Görges-Triumph und billiges Laufstegspektakel

Julia Görges - Kuss ins Glück
© getty

Während Julia Görges mit ihrem Triumph bei der B-WM in Zhuhai für das positive Highlight der Woche sorgte, verkam die Eröffnungszeremonie für die ATP NextGen Finals zum halbseidenen Auslosungs-Spektakel.

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Beginnen wir mit dem Angenehmen, das die vergangene Tenniswoche bot. Das Angenehme verbindet sich, nicht gerade schwer zu erraten, mit dem Namen Julia Görges: Die 28-jährige Bad Oldesloerin, die ihren Lebensmittelpunkt inzwischen in Niederbayern gefunden hat, setzte als Siegerin bei der B-WM das letzte große Ausrufezeichen in dieser Frauentennis-Saison.

Unverhofft kommt oft: Ausgerechnet Görges, die in den letzten Jahren meist im Schatten stand, wenn die Kerbers, Petkovics oder auch Lisickis die großen Schlagzeilen abbekamen, geht nun als neue nationale Nummer 1 in die nächste Serie im Wanderzirkus.

Nichts muss ab Januar 2018 dann unmöglich sein für Görges. Vor allem, wenn sie weiter so klar strukturiert arbeitet und nun auch das Gefühl mitnimmt, in entscheidenden Situationen das beste Tennis zeigen und Pokale gewinnen zu können. Dies, unter anderem, war ihr größtes Defizit in all den Monaten und Jahren, die ihrem elektrisierenden Sieg beim Porsche Grand Prix 2011 folgten.

"Jule" obenauf

Görges hatte die Power, das Potenzial für Topergebnisse, doch oft fehlten der Plan und die Präzision für den Sprung weit nach vorn. Görges war das, was man in der Branche eine Underperformerin. Sie spielte schlicht oft weit unter ihren Möglichkeiten.

Gut, dass die 28-jährige ihrer Karriere einen radikalen Dreh verschaffte, indem sie die eingefahrenen Wege verließ, sich grundsätzlich neu orientierte und sich auch klar machte, was sie mit wem und wie tun muss, um erfolgreich zu sein. Klingt einfach, ist aber oft äußerst schwierig. Und für viele nicht so naheliegend, wie man meint.

Görges als neue Nummer 1 hierzulande, da fällt natürlich auch der Blick auf Angelique Kerber - die Frau, die vor rund zwölf Monaten in Feierlaune auf ihr Traumjahr 2016 zurückblickte. Wohin Kerber nun steuert, gehört zu den schwierigsten Fragen, die sich für 2018 stellen. Für Kerber selbst geht es darum, sich selbst eine entscheidende Frage zu beantworten: Setze ich jetzt doch einmal auf radikale Veränderung? Oder glaube ich, mit dem schon einmal erfolgreichen Team Kerber die nächste Wende zu schaffen?

Peinliches Spektakel in Mailand

Nun zum weniger Angenehmen. Was die ATP bei der Premiere ihres NextGen-Finales in Mailand zum Start veranstaltete, ein halbseidenes, schlüpfriges Auslosungs-Spektakel, war derart gruselig, dass man es zunächst als Fake News hätte einstufen können. Monatelange Vorbereitung - und dann diese Aufführung, mit der man sich zum Gespött nicht nur der Tenniswelt macht: Da ist schon die Frage, ob es allein mit einer Entschuldigung von ATP-Chef Chris Kermode getan ist. Oder ob da nicht auch Verantwortliche ihren Posten räumen müssen.

Die eigentlich lobenswerte Innovation, ein Showdown mit den Stars von Morgen, geriet so erst einmal in ein komplett schiefes Licht. Nun müssen die Spieler dafür sorgen, dass dieses Turnier die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient. Nämlich die Aufmerksamkeit auf dem Centre Court - und nicht auf einem improvisierten, billig anmutenden Laufsteg.

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