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Mailbag: Diese Teams haben die Free Agency gewonnen

SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen nach der ersten Welle der Free Agency.
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Mailbag: Was machen die Seahawks? Wer hat den schwächsten Kader?

Jon Montehobbit: Wie beurteilst du die Free Agency der Jets?

Man erkennt einen klaren, langfristigen Plan, und das gefällt mir.

Joe Douglas hatte ganz offensichtlich das Ziel, die Offensive Line als Kern der Identität dieser Offense aufzubauen - Mekhi Becton als Erstrunden-Pick 2020, Alijah Vera-Tucker als Erstrunden-Pick 2021, George Fant scheint ein Glücksgriff gewesen zu sein und jetzt erfolgte mit Laken Tomlinson, ein sehr zuverlässiger Guard und exzellenter Scheme-Fit, der nächste Schritt.

Auch die Tight Ends C.J. Uzomah (Ex-Bengals) und Tyler Conklin (Vikings) haben Erfahrung in einer Outside-Zone-Offense und sollten schnell helfen können, auch aus 2-Tight-End-Sets zu agieren. Gerade Uzomah gibt den Jets eine Receiving-Präsenz, welche dieses Team auf der Tight-End-Position seit einer Weile gesucht hat.

All diese Verpflichtungen werden dabei helfen, um Zach Wilson stabilere Umstände aufzubauen. Ex-Seahawks-Corner D.J. Reed sowie Box-Safety Jordan Whitehead erfüllen ebenfalls klare Needs und sollten gut in Robert Salehs Defense passen. Edge-Rush, ein Nummer-1-Receiver, und eventuell ein Outside-Corner bleiben noch als hohe Prioritäten. Aber New York hat ja auch zwei Picks in der Top-10 des kommenden Drafts.

catwalker: Welcher Kader ist Stand Jetzt der schlechteste der NFL?

Fällt mir schwer, hier irgendwen anderes als die Falcons auf Platz 1 zu setzen. Die Starting-Receiver der Falcons Stand heute sind Olamide Zaccheaus, Frank Darby und Christian Blake. Mit Marcus Mariota als Quarterback und einer der wackligsten Offensive Lines der vergangenen Saison vor ihm.

Und es ist nicht so, als wäre die Defense auf dem aufsteigenden Ast. A.J. Terrell hatte eine sehr gute Saison, Grady Jarrett ist nach wie vor ein sehr guter Defensive Tackle. Aber sonst? Atlanta fehlt es auf beiden Seiten des Balls einfach massiv an Qualität, und ein ohnehin schwacher Kader wurde in dieser Offseason nochmals schwächer, gerade auf einigen der kritischsten Positionen.

Teams wie Houston oder die Lions sind ganz klar ebenfalls im Umbruch, Jacksonville natürlich auch. Aber all diese Teams haben deutlich mehr Qualität, allen voran - aber nicht nur - in der Offense.

Aus Falcons-Sicht ist jetzt in erster Linie zu hoffen, dass eine von der Herangehensweise her bis dato komplett vermurkste Offseason irgendwann im Rückblick in die Kategorie "zum eigenen Glück gezwungen" fällt. Also dass der jetzt eingeleitete - wenn auch so vermutlich nicht geplante - Umbruch in ein paar Jahre Früchte trägt.

Für den Moment bleibe ich bei diesem Front Office allerdings skeptisch.

[T.W.A] P4ss3l: War es der richtige Move der Vikings, mit Cousins zu verlängern?

Diese Situation hatte mehrere starke Perspektiven, die man gegeneinander abwiegen muss und durchaus sehr unterschiedlich gewichten kann.

Ist Kirk Cousins der Quarterback, mit dem Minnesota einen Titel gewinnen wird? Nein, ziemlich sicher nicht. Cousins zu günstigen Konditionen kann ein guter Bestandteil eines erfolgreichen Teams sein; Cousins mit einem Cap Hit jenseits der 40 Millionen Dollar wird ein Team mit unvermeidbaren Defiziten im Kader nicht tragen.

In der Theorie wäre diese Offseason also der ideale Zeitpunkt gewesen, um unter der neu installierten Doppelspitze Cousins loszuwerden; und wie zuletzt auch The Athletic berichtete, waren die Vikings in fortgeschrittenen Trade-Gesprächen mit den Cleveland Browns. Wer weiß, was hier noch passiert wäre, hätte Cleveland nicht doch noch Deshaun Watson verpflichtet.

Eine Alternative wäre gewesen, Cousins den Vertrag ausspielen zu lassen und sich danach neu aufzustellen. 2022 wäre aber damit ein reines Übergangsjahr gewesen, mit hohem Druck, eine Quarterback-Lösung für 2023 zu finden.

Denn, und auch dieser Part gehört in die Überlegung: Mit dem neuen Head Coach Kevin O'Connell und dem neuen GM Kwesi Adofo-Mensah hat ein junges, spannendes Duo das Ruder in Minnesota übernommen - aber auch ein Duo, das von manchen sicher kritischer beäugt werden wird. Wie viel Spielraum hat man hier, wenn schon 2023 ein neuer Starting-Quarterback her muss?

Wir haben also ein neues Führungsduo, welches vielleicht den Rebuild angenommen hätte, damit aber hohes Risiko gegangen wäre und auf dem immenser Druck gelastet hätte. Wir haben einen Kader, der noch immer irgendwo im Nirgendwo ist. Und wir haben Kirk Cousins, der teuer ist, weil er es sich leisten kann, von garantiertem Vertrag zu garantiertem Vertrag zu arbeiten.

Der klarste Weg hier wäre für mich der Rebuild gewesen. Cousins traden, sich für die Zukunft ausrichten. Im Vakuum betrachtet wäre das auch mein bevorzugter Weg gewesen. Aber ich kann zumindest nachvollziehen, warum die Vikings als Franchise insgesamt nicht diesen Weg eingeschlagen haben. Und die jüngste Verpflichtung von Za'Darius Smith legt jedenfalls nahe, dass sie sich entschieden haben, einmal mehr einen Anlauf mit diesem Kern zu versuchen.

Nochmal - nachvollziehbar. Und Minnesota hat eine reelle Chance, mit diesem Team Playoffs zu spielen. Aber so ein wenig bekommt man unweigerlich das Gefühl, dass sich die Vikings damit weiter im Kreis drehen.

Tim Müller: Pete Carroll sieht ja die Seahawks immer noch im Win-Now-Modus. Mit welchen verfügbaren Free Agents könnte er sein Team noch deutlich verbessern?

Der erste Kritikpunkt hier in meinen Augen muss sein, dass Seattle eine glasklare Chance auf den Rebuild hatte, auf dem Silbertablett serviert. Russell Wilson wollte weg, man hat jede Menge Munition im Gegenzug bekommen, der Kader ist nicht gerade im Win-Now-Modus, eher im Gegenteil.

Allem Anschein nach hat man in Seattle aber andere Pläne. Das legt das bisherige Verhalten in der Free Agency nahe, und es steht auch bereits seit einigen Tagen das Gerücht im Raum, dass Seattle den Veteran-Quarterback-Markt sondiert. Der ist jetzt schnell zusammengeschmolzen; Baker Mayfield wäre noch zu haben und das könnte für beide Seiten im Endeffekt die einzig verbliebene Option sein.

Falls Seattle wirklich auf Win-Now-Modus setzt, wäre ein Quarterback-Upgrade zu Drew Lock ein essenzieller Schritt dahin, gefolgt von Investitionen in die Offensive Line. Duane Brown zu halten wäre ein Anfang, J.C. Tretter das Center-Upgrade, das Seattle seit Jahren sucht.

Pass-Rusher ist auch noch ein dringendes Thema, Melvin Ingram vielleicht? Ein Cornerback an Pick 9, Edge-Rusher und Interior Line in Runde 2 - es gibt ein durchaus machbares Szenario, wie Seattle diesen Weg auf die eine oder andere Art und Weise beschreiten kann.

Das Problem damit ist, dass dieser Weg nahezu immer ins tiefste Mittelmaß führt.

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