"Rendezvous" mit dem "Ex" am Geburtstag: Kerber trifft auf Beltz

Von Ulrike Weinrich
Angelique Kerber eilte in die zweite Runde von Melbourne
© getty

Nach ihrem klaren Auftaktsieg wartet auf Angelique Kerber bei den Australian Open eine besondere Begegnung: An ihrem 30. Geburtstag am Donnerstag spielt sie gegen den neuen Schützlings ihres ehemaligen Coaches Torben Beltz.

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Von Ulrike Weinrich aus Melbourne

Einen Fallschirmsprung über Melbourne wird es am Donnerstag nicht geben. Zumindest nicht von Angelique Kerber und Torben Beltz. Dabei ist die Wette von 2016 noch nicht eingelöst. Damals holte sich die Kielerin Down Under ihren ersten Grand-Slam-Titel - und schwamm mit ihrem Coach Beltz vor einem Meer aus TV-Kameras im Yarra River. Eine schöne Idee. Eine viel länger zurückliegende Abmachung war aber, dass beide im Fall des ersten Major-Coups von Kerber den Abflug aus luftigen Höhen wagen.

"Diesen Fallschirmsprung", sagte Kerber nach dem lockeren 6:0, 6:4-Auftakterfolg bei den Australian Open gegen Anna-Lena Friedsam (Neuwied), "wird es vielleicht erst nach meinem Karriereende geben." Zu einem Wiedersehen der besonderen Art indes kommt es definitiv aber schon in der zweiten Runde des ersten Majors 2018. Kerber trifft am Donnerstag auf Donna Vekic - und die Kroatin wird seit ein paar Wochen von Beltz trainiert, nachdem der 41-Jährige am Ende der vergangenen Saison seinen Job als Coach der früheren Nummer eins verlor.

"Jeder wird da draußen seinen Job machen"

Dass das "Rendezvous" mit dem "Ex" ausgerechnet an Kerbers 30. Geburtstag stattfindet, ist eine weitere spannende Randnotiz. Wer vor dem Duell allerdings eine verbale Schlammschlacht erwartet hatte, der sah sich getäuscht. Was nicht überrascht, wenn man die beiden Charaktere einzuschätzen weiß. "Wir haben uns nicht im Schlechten getrennt. Und ich weiß, er wünscht mir nichts Böses. Jeder wird da draußen seinen Job machen und sein Bestes versuchen", sagte Kerber mit Blick auf Beltz, der sie mit einer kleinen Unterbrechung seit frühster Jugend betreut hatte.

Den Schritt weg von Beltz, also raus aus der vertrauten Wohlfühloase, hin zu neuen Ufern und dem erfahrenen Belgier Wim Fissette, hat sie nicht bereut. Zehn Siege in zehn Matches seit Jahresbeginn sprechen nach der verkorksten Saison 2017 eine deutliche Sprache. Es sei für sie "der richtige Zeitpunkt" gewesen, etwas zu ändern.

Für Beltz war die Trennung "nachvollziehbar"

Wer Kerber kennt, der weiß, wie wichtig ihr Bewährtes ist. Den Neustart bewerkstelligte die Linkshänderin auch so problemlos, weil sie in den vergangenen 24 Monaten enorm gereift ist - und sich nach der emotionalen Achterbahnfahrt demütig zeigte: "Ich bin dankbar für diese zwei extremen Jahre", sagte sie am Dienstag und meinte über den Grund für die beendete Zusammenarbeit: "Torben und ich hatten gemeinsam Auf und Abs. Es war an der Zeit für beide, verschiedene Wege zu gehen."

Auch Beltz, der Kerber nach ihrem Sieg in Sydney am vergangenen Samstag gratulierte, freut sich auf die Begegnung. "Es ist schon etwas Besonderes, klar. Ich habe mit Angie viel erlebt, wir hatten eine tolle Zeit zusammen", sagte der 41-Jährige im tennisnet-Interview. Einen bitteren Nachgeschmack hat die Trennung nicht hinterlassen. Sie war für Beltz sogar "nachvollziehbar". "Trotzdem habe ich bis zum Schluss daran geglaubt, dass wir das noch gemeinsam schaffen und hinbekommen können. Sogar noch beim letzten Turnier in Zhuhai", betonte er.

Kerber will Beltz und Fissette nicht vergleichen

Vergleichen möchte Kerber die beiden Coaches Fissette und Beltz nur ungern. "Es sind einfach zwei verschiedene Personen, zwei verschiedene Trainer - und jeder hat seine eigene Sicht." Alles ist bei Kerber aber dann doch nicht neu. Nach dem Training am Mittwoch will sie sich wie so oft an spielfreien Tagen die Zeit nehmen und im urbanen Melbourne gemütlich einen Kaffee trinken gehen. Am Tag darauf wartet dann ein besonderes Wiedersehen - das Tennis-"Rendezvous" mit dem "Ex".

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