Die Unvollendeten – Die 10 besten Damen ohne Grand-Slam-Titel

Diese zehn Spielerinnen haben eine glanzvolle Karriere hingelegt mit einem kleinem Schönheitsfehler: der fehlende Sieg bei einem Grand Slam.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 11.10.2016, 16:14 Uhr

Was haben Agnieszka Radwanska, Caroline Wozniacki, Jelena Jankovic und Simona Halep gemeinsam? Richtig, sie alle haben noch kein Grand-Slam-Turnier gewonnen. Doch für alle genannten Akteure ist die Zeit als Tennisprofi noch nicht beendet. Deshalb haben sie alle noch die Chance, zumindest einmal eines der vier „Major”-Turniere zu gewinnen. Falls ihnen das nicht gelingen sollte, könnten sie allesamt nach dem Karriereende in der Liste der besten Spielerinnen ohne Grand-Slam-Titel landen, dietennisnet.comin einer Top-Ten-Liste präsentiert.

Platz 10: Zina Garrison

Zina Garrison ist als afroamerikanische Spielerin eine Wegbereiterin für die Williams-Schwestern. Das Markenzeichen der US-Amerikanerin: ihre prägnante Haltung beim Return – tief gebückt, den Schläger parallel zu den Seitenlinien nach vorne gerichtet, ohne ihn mit der Nicht-Schlaghand zu stützen. Garrison gewann in ihrer Karriere 14 Einzeltitel, stand in 22 weiteren Finals und schaffte es bis auf Platz 4 im WTA-Ranking. 1990 holte sie in Wimbledon zum großen Wurf aus, besiegte nacheinander Monica Seles und Steffi Graf, verlor aber das Finale gegen Martina Navratilova. Hinzu kommen vier weitere Halbfinalteilnahmen und zehn Viertelfinals bei Grand Slams. Garrison gehörte damals zu eines der wenigen Kraftpakete auf der WTA-Tour. „Damals wurde von den Spielerinnen erwartet, richtig dünn zu sein. Meine genetischen Voraussetzungen sind andere“, erklärte Garrison 2014 im Vorfeld der TV-Show „The Biggest Loser“. Die US-Amerikanerin nahm nach einer erheblichen Gewichtszunahme an der Abnehmshow teil, schied jedoch als erste Teilnehmerin aus.

Platz 9:Vera Zvonareva

Die Karriere von Vera Zvonareva ist mittlerweile zu Ende, sodass sie in dieser Liste ihre Berechtigung findet. Die Russin gewann in ihrer Karriere zwölf WTA-Titel sowie die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking. 2010 stand sie in Wimbledon sowie bei den US Open im Finale und schaffte es bis auf Platz zwei im WTA-Ranking. Hinzu kommen zwei Halbfinalteilnahmen bei den Australian Open. Während es im Einzel nicht mit einem Grand-Slam-Titel klappte, holte sie sich im Doppel und Mixed jeweils zwei „Major“-Trophäen. Was von Zvonareva neben ihrem teils aufbrausendem Temperament auf dem Platz in Erinnerung bleibt, sind auf jeden Fall ihre Rituale. Sie spielte sich so gut wie immer in langen Klamotten ein – egal, wie warm es auch war. Außerdem vergrub sie sich bei jedem Seitenwechsel mit dem Kopf unter ihrem Handtuch, um sich besser zu konzentrieren. Neben dem Platz machte die Russin auch eine gute Figur.Im Jahr 2011 gewährte sie Einblicke für das ESPN Body-Issue-Magazin.

Platz 8:Pam Shriver

Die Bilanz von Pam Shriver liest sich eindrucksvoll: 21 Grand-Slam-Titel, Gewinn des Grand Slams im Jahre 1984, zehnmal Weltmeisterin, 112 Turniersiege, olympisches Gold. Pam Shriver hat alles gewonnen, was es zu gewinnen gab, und zwar im Doppel. Shriver ist nach Martina Navratilova, mit der sie das weltbeste Doppel aller Zeiten bildete, die erfolgreichste Doppelspielerin der Geschichte. Aber auch im Einzel legte die US-Amerikanerin eine glanzvolle Karriere hin. Bereits bei ihrem zweiten Grand-Slam-Turnier, den US Open 1978, erreichte die damals 16-jährige Shriver das Finale und verlor dieses gegen Chris Evert. Es sollte das einzige Grand-Slam-Endspiel bleiben. Zwar stand sie acht weitere Male im Halbfinale bei den „Majors“, aber mehr war nicht drin für Shriver, die es liebte, bei jeder Möglichkeit ans Netz zu stürmen. Ihr offensives Spiel brachte der US-Amerikanerin nicht nur 21 Einzeltitel, sondern auch bis auf Platz drei in der Weltrangliste.

Platz 7:Wendy Turnbull

Wendy Turnbull ist ebenfalls eine dieser Spielerinnen, die im Doppel und Mixed Grand-Slam-Titel gewann, insgesamt neun, aber nicht im Einzel. Die Australierin stand 1977 bei den US Open, 1979 bei den French Open und 1980 bei den Australian Open im Finale, verlor jedoch alle drei Partien. Hinzu kommen vier weitere Halbfinalteilnahmen bei Grand-Slam-Turnieren. Turnbull stand im WTA-Ranking auf Platz drei. In ihrer Heimatstadt Brisbane wurde ein Park nach ihr benannt.

Platz 6:Rosie Casals

Rosie Casals hat genauso wie Pam Shriver und Wendy Turnbull im Doppel ordentlich abgeräumt und bildete mit Billie Jean King eines der erfolgreichsten Doppel aller Zeiten mit insgesamt 56 gemeinsamen Turniersiegen. Im Einzel reichte es für die US-Amerikanerin nicht zu einem Grand-Slam-Titel. 1970 und 1971 verlor sie das Finale bei den US Open. Hinzu kommen sieben Halbfinalteilnahmen bei den Grand Slams, darunter viermal in Wimbledon. Casals war an der Gründung der WTA beteiligt und kämpfte für die Gleichheit der Damen zu ihren männlichen Kollegen, vor allem bei der Frage des Preisgeldes.

Platz 5:Mary Joe Fernandez

Ihr Markenzeichen war ihr lang geflochtener Rapunzel-Zopf und das weiße Stirnband, das sie bei fast jedem Match trug: Die Rede ist von Mary Joe Fernandez. Die US-Amerikanerin gehörte Ende der Achtziger und in den Neunzigern zu den konstantesten Spielerinnen im Damentennis und schaffte es bis auf Platz vier in der Weltrangliste. Fernandez galt als Tennis-Wunderkind und bestritt schon mit 13 Jahren bei den French Open 1985 ihr erstes Grand-Slam-Turnier. Bei den US Open 1985 wurde sie acht Tage nach ihrem 14. Geburtstag die jüngste Spielerin, die bei den US Open ein Hauptrundenmatch gewann. Doch erst einige Jahre später kam die Karriere von Fernandez so richtig in Schwung. Die US-Amerikanerin, die für viele zu den schönsten Tennisspielerinnen zählt, erreichte insgesamt drei Endspiele bei Grand-Slam-Turnieren und stand bei allen vier „Majors“ mindestens im Halbfinale. Bei den Australian Open 1990 und 1992 war Fernandez gegen Steffi Graf und Monica Seles im Finale chancenlos. Bei den French Open 1993 stand erneut Steffi Graf im Weg, gegen die Fernandez eine vernichtende 0:17-Bilanz in ihrer Laufbahn vorzuweisen hatte.

Ihr legendärstes Match spielte die US-Amerikanerin ebenfalls bei den French Open 1993. Im Viertelfinale lag sie gegen die Argentinierin Gabriela Sabatini aussichtslos mit 1:6 und 1:5 zurück, ehe ihre Aufholjagd begann und nach Abwehr von fünf Matchbälle und mehr als dreieinhalb Stunden mit 1:6, 7:6 (4) und 10:8 siegte. Der große Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier blieb ihr jedoch verwehrt. Die dünne und zierliche Fernandez galt vielen Experten als zu brav für den großen Wurf. Was die US-Amerikanerin im Einzel nicht schaffte, machte sie im Doppel dagegen umso besser. Bei den Australian Open 1991 (mit Patty Fendick) und den French Open 1996 (mit Lindsay Davenport) siegte sie in der Doppelkonkurrenz. Gemeinsam mit ihrer Namensvetterin Gig Fernandez gewann sie 1992 und 1996 bei den Olympischen Spielen die Goldmedaille für die USA. Auch in der Einzelkonkurrenz errang sie bei Olympia 1992 die Bronzemedaille und wurde 1996 Vierte. Nach acht Jahren als Fed-Cup-Kapitänin der USA hat die zweifache Mutter vor kurzem ihr Amt niedergelegt.

Platz 4:Andrea Jaeger

Andrea Jaeger galt in den Achtzigern als neues Wunderkind im Tennis. Sie sollte ihren US-amerikanischen Landsfrauen Martina Navratilova und Chris Evert Paroli bieten und diese im Laufe der Jahre als Vorzeigespielerin ablösen. Mit 15 Jahren gehörte Jaeger bereits zur Weltspitze und gewann vier ihrer insgesamt acht Turniersiege in diesem Alter. 1980 war sie die jüngste Halbfinalistin in der Geschichte der US Open. Zu einem Grand-Slam-Sieg reichte es jedoch nicht. Zweimal (French Open 1982, Wimbledon 1983) stand Jaeger im Endspiel, zweimal verlor sie gegen Navratilova, hinzu kommen fünf weitere Halbfinalteilnahmen. Auch mit dem Erreichen der Weltranglistenspitze klappt es nicht bei Jaeger, die bereits im Alter von 20 Jahren ihre Karriere wegen chronischen Schulterschmerzen beenden musste. Jaeger, die es bis auf Platz zwei schaffte, gab später zu, dass sie Matches absichtlich verlor, um nicht die Nummer eins zu werden.

Ein weiterer Grund für die kurze Karriere der US-Amerikanerin liegt wahrscheinlich im Verhalten ihres deutschstämmigen Vaters Roland, der sie von Kindesbeinen an trainierte und sie zu Höchstleistungen antrieb. „Oh Gott, hoffentlich muss keiner das durchmachen, was ich erlebt habe. Mit 13 Jahren an war er nur noch mein Trainer, nicht mehr mein Vater“, erklärte Jaeger. Sie spielte in jungen Jahren ohne Pause, bis die Schulter nicht mehr mitmachte. Auch sieben Schulteroperationen konnten das Karriereende nicht mehr verhindern. Nach ihrer Tenniskarriere machte Jaeger vor allem mit ihrer sozialen Ader von sich reden. Sie studierte Theologie, gründete eine Stiftung für Krebskranke und wurde 2006 zur Schwester Andrea, eine Nonne der anglikanisch-dominikanischen Kirche. Auf ihre Tenniskarriere blickte sie etwas wehmütig zurück. „Ich glaube nicht, dass ich mein Potential je erreicht habe“, sagte Jaeger, die auch einen Ratschlag für Tenniseltern hat: „Ich würde mein Kind nicht mit 14 Jahren Profi werden lassen. Ich kann die Jahre nicht ersetzen, als ich 13 oder 14 war.“

Platz 3:Helena Sukova

Helena Sukova wurde in eine sportliche und tennisverrückte Familie hineingeboren. Schon ihre Mutter Vera war eine professionelle Tennisspielerin, die das Wimbledonfinale 1962 erreichte. Ihr Vater war der Präsident des Tennisverbands in der Tschechoslowakei. Sukova gewann in ihrer langen Karriere zehn Einzeltitel und spielte sich bis auf Platz vier in der Weltrangliste vor. Viermal hatte die Tschechoslowakin die Chance auf einen Grand-Slam-Titel, viermal verlor sie das Endspiel (Australian Open 1984 und 1989 und US Open 1986 und 1993).

Besonders Martina Navratilova bekam des Öfteren die Stärke von Sukova zu spüren. Im Halbfinale der Australian Open stoppte sie Navratilovas Siegesserie von 74 Matches in Folge, beim Rasenturnier in Eastbourne 1987 beendete sie deren 69 Erfolge in Serie auf Rasen. Trotz alledem wurde es nichts mit dem erhofften Grand-Slam-Sieg im Einzel. Dafür ist Sukova eine der besten Doppel- und Mixedspielerin, die es je gegeben hat. Im Doppel und Mixed stand die Tschechoslowakin in 22 Grand-Slam-Finals, von denen sie 14 Endspiele gewinnen konnte. In der Doppelkonkurrenz war sie bei allen vier Grand-Slam-Turnieren siegreich. Neun Titel mit vier Partnerinnen (Claudia Kohde-Kilsch, Jana Novotna, Aranxta Sanchez-Vicario und Martina Hingis) waren die Ausbeute von Sukova. In der Mixedkonkurrenz holte sie fünf Grand-Slam-Siege, drei davon mit ihrem Bruder Cyril Suk.

Platz 2:Dinara Safina

Seit Einführung des WTA-Rankings im Jahr 1975 gab es drei Nummer-eins-Spielerinnen, die kein Grand-Slam-Turnier im Einzel gewinnen konnten:Caroline Wozniacki,Jelena JankovicundDinara Safina.Letztere aus dem Trio ist nicht mehr aktiv und steht daher in dieser Liste. Safina hatte eine kurze, aber sehr erfolgreiche Karriere. Die Russin spielte kurz nach ihrem 25. Geburtstag ihr letztes Match, als sie im Jahr 2011 in Madrid in der zweiten Runde gegen Julia Görges verlor. Safina wollte ihre Karriere zwar fortsetzen, doch dies war wegen einer komplizierten Rückenverletzung nicht mehr möglich. Eine Woche vor ihrem 23. Geburtstag, am 20. April 2009, wurde Safina die Nummer eins der Welt und blieb es im Jahresverlauf für insgesamt 26 Wochen. Damit folgte sie ihrem älteren BruderMarat,der bei den Herren ebenfalls die Weltrangliste angeführt hatte.

Die Russin gewann insgesamt zwölf Turniere (den ersten bereits im Alter von 16 Jahren) auf WTA-Ebene, fünf davon bei Premier-Events. 2005 war sie Mitglied der siegreichen russischen Finalmannschaft im Fed Cup. Mit dem ersehnten Grand-Slam-Titel sollte es für Safina auch in ihrer Hochzeit in den Jahren 2008 und 2009 nicht klappen. Sie stand zweimal im Finale der French Open sowie einmal bei den Australian Open, doch alle drei Endspiele gingen glatt verloren. Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking verlor sie ebenfalls das Finale, durfte sich aber natürlich über die Silbermedaille freuen. Safina blieb in ihrer Karriere aber doch nicht ohne Grand-Slam-Titel. 2007 gewann sie die Doppelkonkurrenz bei den US Open an der Seite der Französin Nathalie Dechy.

Platz 1:Elena Dementieva

Auch wenn Elena Dementieva nicht in so vielen Grand-Slam-Finals stand wie andere Spielerinnen, hat sie es aufgrund ihrer unglaublichen Konstanz auf Platz eins geschafft. Die Russin kann als beste Spielerin bezeichnet werden, die nie ein Grand-Slam-Turnier gewinnen konnte. Dabei hatte Dementieva großes Potenzial, um mehrere „Majors“ zu gewinnen und die Nummer eins der Welt zu werden. Die Russin war wohl die fitteste Spielerin auf der Tour, nahm bei 47 Grand-Slam-Turnieren in Folge teil und hatte alle Grundschläge, die man im Damentennis braucht, um einen großen Wettbewerb gewinnen zu können. Doch immer wieder machten der teilweise unterklassige zweite Aufschlag und die labile Psyche ihr das Leben auf dem Platz schwer. Letztendlich reichte es für Dementieva „nur“ zu 16 Turniersiegen und bis auf Platz drei in der Weltrangliste.

Zweimal erreichte sie ein Grand-Slam-Finale. Bei den French Open 2004 und den US Open 2004 ging sie jeweils als Favoritin ins Spiel und verlor dennoch gegen ihre Landsfrauen Anasatasia Myskina und Svetlana Kuznetsova. Sieben weitere Male stand Dementieva im Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers, zehnmal nahm sie an der WTA-Weltmeisterschaft teil. Am 11. September 2000 wurde die sympathische Blondine erstmalig in den Top 20 geführt. Dort blieb sie bis zu ihrem Karriereende in den folgenden 524 von 529 möglichen Wochen. Insgesamt 328 Wochen verbrachte sie innerhalb der Top 10. Beeindruckende Zahlen, aber eben ohne den richtigen Paukenschlag.

Der größte Triumph von Dementieva bleibt zweifelsohne der Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking mit einem Finalsieg über Dinara Safina. Schon bei Olympia 2000 in Sydney gewann sie die Silbermedaille. Nach dem verlorenen Match gegen Francesca Schiavone bei der WTA-WM 2010 verkündete Dementieva überraschend ihren Rücktritt vom Tennissport. „Ich möchte auch bald eine Familie haben. Ich denke, ich habe den idealen Zeitpunkt für einen Rückzug erwischt. Man soll nicht gehen, wenn die Leute den Kopf über einen schütteln“, begründete die bei ihren Kolleginnen sehr beliebte Dementieva, die inzwischen verheiratet und Mutter ist.

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Dienstag
11.10.2016, 16:14 Uhr