NHL

Droht der nächste Lockout?

SID
Noch im Juni führte Commissioner Gary Bettman durch den Draft für die neue Saison
© Getty

Acht Jahre nach dem bislang letzten Lockout steuert die nordamerikanische Eishockey-Profiliga NHL auf eine erneute Aussperrung ihrer Spieler durch die 30 Klubs zu.

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Nachdem die Spielergewerkschaft NHLPA in den laufenden Verhandlungen über einen neuen Rahmentarifvertrag ihr erstes Angebot vorgelegt hatte, hat NHL-Commissioner Gary Bettman unmissverständlich klargestellt, dass mit einer Einigung auf dieser Grundlage durch die Teambesitzer nicht zu rechnen ist.

"Ich denke, es ist nur fair zu sagen, dass beide Seiten weit, sehr weit voneinander entfernt liegen und einen gänzlich unterschiedlichen Blick auf die Welt haben", sagte Bettman.

Als eine erste Maßnahme sagten am Donnerstag die Detroit Red Wings ihr für September geplantes Turnier für Nachwuchsspieler ab. Daran sollten die Talente von insgesamt acht NHL-Teams teilnehmen, die Absage begründete der NHL-Klub mit der "Ungewissheit", die den laufenden Tarifstreit zunehmen begleitet.

Streitpunkt Einnahmenverteilung

Die NHL will vor allem die Einnahmen neu verteilen, die die 30 Teams zusammen aus den Eishockey-spezifischen Geschäften erwirtschaften. Bislang stehen den Spielern aus diesem Topf bis zu 57 Prozent zu. Die Liga will diesen Wert drastisch senken und offerierte den Spielern in ihrem ersten Angebot im Juli deutlich unter 50 Prozent Beteiligung.

Zuletzt hatte es aus dem gleichen Grund 2011 auch in der Basketball-Profiliga NBA und in der Football-Profiliga NFL Streitigkeiten mit diesem Kernthema gegeben. Nach verspätetem Saisonbeginn in der NBA im Dezember 2011 und rechtzeitiger Einigung in der NFL im Juli vergangenen Jahres hatten beide Ligen jedoch einen Totalausfall einer Saison verhindern können.

Spielergewerkschaft präsentiert eigene Ideen

Die NHLPA nahm in ihrer Gegenofferte vom Dienstag zunächst kaum Notiz von den Forderungen der Liga und präsentierte stattdessen eigene Ideen. Weil in der NHL trotz eines Drittels höherer Einnahmen im Vergleich zu 2004 einige Teams finanzielle Probleme haben, sollen die Eigner demnach untereinander insgesamt 250 Millionen US-Dollar mehr als bisher von den reichen an die weniger zahlungskräftigen Teams transferieren.

Zudem soll die Möglichkeit eingeführt werden, bis zu vier Millionen Dollar als Teil eines Tauschgeschäfts von Spieler mit einem anderen Team zu erwerben. Die Gewerkschaft sieht dadurch die Probleme der Liga mit finanzschwachen Klubs gelöst. "Wenn noch Dinge ungeklärt bleiben, sind das rein Klub-spezifische Dinge", sagte daher Gewerkschaftsführer Donald Fehr am Donnerstag.

Stichtag 15. September

Für die NHL und die Gewerkschaft wird indes die Zeit knapp. Liegt bis dahin keine Einigung vor, könnte es ab dem 16. September zu einer Aussperrung der Spieler durch die Klubs kommen, wie es zuletzt 2004 schon einmal der Fall war. Tags zuvor läuft der im Juli 2005 ausgehandelte, aktuell gültige Tarifvertrag aus.

Von einem erneuten Lockout betroffen wären auch die sechs deutschen Profis in der NHL. Doch während die Verteidiger Dennis Seidenberg (Boston Bruins), Christian Ehrhoff und Alexander Sulzer (beide Buffalo Sabres) sowie Stürmer Marcel Goc (Florida Panthers) immerhin über laufende Verträge verfügen, hindert der Tarifstreit die derzeit vertragslosen Marco Sturm und Jochen Hecht bei der Suche nach neuen Arbeitgebern.

Die Saison 2004/05 war aufgrund des Arbeitskampfes komplett ausgefallen. Die Saison 1994/95 hatte ebenfalls wegen eines Lockout auf 48 statt 82 Hauptrundenspiele pro Mannschaft verkürzt werden müssen.

Der NHL-Spielplan für die Saison 2012/13 im Überblick

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