NFL

NFL - Kampf in der AFC North: Wer gewinnt die vielleicht verrückteste Division der Liga?

Von Jan Dafeld
Ben Roethlisberger kämpft mit den Pittsburgh Steelers um den Sieg in der AFC North.
© getty
Cookie-Einstellungen

Baltimore Ravens

Die Ausgangslage:

Vor nicht mal zwei Wochen sah die Situation der Ravens innerhalb der eigenen Division noch äußerst rosig aus. Während Baltimore sich in der Bye Week entspannte, verloren die beiden größten Konkurrenten, kurz darauf fuhr das Team in einem Thriller gegen die Vikings zudem den sechsten Saisonsieg ein. Dann folgte allerdings der üble Ausrutscher gegen die Dolphins. Die Konkurrenz stolperte in Woche 10 zwar ebenfalls, doch die Luft an die Spitze der AFC North wird dünner.

Das läuft gut:

Die Transformation zu einer deutlich flexibleren Offense, die auch Spiele durch die Luft gewinnen und schnelle Drives hinlegen kann, ist gelungen. Marquise Brown blüht im neuen System auf, zudem hat sich Rashod Bateman nach anfänglichen Verletzungsproblemen sehr gut in die Offense eingefunden. Zusammen mit Mark Andrews und mit Abstrichen Sammy Watkins verfügen die Ravens somit erstmals seit einer kleinen Ewigkeit über ein gutes offensives Waffenarsenal.

Davon profitiert auch Lamar Jackson. Dessen letzte zwei Auftritte waren zwar holprig, zuvor spielte der Quarterback allerdings beinahe schon wieder auf dem Niveau seiner MVP-Saison 2019. Hinter einer wackligen Offensive Line führte Jackson sein Team zwischenzeitlich von Sieg zu Sieg und heimste dabei gleich mehrfach beeindruckende Comeback-Erfolge ein.

Die Defense ist zwar noch längst nicht auf dem erhofften Niveau, die Defensive Line darf aber durchaus als positive Überraschung ausgemacht werden. Calais Campbell spielt noch immer auf Pro-Bowl-Niveau, die Neuzugänge Justin Houston und Odafe Oweh haben sich zudem sehr gut in die Defense der Ravens eingefunden. Die Run-Defense ist trotz großer Tackling-Probleme auf den hinteren Leveln gut und auch der Pass-Rush der Ravens kann sich nach den Abgängen von Matthew Judon und Yannick Ngakoue durchaus noch sehen lassen.

Das läuft schlecht:

Während die vermeintlichen Schwachstellen wie der Receiving Corps oder der Pass-Rush positiv überraschen konnten, bleiben einige der eigentlichen Stärken des Teams weit hinter den Erwartungen zurück. Die Rushing Offense des Teams ist im Vergleich zum Rest der Liga immer noch stark, allerdings längst nicht mehr so dominant wie noch in den Vorjahren. J.K. Dobbins und Gus Edwards mögen in der NFL zwar keine unersetzlichen Spieler sein, zwischen ihnen und Latavius Murray, Devonta Freeman und dem inzwischen wieder entlassenen Le'Veon Bell liegen dann aber doch noch Welten. Ein Neuzugang wie Marlon Mack hätte dem Team zur Trade-Deadline gut getan, das Run-Game wird mittlerweile fast ausschließlich von Jackson getragen.

Mitverantwortlich dafür ist auch die Offensive Line. Kevin Zeitler ist zwar die erwartet gute Verstärkung und auch Bradley Bozeman überzeugt nach seinem Wechsel auf die Center-Position, alle anderen Positionen in der O-Line sind jedoch wacklig besetzt - wenn überhaupt. Alejandro Villanueva ist ein klares Downgrade gegenüber Ronnie Stanley, Patrick Mekari machte seine Sache als Right Tackle zwar gut, fiel zuletzt aber selbst verletzungsbedingt aus. Kehren Mekari als Right Tackle und Ben Cleveland als Left Guard bald zurück, könnte es hier aber zumindest wieder bergauf gehen.

Defensiv ist die Secondary bislang eine echte Enttäuschung. Nur wenige Teams setzen ihre Defensive Backs so sehr unter Druck wie die Ravens mit ihren aggressiven Blitzes. In den Vorjahren ging diese Rechnung oft auf, nach dem Ausfall von Marcus Peters werden Baltimores Pass-Verteidiger in dieser Saison aber viel zu oft im Eins-gegen-eins geschlagen, auch Turnover produziert die Defense bislang zu selten. Nach dem Saisonaus von Deshon Elliott gibt es in diesem Bereich derzeit auch nicht allzu viel Hoffnung auf eine signifikante Verbesserung.

Das größte Fragezeichen:

Lamar Jackson. Kaum eine Offense in der NFL ist so sehr von einem Spieler abhängig wie die der Ravens von ihrer Nummer acht. Sowohl das Pass- als auch das Run-Game laufen durch Jackson, der angesichts der Schwächen im Pass-Blocking auch immer wieder für Plays außerhalb der Struktur sorgen muss. Mit gleich mehreren bärenstarken Leistungen trug Jackson sein Team an die Spitze der Division, gegen die Vikings und die Dolphins unterliefen ihm allerdings deutlich mehr Fehler. Wollen die Ravens trotz der zahlreichen Ausfälle in ihrem Team nochmal in den Kreis der Contender vorstoßen, brauchen sie einen Jackson in herausragender Form.

Die Chancen auf die Playoffs:

Mit sechs Siegen grüßen die Ravens aktuell von der Spitze der Division, dementsprechend gut sind die Chancen auf die Playoffs trotz der enttäuschenden Pleite in der Vorwoche nach wie vor. Baltimores restlicher Spielplan hat es allerdings in sich: Nach dem Aufeinandertreffen mit den Bears am Sonntag geht es noch zweimal gegen die Browns und Steelers, zudem trifft man auf die Packers, Bengals und Rams. Das Team von Head Coach John Harbaugh muss den Großteil der direkten Duelle in der Division für sich entscheiden, andernfalls könnte die Postseason tatsächlich nochmal in Gefahr geraten.