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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 17 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt auf die größten Storylines nach Woche 17.
© getty
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4. Eagles in den Playoffs: Eine antizyklische Antwort

Es ist ganz deutlich sichtbar, dass in Philadelphia eine Findungsphase während dieser Saison stattgefunden hat - mit einem klaren Ergebnis. Über mehrere Wochen wirkte die Offense früher in der Saison etwas richtungslos und war ganz offensichtlich noch dabei, herauszufinden, was für sie funktioniert und was nicht. Diese Phase ist vorbei.

Im Laufe der Saison hat Rookie-Head-Coach Nick Sirianni gemeinsam mit First-Year-Starter Jalen Hurts die Identität dieses Teams gefunden. Und die liegt im Run Game.

Beziehungsweise, genauer formuliert, sie liegt in der Option-Offense und dem um den Quarterback herum aufgezogenen Run Game. Nicht die Ravens sind aktuell die zentrale Zone-Read-Offense in der NFL; dieser Titel gehört derzeit die Eagles.

Doch die Eagles sind auch gut darin, weitere Konflikte für die Defense zu kreieren. Etwa mit der Nub-Formation, also ein Tight End alleine auf einer und alle Receiver auf der anderen Seite der Formation.

Das bringt den alleinigen Coverage-Verteidiger - meist der Corner in Zone Coverage - auf der Tight-End-Seite in Konflikt und sorgt im Idealfall dafür, dass er seine Run-Gap etwas zögerlicher attackiert, was weitere Räume im Run Game kreiert. Diante Lee von PFF hatte vor einigen Wochen über diese Formation geschrieben.

Die Fortsetzung der Quarterback-Read-Offense?

Hier funktionieren mehrere Dinge zugunsten der Eagles. Da wäre natürlich Hurts' Athletik. Da wäre die Offensive Line die seit Wochen auf Top-5-Level spielt. Die Eagles haben in Dallas Goedert auch den idealen Tight End für diese Art Offense, der eine reale Bedrohung als Receiver darstellt, aber auch blocken kann.

All diese Punkte sind allerdings nicht neu; vor etwa zehn Jahren gab es mehrere Offenses in der NFL, die auf diese Art und Weise gespielt haben, und das kurzzeitig auch sehr erfolgreich. Und natürlich ist die Option Offense grundsätzlich keineswegs neu, auch wenn sie damals um Robert Griffin III., Colin Kaepernick, Cam Newton und ein Stück weit auch Russell Wilson als eine frische Welle in die NFL schwappte.

Diese Offenses waren - und sind, in meinen Augen - nicht vielseitig genug, um langfristig Bestand zu haben. Zumindest, und das war damals eine wichtige Erkenntnis, als Basis und Rückgrat einer Offense. Einzelne Plays daraus verschwanden nie aus der Liga, Newton, Wilson, in der nächsten Welle dann Kyler Murray, Josh Allen und natürlich Lamar Jackson, sie alle nutzten diese Mittel, mal mehr, mal weniger.

Die Eagles-Offense passt zum Defense-Trend

Doch mit Ausnahme von Jackson, dessen Ravens-Offense als Sonderfall zu betrachten ist, blieb es nicht lange das Rückgrat von Offenses in der NFL. Und ich denke auch, dass die Eagles sich basierend auf ihrer aktuellen Offense früher oder später weiterentwickeln müssen, um nicht zu eindimensional zu werden.

Aber ein weiterer Unterschied zu jenen Offenses vor rund zehn Jahren? Defenses spielen deutlich anders.

Es ist eines der Themen dieser Saison, dass deutlich mehr Defenses primär aus 2-High-Shells agieren, und Offenses so insbesondere im vertikaleren Passspiel limitieren wollen. Die Effekte daraus sehen wir insbesondere dadurch, dass extreme Passing- und Spread-Teams wie die Chiefs oder die Bills dagegen Probleme haben und noch dabei sind, sich neu auszurichten.

Aber im Gegensatz zu den während des vergangenen Jahrzehnts vorherrschenden Single-High-Coverages, welche einen zusätzlichen Verteidiger in der Box haben, präsentieren viele Defenses mittlerweile mehr leichte Boxes gegen den Run. Und wenn man dann, so wie die Eagles aktuell, zwei Verteidiger mit dem QB-Read und mit Formationen bereits aus dem Play nehmen kann, ohne dass man sie direkt blockt, dann gibt das gegen leichte Boxes einen riesigen Vorteil.

In Kombination mit der starken Offensive Line hat das die teilweise riesigen Lücken kreiert, durch welche Eagles-Backs in den vergangenen Wochen mitunter spaziert sind.

Die Eagles können in der Folge das Geschehen diktieren, auch ohne ein ausgeprägtes Passspiel. Mit dem Option Run Game und mit Shot Plays. Wenn Defenses mehr Verteidiger in die Box stellen, präsentieren sich Outside Eins-gegen-Eins-Situationen, und Jalen Hurts hat nicht umsonst eine der höchsten Deep-Pass-Quoten in der NFL dieses Jahr.

Eagles ein unangenehmer Gegner in den Playoffs

Man spricht ja gerne davon, das manchmal ein Team in die eine Richtung geht, während der Rest der Liga in die andere trendet. Häufig sind diese Aussagen etwas überzogen, oder der Effekt ist sehr überschaubar, respektive kurzzeitig. Und wie gesagt, auch die Eagles werden sich weiterentwickeln müssen, in Teilen sieht man das auch schon.

Im Moment aber präsentieren sie ein echtes Problem für Defenses, die schematisch andere Dinge priorisieren.

Und selbst Defenses, die vermeintlich in der Lage sein sollten, einen besseren Zugriff zu bekommen - etwa die Saints, die viel Man Coverage aus 2-High-Shells spielen, aber mit ihrer individuell dominanten Defensive Line den Run bis dato sehr gut stoppen konnten - wackelten, weil Philadelphia in seiner Run-Identität gerade ein sehr gutes Komplettpaket präsentiert.

Die Eagles stehen in den Playoffs, das alleine ist schon viel mehr, als man sich von dieser Eagles-Saison erwarten konnte. Und in diesem Jahr, in dem Teams ohnehin sehr Matchup-abhängig sind, könnte diese klare und etwas antizyklische Identität Philadelphia auch in den Playoffs zu einem sehr unangenehmen Gegner machen.