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Power Ranking zum Saisonstart: Die Bills sind der Topfavorit - Seahawks im Keller

SPOX-Redakteur Adrian Franke sortiert alle 32 Teams im Power Ranking zum Saisonstart.
© getty
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8. Denver Broncos

Die Broncos sind in dieser Top-8 für mich die größte Wildcard. Denn von der individuellen Qualität her muss sich Denver vor keinem Team in der Spitzengruppe verstecken. Gut möglich, dass die Broncos eine Top-10-Defense aufs Feld bringen, sofern, in Ergänzung zu einer Elite-Secondary, die Pass-Rush-Wundertüte bestehend aus Randy Gregory und Bradley Chubb ihr Potenzial auch in Zählbares verwandelt. Die Offensive Line sollte solide bis gut sein, und selbst nach der Verletzung von Tim Patrick hat Denver mit Courtland Sutton, Jerry Jeudy und K.J. Hamler ein gutes Receiver-Trio. Schwer zu greifen sind die Broncos vor allem, weil es wahnsinnig schwierig ist, einzuschätzen, wie schnell Nathaniel Hackett und Russell Wilson auf einer Wellenlänge funken, und ob es tatsächlich die "Russell-Wilson-Offense" wird, welche wir in Mile High zu sehen bekommen. Falls es hier schnell Klick macht, könnte Denver ohne Frage auch einen Run hinlegen.

7. Green Bay Packers

Die Wide-Receiver-Thematik in Green Bay ist mittlerweile zur Genüge hoch und runter diskutiert - es ist die offensichtliche Schwachstelle in einem Team, das ansonsten ziemlich komplett daherkommt. Aber gleichzeitig sprechen wir über eine der, abgesehen vom Quarterback, kritischsten Positionsgruppen, und deshalb landen die Packers für mich auch "nur" auf dem siebten Platz. Denn ansonsten mag ich vieles bei diesem Team: Ich denke, dass die Packers eine herausragende Defense haben könnten, sollten die Rädchen hier schnell ineinander greifen. Ist die Offensive Line fit, hat Green Bay auch hier eine ligaweite Top-Unit. Und Aaron Rodgers hat über die letzten Jahre gezeigt, dass er eben auch als Game Manager auf einem sehr hohen Level fungieren kann. Green Bay wird sicher mehr über die Running Backs und das Run Game aufziehen, doch wenn hier kein Receiver - vielleicht Allen Lazard? Rookie Romeo Doubs? - im Laufe der Saison einen deutlichen Sprung hinlegt, könnte in den Playoffs trotzdem wieder ungeplant früh Endstation sein.

6. Cincinnati Bengals

Ich sehe eine reelle Chance, dass die Bengals auf die Saison betrachtet besser und konstanter spielen, und das reine Ergebnis am Ende trotzdem im Vergleich mit dem Vorjahr enttäuschen wird. Denn dass dieser Kader stärker ist als im Vorjahr, daran sollte kein Zweifel bestehen - umso mehr, nachdem Safety Jesse Bates sich mittlerweile in sein Franchise-Tag-Schicksal gefügt hat und dem Team zur Verfügung stehen wird. Die Offensive Line kommt deutlich verbessert daher, mit der Left-Guard-Position als einzig echtem Fragezeichen. Cincinnati hat nach wie vor eines der besten Wide-Receiver-Trios sowie einen der besten jungen Quarterbacks in der NFL und die Defensive Front, die letztes Jahr positiv überraschte, bekommt in Person von Joseph Ossai, der seine Rookie-Saison verletzt verpasste, sowie Drittrunden-Pick Zach Carter zusätzliches frisches Blut. Die Secondary hat, außerhalb von Bates, keinen echten Star, aber ist flexibel und tief, und Defensive Coordinator Lou Anarumo hat letztes Jahr gezeigt, dass er damit eindrucksvolle Resultate abliefern kann. Vielleicht die größte echte Frage bei den Bengals für mich lautet: Was ist Zac Taylor zuzutrauen, falls Defenses, nachdem sie die Offense über die Offseason studiert haben, Cincinnati dazu zwingen, offensiv Anpassungen vorzunehmen?

5. Los Angeles Rams

An diesem Punkt muss man bei den Rams dem Roster Building Respekt zollen. "Fuck them Picks" ist ein schöner Slogan, der aber selbstredend nicht der Wahrheit entspricht. Die Rams haben über die letzten Jahre zwar regelmäßig hohes Draft-Kapital in Trades gesteckt, gleichzeitig aber haben sie stets darauf geachtet, trotzdem Draft-Munition in den mittleren Runden zu sammeln, wo, genau wie spät im Draft oder günstig auf dem Markt, regelmäßig Leistungsträger gefunden wurden. Die kommende Saison wird ein weiterer Test dieser Strategie: Kann Joe Noteboom Andrew Whitworth ersetzen? Inwieweit helfen Terrell Lewis und Justin Hollins, den Abgang von Von Miller aufzufangen? Ist David Long ein veritabler Starting-Cornerback? Und um die Strategie komplett zu machen: Zahlt sich das teure Investment in Allen Robinson aus? Die Rams hatten eine Regular Season mit Höhen und Tiefen, pünktlich zu den Playoffs waren sie voll da und spielten ihren besten Football. Doch das Team ist auf dem Papier zunächst einmal schwächer geworden - können sie dennoch an den Playoff-Run anknüpfen? Oder werden Pass-Rush und Offensive Line doch größere Probleme als bisher vermutet? Der Trainerstab jedenfalls hat jede Form von Vorschusslorbeeren verdient, auch wenn es darum geht, durch größere Zu- und Abgänge zu navigieren.

4. Kansas City Chiefs

Die Chiefs haben in dieser Offseason eine notwendige Weichenstellung vollzogen und ihr Roster Building eher unter langfristigem Blickwinkel aufgezogen: Statt Superstar-Receiver Tyreek Hill soll die Last auf mehrere Schultern verteilt werden, namentlich auf die von JuJu Smith-Schuster, Marquez Valdes-Scantling und Skyy Moore. Im Gegenzug wurde hohes Draft-Kapital in die Defense gesteckt, um sich auf kritischen Premium-Positionen mit George Karlaftis und Trent McDuffie langfristig neu aufzustellen. Diese Neuausrichtung war notwendig, doch man kann schon Zweifel dahingehend anmelden, wie schnell die Umstellungen konkret auf diese Saison betrachtet Früchte tragen. Braucht die Defense ohne Tyrann Mathieu etwas Zeit, ehe sie sich findet? Wie schnell klappt die offensive Neuausrichtung - und wie drastisch fällt diese aus? Die Chiefs haben mit Andy Reid, Patrick Mahomes, Travis Kelce, Chris Jones und einer extrem starken Offensive Line nach wie vor einen immens hohen Floor und sollten selbst in diesem Mini-Übergangsjahr mindestens ein Playoff-Team sein.

3. Los Angeles Chargers

Die Verletzung von J.C. Jackson war nach einer Offseason voller Hype der erste echte Dämpfer bei den Chargers. Jackson, der in der Free Agency als neuer Nummer-1-Corner nach Los Angeles gekommen war, könnte nach einer Knöchel-OP die ersten beiden Saisonspiele verpassen, was Brandon Staley in seiner Secondary vor Probleme stellen dürfte. Insgesamt aber steht außer Frage, dass der Kader der Chargers in dieser Offseason nochmal einen großen Sprung gemacht hat. Die Defensive Front wurde dramatisch verbessert und passt jetzt viel besser zu dem, was Staley strukturell machen will - und ganz nebenbei könnten Joey Bosa und Khalil Mack das gefährlichste Pass-Rush-Duo in der NFL stellen. Einzig die rechte Seite der Offensive Line bereitet noch ein paar Bauchschmerzen, die aber mit einem legitimen MVP-Kandidat in Justin Herbert, Austin Ekeler und einem guten Receiver-Trio inklusive Tiefe dahinter - Josh Palmer könnte hier ein Breakout-Kandidat sein - nicht allzu schwer ins Gewicht fallen sollten. Die Chargers sind All-In, solange Herbert günstig ist. Alles andere als Playoffs wäre eine massive Enttäuschung.

2. Tampa Bay Buccaneers

Die Verletzungen in der Interior Offensive Line könnten sehr gut das prägende Thema in den ersten Wochen der Bucs-Saison werden. Nachdem beide Starting-Guards das Team verlassen hatten, verletzten sich zuerst Center Ryan Jensen, dann Guard Aaron Stinnie schwer. Mit Robert Hainsey und Rookie Luke Goedeke könnten zwei große Wildcards den Raum direkt vor Tom Brady schützen, einzig Right Guard Shaq Mason, der via Trade von den Patriots kam, strahlt hier Sicherheit aus. Umso eindrucksvoller ist aber das Waffenarsenal, das mit den Verpflichtungen von Julio Jones und Russell Gage nochmal tiefer wurde. Die Defense bringt nach wie vor jede Menge Physis mit, braucht so langsam aber einen zweiten Pass-Rusher neben Shaquil Barrett - Joe Tryon-Shoyinka muss hier den nächsten Schritt machen. Und wie wirkt es sich auf die Defense aus, dass Todd Bowles jetzt auch Head-Coach-Aufgaben übernehmen muss? Außerdem muss man zumindest die Frage in den Raum stellen: Wird die Situation um den Rücktritt vom Rücktritt von Tom Brady sowie den potenziellen Abschied nach der Saison in den kommenden Monaten ein Störfaktor?

1. Buffalo Bills

Die einzige echte Frage, die ich mir bei den Bills stelle, lautet, ob die Offensive Line in den kritischen Playoff-Spielen ein Problem wird. Und ja, auch der Play-Caller-Wechsel von Brian Daboll hin zu Ken Dorsey ist etwas, das ich in der Frühphase der Saison beobachten werde; zumindest die ersten Resultate aus Training Camp und Preseason wirken hier sehr positiv. Die Bills-Offense könnte noch flexibler, noch vielseitiger, noch schwieriger ausrechenbar sein und hat mit Gabriel Davis als Nummer 2 gegenüber von Stefon Diggs einen waschechten Breakout-Kandidaten. Und die Defense hat einfach keine klare Schwachstelle; zumindest nicht, wenn Cornerback Tre'Davious White wieder fit ist. Der zweite Corner-Spot ist noch offen, hier konnte sich Rookie Kaiir Elam bislang nicht wie erhofft absetzen. Und mit Von Miller hat eine talentierte Front endlich den Spieler bekommen, der einzelne Spiele an sich reißen kann. Buffalo ist offiziell in der "Super Bowl or Bust"-Phase angekommen.