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Thomas Muster – Weil’s ihm hoffentlich Wurst ist

Der beste österreichische Spieler aller Zeiten wird heute 49 Jahre alt.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 02.10.2016, 13:51 Uhr

STUTTGART, GERMANY - APRIL 20: Thomas Muster of Austria reacts during his Berenberg Classic match against Andre Agassi of the USA on day one of the Porsche Tennis Grand Prix at Porsche-Arena on April 20, 2015 in Stuttgart, Germany. (Photo by Daniel...

Heute hatThomas MusterGeburtstag. Es ist nicht einmal ein runder, egal, es spricht nichts dafür, dass die Glückwünsche zum 49. anders ausfallen sollen als in zwölf Monaten, wenn das halbe Jahrhundert voll sein wird. Von dieser Stelle aus: alles Gute! Von dieser Stelle aus aber auch die Hoffnung, dass Thomas Muster folgender hanebüchene Umstand herzlich Wurst ist: Wieder ein Jahr vorbei, in dem der beste österreichische Tennisspieler aller Zeiten nicht in die „International Tennis Hall of Fame“ aufgenommen worden ist, ja, nicht einmal für einen Platz darin zur Diskussion gestanden hat.

Dem Fan, und da sieht sich der Kolumnist an vorderster Front, ist das indes keineswegs pari. Die Geringschätzung, die den Leistungen von Thomas Muster außerhalb der (möglicherweise sogar nur steirischen) Landesgrenzen entgegenschlägt, ist rational nicht zu begründen. Vierundvierzig (in Zahlen: 44) Turniersiege auf der ATP-Tour, einmal 40, einmal 38 Matches hintereinander auf Sand gewonnen, der Titel in Paris 1995 – das liest sich grundsätzlich um eine Nuance besser als die Karriere-Bilanz des durchschnittlichen Tennisprofis. Oder jener von Michael Chang, der sehr wohl einen Platz in Newport hat.

Vom Davis Cup wollen wir gar nicht reden. Oder doch: Unterpremstätten gegen Michael Stich wird etwa gerne angeführt. Fast beeindruckender noch die Art und Weise, wie Muster Andre Agassi im Wiener Praterstadion in drei Sätzen abgezogen hat. Und ja: beides auf Asche. Was gerne als Menetekel angeführt wird, geradewegs so, als ob Siege bei den großen und kleineren europäischen Sandplatz-Turnieren oder eben im Davis Cup keine Wertigkeit hätten. Dazu nur: Key Biscayne 1997 gewonnen auf Hartplatz, in Essen (als Teil der Masters-Serie) auf Teppich den großen Pete Sampras paniert und das Turnier geholt. Nuff said.

1989 ist ein Betrunkener Thomas Muster ins Knie gefahren. Wir sind zuhause gesessen, haben Ö3 gehört, immer zur vollen Stunde gehofft, dass sich das medizinische Kommuniqué von „Kreuzband-Riss“ auf „leichte Innenband-Dehnung“ drehen würde. Hat es nicht. Natürlich nicht. Zugetraut hätten wir es Muster und seinem Knie allemal. Beide sind zurückgekommen, was für eine Geschichte, ähnlich jener von Ski-Legende Hermann Maier und Niki Lauda. Und wer den Weg des gebürtigen Steirers von Gastauftritten bei Jugend-Turnieren im heimischen Tennisclub bis dann an die Spitze der Tennis-Weltrangliste beobachtet hat, dem fehlt natürlich jede kritische Distanz zum Jubilar.

Was für ein Glück, dass der Großteil der österreichischen Journalisten diese behalten hat – bei der Wahl zum besten Sportler des 20. Jahrhunderts. Die Frage hätte eigentlich sein sollen, mit welchem Vorsprung Muster diese Auszeichnung vor Hermann Maier erhält, tatsächlich hat auch ein Skifahrer gewonnen. Das war aber der sympathische Toni Sailer – und nicht der manchmal schwer zugängliche Tennisspieler. Die Muster-Fans haben es nicht verstanden, bis heute. Vom großen Meister selbst ist keine Reaktion überliefert, was die Hoffnung befruchtet, dass es ihm herzlich Wurst war. Gut so. Und alles Gute, nochmal.

von tennisnet.com

Sonntag
02.10.2016, 13:51 Uhr