Laura Siegemund – „Befremdlich, dass die Top-Leute noch mehr Preisgeld wollen“

Die 28-jährige Filderstädterin fordert mehr finanzielle Unterstützung für die Profis auf den hinteren Weltranglisten-Positionen.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 29.03.2016, 15:04 Uhr

MELBOURNE, AUSTRALIA - JANUARY 23: Laura Siegemund of Germany reviews a line call in her third round match against Annika Beck of Germany during day six of the 2016 Australian Open at Melbourne Park on January 23, 2016 in Melbourne, Australia. (Pho...

Sie steht für den dornigen, von Rückschlägen geprägten Weg nach oben.Laura Siegemundhatte ihre Laufbahn schon fast beendet, bevor sieals Spätstarterin Karriere machte. Die aktuelle Nummer 75 der Weltrangliste sprang bei den diesjährigen Australian Open aus dem Schattendasein ins Rampenlicht.Ihr Zweitrunden-Sieg gegen die ehemalige serbische Branchenprima Jelena Jankovic machte sie einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

In der aktuellen Preisgeld-Debatte widerspricht die meinungsstarke Schwäbin ihrem BerufskollegenNovak Djokovic, der sichfür eine Prämienerhöhung auf der Herren-Tour stark machte.„Die Top-Leute sollten nicht noch eine halbe Million Dollar mehr bekommen. Vielmehr bin ich dafür, dass die Spieler zwischen Platz 100 bis 200 finanziell besser unterstützt werden, damit sie sich das Tour-Leben leisten können“, sagte Siegemund im „Deutschlandfunk“. An der Spitze sei die Unterstützung sowieso ausreichend, teilweise werde das Geld „nur so rausgehauen“, ergänzte die Filderstädterin und sprach von „befremdlichen Aussagen“ bezüglich Djokovics Zitaten. Dahingegen sei die Entlohnung auf kleineren Turnieren und in den Qualifikationen viel zu gering.

„Wir Frauen arbeiten genauso hart wie die Männer“

Generell versteht Siegemund nicht, warum „für gleiche Arbeit nicht gleiches Geld gezahlt werden soll.“ Nicht nur bei den Grand-Slam-Turnieren, sondern auch bei den „Combined Events“ der ATP-/WTA-Tour sollten ihrer Meinung nach keine Preisgeld-Unterschiede gemacht werden: „Wir Frauen arbeiten genauso hart und haben den gleichen Aufwand wie die Männer. Dass die Herren mehr verdienen, ist ein falsches Zeichen für die Gesellschaft.“ Diesexistischen Aussagenvon Raymond Moore –zurückgetretener Turnierdirektor von Indian Wells– kann Siegemund nicht nachvollziehen. In der Größenordnung sei sie aber noch nicht persönlich attackiert worden, auch wenn „man schon mal einen Spruch diesbezüglich bekommt.“

Die Gerechtigkeits-Befürworterin kritisierte zudem den Umgang beider Profiorganisationen in dieser Frage. Die ATP und die WTA sollten sich ergänzen und nicht öffentlich gegeneinander arbeiten. „Sport soll für Fairness und Toleranz stehen. Die Verbände versuchen aber, sich gegenseitig auszustechen“, beanstandet Siegemund. Es sei schade, dass diese Debatte wieder aufgewärmt wurde, obwohl Damentennis seit den Tagen von Billie Jean King hart für Respekt und Anerkennung gekämpft hat.

Hier könnt ihr euch das das komplette Interview im Audiostream anhören.

von tennisnet.com

Dienstag
29.03.2016, 15:04 Uhr