"Sweet Caroline": Wozniacki und ihr Glück namens Daphne

Von Ulrike Weinrich
Caroline Wozniacki badete nach dem Gewinn ihres ersten Major-Titels im Glück
© getty

Caroline Wozniacki strahlte beim offiziellen Fotoshooting mit ihrer Daphne um die Wette. Die Dänin war nach dem Gewinn ihres ersten Grand-Slam-Titels bei den Australian Open beseelt vor Glück.

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Von Ulrike Weinrich aus Melbourne

Am Tag danach hatte das Lächeln nichts von seiner Strahlkraft eingebüßt. "Queen Caro von Melbourne" saß in ihrem himmelblauen Kleid in einer Gondel mit dem passenden Namen Victoria und war bei Temperaturen von 35 Grad Celsius überglücklich auf dem Ornamental See im Botanischen Garten unterwegs. Beobachtet von den Kamera-Objektiven der Weltpresse.

Ein Champion in seinem Element, endlich belohnt nach Jahren des Wartens, den immer gleichen, bohrenden Fragen. Nach herben Rückschlägen - auf und abseits des Courts. Nach einem denkwürdigen Comeback, das als Krönung die doppelte Belohnung parat hatte: Den ersten Major-Titel und den Sprung zurück auf den Tennis-Thron nach fast exakt sechs Jahren.

Endstation Sehnsucht in einer australischen Sommernacht

"Ihre Daphne", wie Wozniacki die stattliche Henkel-Siegertrophäe bezeichnete, hielt die 27-Jährige an diesem sonnigen Sonntag fast immer fest umschlungen. "Ich werde mit ihr die ganze Nacht schmusen, sie ist so wunderschön. Und das, für was sie steht, macht Daphne so speziell ", hatte die Dänin am Abend zuvor nach dem 7:6 (7:2), 3:6, 6:4 im hochspannenden Finale des Happy Slams gegen die topgesetzte Simona Halep (Rumänien) gesagt.

Wozniacki hatte ihre Endstation Sehnsucht an diesem schwülwarmen australischen Sommerabend in der Rod Laver Arena erreicht. Natürlich wurde nach der Siegerehrung der Song "Sweet Caroline" von Neil Diamond gespielt. In einer Textzeile heißt es da: "Schöne Zeiten schienen noch nie so schön zu sein." The Herald Sun titelte am Tag darauf: "Das lange Warten hat ein Ende". The Age schrieb vom "Durchbruch" der Wahl-Monegassin: "Endlich".

"Caro" macht Druck: Coverbild auf "Elle" als neues Ziel

Wozniacki selbst machte keinen Hehl daraus, dass sie vor allen Dingen eine Sache an ihrem Debüt-Coup Down Under zu schätzen wusste. "Ich werde diese eine Frage nie mehr gestellt bekommen", sagte "Caro", nachdem sie sich einst als Nummer eins immer dafür rechtfertigen musste, noch kein Grand-Slam-Event gewonnen zu haben. Aber weil sie nach über zwölf Jahren auf der Tour längst ein gebranntes Kind ist, fügte sie schmunzelnd an: "Ich warte jetzt schon auf die Frage: Wann gewinnst du dein zweites Major", rief Wozniacki bei der Pressekonferenz den Journalisten zu - und nahm wenig später einen großen Schluck Champagner. "Skal!"

Ihr Vater Piotr und ihr Verlobter David Lee hatten zu dieser Zeit in den Katakomben schon mit Rotwein angestoßen. Der Wert ihrer Männer-Combo war Wozniacki auch in den Stunden ihres bislang größten Erfolges bewusst. "Papa, du hast immer an mich geglaubt. Schon als ich damals mit sieben Jahren mit dem Tennis angefangen habe - danke", meinte sie in Richtung des ehemaligen Profifußballers, der einst auch für Waldhof Mannheim kickte. Ihrem Manager Julien Cassaigne gab sie vor einem Millionenpublikum einen besonderen Auftrag mit auf den Weg. Er soll das Hobby-Model, das auf dem Weg ins Endspiel von Melbourne zwei Matchbälle abwehrte, auf das Cover des Kult-Magazins "Elle" bringen. Dürfte kein Problem werden!

Der Verlobte als wertvoller Einflüsterer

Entscheidende Bedeutung kommt auch dem 2,06 Meter großen Amerikaner David Lee (34) zu, einem ehemaligen Weltklasse-Basketballer, der unter anderem für die Golden State Warriors und die San Antonio Spurs spielte. "Er kann mir wertvolle Tipps geben, weil er selbst Profisportler war. Manchmal sagt er etwas und ich denke: Stimmt, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht", erzählte Wozniacki in den Tagen des Happy Slams über den zweimaligen NBA-AllStar, der ihr im Urlaub im November 2017 auf Bora Bora einen Heiratsantrag machte: "David ist immer positiv, das hilft mir. Auch vor dem Finale, als ich sehr nervös war."

Noch gut sind die Bilder der tieftraurigen Wozniacki in Erinnerung, die 2014 eigentlich den Golfstar Rory McIlroy heiraten wollte. Die Einladungen waren verschickt, die New Yorker Location für die mehrtägige Feier gebucht, doch der Nordire beendete in einem siebenminütigen Telefongespräch mit Wozniacki die Beziehung abrupt. In dieser Krise sprang ihr ausgerechnet Serena Williams zur Seite, die ihre Freundin mit gemeinsamen Ausflügen samt Popcorn-Gelage ablenkte. Wozniacki lief dem Liebeskummer davon und absolvierte den New York Marathon in beeindruckenden 3:26 Stunden. Das Australian-Open-Finale am Samstag bezeichnete sie als "emotional härter" als die 42,195 Kilometer durch den Big Apple.

Tipps an Klopps FC Liverpool: "Nichts ist unmöglich"

Im Gegensatz zu Williams beschäftigt sich Wozniacki noch nicht mit Familienplanung. "Ich will später mal Kinder, aber im Moment ist das noch kein Thema." Vielmehr peilt der erste dänische Grand-Slam-Champion überhaupt weitere Großtaten an. Und der Genussfaktor ist hoch, nachdem die 27-Jährige wegen diverser Verletzungen (Knie, Schulter, Knöchel) zwischenzeitlich sogar bis auf Rang 74 abgestürzt war. Vor den US Open im August 2016. "In dieser Zeit denkt man über vieles nach", räumte sie ein. Sicher auch über einen etwaigen Rücktritt. Doch eine wie Wozniacki, die mit 19 Jahren das erste Mal in einem Major-Endspiel stand, die kämpft.

Und zum Abschluss des Tages hatte die neue und alte Branchenführerin noch einen Tipp für Jürgen Klopp parat. Wozniacki ist glühender Fan des FC Liverpool. Die Reds warten in der Premier League noch immer auf ihre erste Meisterschaft. "Nichts ist unmöglich, das habe ich zu sagen", formulierte sie die Botschaft in Richtung der Mannschaft von Coach Klopp. Queen Caro von Melbourne hat gesprochen!

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