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Power Ranking: Ultra-aggressive Rams auf dem Weg nach ganz oben?

SPOX-Redakteur Adrian Franke sortiert die 32 Teams zur Saison-Mitte ein.
© getty
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8. TENNESSEE TITANS (6-2)

Ranking nach Woche 4: 19.

Die Titans sahen zunehmend wie das Team aus, welches wie das realistische Best-Case-Szenario erschien, wenn man in der Offseason über Tennessee sprach. Eine starke Defensive Line, die Druck von der derzeit dezimierten Cornerback-Gruppe nehmen kann, Kevin Byard, der die Mitte des Feldes zusammenhält, Derrick Henry, der nach wie vor eine enorme Workload schultert und gegen den Defenses noch immer besonders auf der Hut sind - was wiederum Eins-gegen-Eins-Matchups für A.J. Brown und Julio Jones öffnet, welche Ryan Tannehill bedienen kann. Dann kam die Verletzung von Derrick Henry, und bei keiner Offense sehe ich im Ausfall des Running Back ein so großes Problem wie in Tennessee. Vor allem mit der Frage: Sind die Coaches gewillt, auch ohne Henry im Backfield den aktuellen Stil beizubehalten? Oder soll Tannehill jetzt plötzlich eine Spread-Passing-Offense dirigieren? Die Verpflichtung von Adrian Peterson legt zumindest nahe, dass Tennessee bei seinem offensiven Stil bleiben will, und das halte ich auch für den richtigen Weg mit dieser Gruppe. Die Defense derweil wird besser werden, wenn ein Spieler wie Kristian Fulton zurückkehrt, die Front hatte jetzt einige gute Spiele in den letzten Wochen. Die Titans sind in der offenen AFC-Spitzengruppe vielleicht das Team, bei dem Floor und Ceiling am deutlichsten auseinanderklaffen. Was aber eben auch bedeutet, dass Tennessee auf einen wilden Playoff-Run gehen könnte. Mit dem Sieg gegen die Colts, bei dem definitiv eine gehörige Portion Glück mit dabei war, haben die Titans die Division zumindest schon mal fast in der Tasche.

7. BALTIMORE RAVENS (5-2)

Ranking nach Woche 4: 9.

Auf den deutlichen Sieg gegen die Chargers folgte die deutliche Packung gegen die Bengals, und das fasst schon ganz gut zusammen, wie schwer zu greifen diese AFC-Spitzengruppe nach wie vor ist. Was mir bei Baltimore ernsthaft Sorgen bereitet, wenn wir davon sprechen, ob dieses Team einen Playoff-Run hinlegen kann, sind vor allem zwei Dinge: Die von Verletzungen geplagte Offensive Line ist in Ordnung aber nicht dominant - und in der Secondary wurde jetzt schon mehrfach deutlich, wie schwer der Ausfall von Marcus Peters wiegt. Gerade gegen Teams mit drei oder mehr echten Waffen im Passspiel - wie eben Cincinnati - kann Baltimore alleine mit Marlon Humphrey nur bedingt in seiner bevorzugten defensiven Grundordnung spielen. Lamar Jackson spielt so gut, und Baltimore hat auf beiden Seiten des Balls eine so klare Identität, dass ich die Ravens Stand heute in jedem AFC-Playoff-Szenario mindestens als sehr schwierigen Gegner auf dem Zettel habe; und gerade die Passing-Offense hat mit einer wachsenden Rolle von Rashod Bateman, Sammy Watkins zurück, und Brown und Andrews ohnehin in guter Form auch noch Luft nach oben. Ich bin nur unsicher, wie viel ich den Ravens als Team mit Blick nach ganz oben zutraue.

6. TAMPA BAY BUCCANEERS (6-2)

Ranking nach Woche 4: 6.

Man wäre verrückt, wenn man die Bucs auf irgendeine Art und Weise abschreiben würde, auch nach einer frustrierenden, weil mit zahlreichen selbstverschuldeten Fehlern gespickten Niederlage in New Orleans. Die Saints sind eine Art Regular-Season-Nemesis für die Brady-Bucs und spielen sie unheimlich gut, gerade defensiv, was natürlich nicht heißt, dass dieses Team keine Probleme hat. Die Secondary wird immer noch Woche für Woche gerade so zusammengehalten, hier sollte Tampa über die nächsten Wochen gesünder werden. Offensiv merkt man, wenn Antonio Brown und Rob Gronkowski fehlen; aber Brady ist immer noch ein Top-5-Quarterback, die Line ist gut, und auch auf dieser Seite des Balls erwarte ich eine gesündere und damit noch schlagkräftigere Offense in der zweiten Saisonhälfte.

5. GREEN BAY PACKERS (7-1)

Ranking nach Woche 4: 8.

Eindrucksvoller Sieg in Arizona, mit einer überraschend guten Defense in Halbzeit 1, und einer Offense, die in ihren verletzungsbedingt limitierten Parametern unter Beweis stellte, dass sie alternative Wege finden kann, um zumindest effektiv aufzutreten. Der Sieg gegen die Cardinals war auch dahingehend wichtig, dass jetzt die Wochen der Wahrheit für Green Bay beginnen, mit Spielen gegen die Chiefs, Seahawks, Vikings und Rams als nächstes vor der Brust. Wir werden also in vier Wochen noch deutlich klarer sagen können, was die Packers in diesem Jahr wirklich für ein Team sind, nachdem sie zuletzt auch einige Erfolge der Marke "Arbeitssieg" gegen schwächere Teams eingefahren haben und dabei eben nicht dominant wirkten. Der Schedule der ersten sechs Wochen war sehr angenehm, was die Bewertung der Packers etwas trügen könnte. Meine Vermutung ist aber gleichzeitig auch, dass die Packers mit sich lichtendem Lazarett - die Hoffnung muss fraglos sein, dass Spieler wie Jaire Alexander, Za'Darius Smith und David Bakhtiari über die nächsten Wochen zurückkommen - auch nochmal eine Nummer stärker spielen und als eines der NFC-Topteams in die Playoffs gehen werden.

4. ARIZONA CARDINALS (7-1)

Ranking nach Woche 4: 3.

Der Verlust von J.J. Watt war bereits gegen Green Bay spürbar - nicht dass Arizonas Run-Defense davor sonderlich positiv aufgefallen wäre. Das ist ein Problem, das Arizona besser in den Griff bekommen muss - andernfalls ist man zu häufig abhängig davon, dass die Offense 30 Punkte macht. Dass Arizona dazu in der Lage ist, das haben wir oft genug dieses Jahr gesehen; gegen die Packers stockte der Motor zum ersten Mal dieses Jahr merklich in der ersten Hälfte, als man den Ausfall von DeAndre Hopkins während des Spiels kompensieren musste. Aber selbst aus diesem Spiel darf man mit einigen positiven Takeaways gehen, in vergangenen Jahren wäre Arizona nach der Interception zum Start in die zweite Hälfte eingebrochen. Gegen Green Bay schlug die Offense zurück, spielte danach eine sehr gute zweite Hälfte, und schrammte denkbar kurios am späten Sieg vorbei. Arizona hat jetzt die Mini-Bye, um gesünder zu werden - insbesondere der Knöchel von Kyler Murray muss hier genau beobachtet werden - und Spieler wie Rodney Hudson und Corey Peters zurück zu bekommen. Die Cardinals gehören nach wie vor zur Spitzengruppe in der NFC.

3. BUFFALO BILLS (5-2)

Ranking nach Woche 4: 4.

Die Bills wirken zur Saison-Mitte wie das kompletteste Team der AFC, und der größte Unterschied im Vergleich zu vor vier Wochen ist, dass die Offense viel stabiler auftritt. Das fängt an mit Quarterback Josh Allen, der nach einem wackligen Saisonstart mittlerweile deutlich besser spielt und gegen eine am Sonntag starke Dolphins-Defense auch am Boden als Dosenöffner für die Bills-Offense fungierte. Es betrifft aber die Offense als Ganzes, die nach dem holprigen Auftakt auch schematisch umgestellt hat, viel mehr 12-Personnel spielt, und weniger in dieser extremen 10-Personnel-Spread-Welt lebt, was für Buffalo einen positiven Effekt hatte. Defensiv ist die Analyse derweil relativ unverändert: Die Bills haben dieses Jahr eine auffallend tiefe Pass-Rush-Rotation und zwei Linebacker mit enormer Reichweite, was zu einer dominanten Front führt, während die Secondary dahinter fast durch die Bank weg besser spielt. Aktuell gibt es relativ wenige Fragezeichen rund um dieses Team, und das kann man kurz vor der Regular-Season-Halbzeit wahrlich nicht über viele Teams sagen.

2. DALLAS COWBOYS (6-1)

Ranking nach Woche 4: 2.

How 'bout them Cowboys! Die erste große Frage ist natürlich, ob Prescott diese Verletzung jetzt länger durch die Saison mitnehmen wird, oder ob man gegen Minnesota wirklich nur auf die langfristige Perspektive schaute und Prescott sicherheitshalber raus hielt. Dass man mit dem Backup-Quarterback in Minnesota gewann, war ein deutliches Zeichen dafür, wie stark das Support System ist. Mit Prescott sehe ich aktuell keine Schwäche in dieser Offense. Die Offensive Line spielt extrem gut, die Cowboys können den Ball laufen und auch am Boden Spiele dominieren. Dazu aber ist Prescott derzeit ein Top-5-Quarterback, die Cowboys bekommen mehr von den Tight Ends als letztes Jahr, und mit der zeitnahen Rückkehr von Michael Gallup hat Dallas wieder das vielleicht beste Receiver-Trio in der NFL. Dallas kann den Ball auf vielseitige Art und Weise bewegen, und die enorm hohe individuelle Qualität gibt den Cowboys einen hohen Floor. Und dabei ist Dallas keineswegs ein Team, das ausschließlich über seine High-Scoring-Offense kommt: Die Cowboys haben keine dominante Defense, aber sie haben eine Playmaking-Defense, was wiederum im Zusammenspiel mit der eigenen Offense sehr gut funktioniert. Trevon Diggs als Interception-Maschine, ein neu zusammengestellter und selbst ohne den verletzten Demarcus Lawrence auffallend guter Pass-Rush: Dallas lässt defensiv noch einiges zu, aber man kann durchaus argumentieren, dass die Cowboys mit den Rams auf Augenhöhe bei der Frage nach dem komplettesten Team in der NFC sind - sofern Prescott wirklich fit ist.

1. LOS ANGELES RAMS (7-1)

Ranking nach Woche 4: 5.

Der Schedule für die Rams war zuletzt durchaus vorteilhaft: Houston, Detroit, die Giants und davor das Seahawks-Spiel, in welchem sich Russell Wilson verletzte. L.A. hat diese Aufgaben alle gemeistert, in Teilen (Giants, Texans) auch mit der erhofften Deutlichkeit eines echten Topteams. Die Rams haben vielleicht den höchsten Floor in der NFC, weil die Defense nicht nur extrem sicher in ihrem 2-High-Scheme funktioniert, sondern natürlich auch mit Donald und Ramsey zwei Elite-Spieler hat, die einen echten Unterschied machen. Oh, und die ganz nebenbei noch Von Miller als zusätzlichen Edge-Rusher per Trade verpflichtet, mal eben so. Dieses Team ist All-In und macht keine halben Sachen dabei; eine ohnehin schon starke Defense sollte jetzt nochmal gefährlicher sein. Und das Argument bei der Offense ist ähnlich, schematisch ein extrem hoher Floor plus individuelle Qualität von Stafford, Kupp und Woods sowie eine solide Offensive Line. Und Stafford gibt McVay die Freiheit, aggressiv zu bleiben und Probleme zu lösen, wenn sie mal auftreten. Die Rams sind definitiv ein Kandidat für den Nummer-1-Seed in der NFC, und die kommenden drei Partien gegen Tennessee, San Francisco und Green Bay könnten das untermauern.