Zwischen Leidenschaft und Last – Zwei Comebacks ins Glück

Die gegensätzlichen Geschichten von Rebecca Marino und Ashleigh Barty, die dem Profitennis jung den Rücken zuwandten.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 22.04.2016, 15:03 Uhr

Rebecca Marino, Ashleigh Barty

Rebecca Marino und Ashleigh Barty lernten beide früh die Sonnenseite der Tenniswelt kennen. Die Kanadierin Marino schaffte es im Juli 2011 bis auf Platz 38 in der Weltrangliste, während Barty als größte Tennishoffnung Australiens gefeiert wurde. Im Alter von 15 Jahren gewann sie 2011 das Juniorinnenturnier in Wimbledon und stand mit LandsfrauCasey Dellacquazwei Jahre später sogar im Doppelfinale auf dem „Heiligen Rasen“ –  was sie auch bei den Australian Open und US Open 2013 erreichte. Doch beide wurden auch rasch mit der Schattenseite der Glitzerwelt konfrontiert.

Sinn und Freude gingen nach dem schnellen Aufstieg bald über in Frustration und Resignation. „Ich liebe Tennis, aber ich bin etwas von dem abgekommen, was ich wirklich machen wollte. Alles wurde mechanisch, und das wollte ich nicht. Das ist ein solch toller Sport, und ich wollte ihn genießen und habe diesen Spaß und die Leidenschaft verloren“, sagte Barty einst und nahm sich nach den US Open 2014eine Auszeit für unbestimmte Zeit. Die heute 19-Jährige versuchte sich zwischenzeitlich beim Cricket,hat die Liebe für den Tennissport mittlerweile aber wieder für sich entdeckt. Auch Marino wandte sich einer anderen Sportart zu und ist nun Mitglied des Ruderteams an der „University of British Columbia“. Allerdings will sie davon nicht mehr abkehren, wie die 25-Jährige „The Canadian Press“ gestand: „Es ist lange her, dass ich einen schlechten Tag hatte. Ich bin jetzt ein anderer Mensch. Deshalb verließ ich die Tenniswelt und habe auch keine Pläne, dahin zurückzukehren. Jetzt mache ich die Dinge, die ich liebe.“

„Du sollst sterben“ – Morddrohungen setzten Marino zu

Was veranlasste die einstige Finalistin des WTA-Turniers von Memphis zu diesem kategorischen Schritt,den sie 2013 im Alter von 22 Jahren vollzog?Es war harsche, beleidigende Kritik aus dem Internet, welche Marino depressiv machte. Zwischen Februar und September 2012 nahm sich die Frau aus Toronto eine siebenmonatige Turnier-Auszeit, auch weil sie Morddrohungen erhielt. Glücksspieler, die Geld durch das Setzen auf ihre Matches verloren haben, verletzten sie mit Kommentaren auf Twitter. „Sie sagten: ‚Du hast das Match weggegeben, du schuldest mir so und so viel Geld, du sollst in der Hölle verbrennen, du sollst sterben.’ Oh, mein Gott, das ist wirklich beängstigend“, erklärte Marino und zog sich in der Folge komplett aus der Profiszene zurück.

Doch zu 100 Prozent konnte die Kanadierin nicht mit dem Sport brechen. Sie begann, am Tenniszentrum ihrer Universität Kinder zu trainieren und ist nun glücklich. Ashleigh Barty suchte dieses Glück wieder bei ihrer „alten Liebe“ und wurde fündig. Sie habe ihren Ausflug zum Cricket nicht bereut, doch „Tennis ist letztendlich das, was Sinn für mich macht“, sagte die Rückkehreringegenüber WTA-Insider Courtney Nguyen. Vor zwei Monaten stieg Barty wieder bei kleineren Doppelturnieren auf der ITF-Tour ein. Mit Erfolg: Mittlerweile siegte sie bei drei von fünf Turnieren. Während der Rasensaison möchte die Australierin auch wieder im Einzel um Siege kämpfen. Nicole Pratt von „Tennis Australia“ ist froh, dass Barty die Freude am Tennis wieder für sich entdeckt hat: „Sie nimmt sich die Zeit, die sie braucht und ist nun viel selbstbewusster im Umgang mit anderen Leuten – das ist großartig.“ Trotz unterschiedlicher Verläufe scheinen beide Geschichten eine glückliche Wendung genommen zu haben. Der Tennissport zeigte Barty und Marino seine ganze Bandbreite und führte sie schon in jungen Jahren durch etliche Höhen und Tiefen.

von tennisnet.com

Freitag
22.04.2016, 15:03 Uhr