco war der Verlauf der Matches allerdings keine große Überraschung. Gemäß der Weltrangliste gab es a priori für Philipp Kohlschreiber, Dustin Brown und Jan-Lennard Struff wenig zu erwarten, die Auslosung hatte ihnen durchwegs die erweiterte Weltspitze zugedacht, selbst Zverev war mit dem routinierten Weltranglisten-35. aus Spanien ein schwieriges Los beschieden.

Der Spielplan immerhin hat es erlaubt, alle deutschen Spiele fast in Gänze zu verfolgen. Matches, die in keinem Zusammenhang gestanden haben, die deutschen Profis sind Einzelunternehmer, die Familie Zverev einmal ausgenommen. Philipp Kohlschreiber, so hat es die langjährige deutsche Nummer eins sinngemäß nach seinem Ausscheiden gegen Nick Kyrgios formuliert, hat gegen ein gutes gesamtdeutsches Abschneiden nichts einzuwenden, wenn es bei ihm selbst nicht gut laufe, helfen ihm Siege der Landsleute auch nicht weiter.

Wenig Matchglück

Kohlschreiber hat den Tag auf Court 2 eröffnet, sich nach seiner Verletzung gut vorbereitet gefühlt, in den letzten Tagen mit Spitzenkräften wie Rafael Nadal und Dominic Thiem trainiert. Und war den Aufschlägen von Kyrgios dann doch nicht gewachsen. Eben das haben in diesem Jahr schon ein paar große Kaliber erfahren, Novak Djokovic oder Alexander Zverev etwa. Der Australier ist immer ein Kandidat, irgendwann die Lust zu verlieren, der Tiebreak im zweiten Satz ist aus Sicht von Philipp Kohlschreiber extrem unglücklich verlaufen. Kohlschreiber wollte das nicht beklagen, wahr ist aber auch, dass ihm 2017 das Spielglück fehlt, sei es in Dubai gegen Andy Murray, sei es in Marrakesch gegen Borna Coric.

Alexander Zverev hat eigenem Bekunden nach beschissen gespielt, was nach seinen Maßstäben vielleicht stimmt, objektiv betrachtet hat der 20-Jährige zum wiederholten Male gezeigt, dass man einen absolut spektakulären Tag braucht, um gegen ihn gewinnen zu können. Fernando Verdasco hat einen solchen erwischt, öfter die Initiative ergreifen können als Zverev. Der Aufschlag des Deutschen hat weniger direkte Punkte eingebracht als sonst, auch das ist eben ein integraler Bestandteil seines Spiels. Dass sich, vor allem auch während der ersten Etappe am Montag, immer wieder ein ungläubiges Raunen ob der Wucht von Zverevs Rückhand im Publikum breit gemacht hat, mag der deutschen Nummer eins entgangen sein. Es war aber da.

Start verschlafen

Viel geraunt wurde auch auf Suzanne Lenglen. Dustin Brown hat seine typischen Attribute ins Spiel gebracht, Gael Monfils nicht den Hauch eines Rhythmus gegeben - und dabei oft über das Ziel (und die Grundlinie) hinausgeschossen. Der Franzose ist von seiner Bestform weit entfernt, für ein Erstrunden-Aus beim Heim-Grand-Slam war dennoch ausreichend Konzentration und die athletischen Möglichkeiten da.

Struff schließlich hat auf Court 1 die Lichter ausgemacht, die ersten beiden Sätze gegen Tomas Berdych glatt verloren. Gegen einen Berdych übrigens, der sich leichtfüssig bewegt hat wie selten, der jedem Ball mit Verve nachgegangen ist. Und das, obwohl Coach Goran Ivanisevic dem Anschein nach lieber ganz woanders sein wollte. Struff hätte nach Break-Rückstand in Satz drei locker auslaufen können. Ist er aber nicht. Vom Satzgewinn kann sich der Warsteiner nichts kaufen. Auch dieser Matchverlauf bestätigt aber, dass dieser Nachmittag aus deutscher Sicht auch anders, besser hätte enden können.

Hier die Auslosung für die French Open der Herren

Hier der Spielplan

Die aktuelle ATP-Weltrangliste

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