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Power Ranking zum Saisonstart: Packers-Fragen und die Browns als Titelkandidat?

SPOX blickt zum Start der neuen Saison durch die gesamte NFL: Das Power Ranking vor Woche 1.
© getty
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16. NEW ENGLAND PATRIOTS

Lange ließen die Patriots die Quarterback-Frage offen - dafür kam die Entscheidung umso drastischer. Cam Newton ist weg, Mac Jones wird als erster Rookie-Quarterback unter Bill Belichick als Starter in die Saison gehen. Das ist auf mehreren Ebenen eine spannende Entscheidung, rein sportlich wird die Offense damit deutlich anders aussehen als im Vorjahr. Nicht nur, weil die Pats in der Free Agency enorme Ressourcen in die Offense gesteckt haben, sondern auch, weil Jones natürlich ein komplett anderer Quarterback ist als sein Vorgänger. Wo im Vorjahr viel über Quarterback-Runs gelöst wurde, wird man jetzt wieder mehr Kurzpassspiel, Empty Sets und schnelle, präzise Pässe sehen.

Jones wird selbstredend seine Rookie-Fehler machen, aber in der Preseason wirkte er von allen Rookie-Quarterbacks am weitesten, und das bestätigte die berichteten Eindrücke aus dem Training. Mit einer potenziellen Top-5-Line, den beiden Tight Ends, mit Agholor und Meyers und mit den Optionen im Backfield erwarte ich einiges von der Offense. Auch wenn man mögliche Rookie-Quarterback-Tiefs mit berücksichtigt.

Ich hätte die Patriots hier vermutlich noch ein, zwei Spots höher, wenn Stephon Gilmore nicht mindestens die ersten sechs Spiele auf der PUP-Liste verpassen würde. Von der dramatisch verbesserten Defensive Front erwarte ich nämlich einiges, Hightower und Van Noy zurück sind enorme Stabilisatoren, und in der Secondary ist man mit JC Jackson, Devin McCourty und Kyle Dugger gut aufgestellt. Aber ohne den Nummer-1-Corner könnte die Defense dennoch einige Probleme früh in der Saison bekommen.

15. PITTSBURGH STEELERS

Wenn man die Preseason als Indikator nimmt, könnte es zumindest eine positive Überraschung aus Pittsburgh in dieser Saison geben: Die neu zusammengestellte Offensive Line wirkte zumindest in Teilen bereits weiter als gedacht. Hier muss man der Vollständigkeit halber einschieben, dass die Line letztes Jahr bereits wackliger daherkam als die Namen vermuten ließen.

Dennoch geht Pittsburgh jetzt eben mit mehreren Fragezeichen an den Start. Schafft Okorafor den Sprung von der rechten auf die linke Seite? Kann Trai Turner seine Karriere wiederbeleben? Wer spielt Center und ist entweder Hassenauer oder Rookie Green hier eine Verbesserung? Pittsburgh könnte sich in der Line im Laufe der Saison steigern - aber das ist eben mit großen Ungewissheiten verbunden. Und davon wird dann auch abhängig sein, in wie weit sich das Passspiel verändert nach der Ultra-Quick-Kurzpass-Offense im Vorjahr.

Wie viel hat Big Ben noch im Tank? Das Waffenarsenal ist gut, aber kann der neue Offensive Coordinator Matt Canada schematisch mehr aus Roethlisberger herauskitzeln? Das wäre umso wichtiger, falls die Defense nicht mehr ganz so dominant auftritt wie letztes Jahr - und mit Blick auf die Cornerback-Gruppe ist das durchaus denkbar.

14. MINNESOTA VIKINGS

Die Vikings sollten eine deutlich verbesserte Defense an den Start bringen. Nach einem für Mike Zimmer untypischen, mit Blick auf den Kader und die Ausfälle aber durchaus erklärbaren schwachen Jahr für die Vikings-Defense 2020, hat Minnesota genau hier angesetzt: Dalvin Tomlinson und Sheldon Richardson, gemeinsam mit Opt-Out-Rückkehrer Michael Pierce, sollten die gegen den Run so anfällige Defensive Line deutlich stabilisieren. Danielle Hunters Comeback gibt Minnesota wieder einen legitimen Nummer-1-Edge-Rusher, während Patrick Peterson gegenüber von Vorjahres-Rookie Cam Dantzler, einer der wenigen Lichtblicke in der 2020er Vikings Defense, ebenfalls ein Upgrade darstellt.

Auch Anthony Barr und Eric Kendricks fehlten letztes Jahr, Kendricks absolvierte elf Spiele, Barr verpasste fast die gesamte Saison. Falls die Vikings hier wieder Richtung Top 10 gehen, wird die Offense auch weniger Shootouts gewinnen müssen - und das wäre nicht unwichtig. Sicher, das Grundgerüst steht, mit der Outside Zone Offense, mit Dalvin Cook, mit Kirk Cousins und mit dem Receiver-Duo Thielen/Jefferson.

Aber haben es die Vikings endlich geschafft, die Offensive Line wirklich zu verbessern? Wie lange fällt Irv Smith aus und kann Chris Herndon ihn vertreten? Und inwieweit macht sich der Offensive-Coordinator-Wechsel bemerkbar, auch wenn Kubiaks Sohn Klint für ihn übernimmt? Die Vikings sollten um ein Playoff-Ticket mitspielen können.

13. TENNESSEE TITANS

Nicht nur durch den jüngsten Corona-Ausbruch bei den Titans gibt es einige Fragen rund um das Team vor Saisonstart. Da wäre die runderneuerte Secondary, mit zwei neuen Starting-Cornerbacks in Jenkins und Farley, auch Rookie Elijah Molden könnte in der Secondary direkt starten. Auch die Front gestaltet sich mit den Verpflichtungen von Bud Dupree und Denico Autry anders.

Aber im Mittelpunkt ist der Wechsel des Offensive Coordinators: Arthur Smith hat maßgeblichen Anteil daran, dass Ryan Tannehill einer der effektivsten Passer der letzten beiden Jahre war - kann Nachfolger Todd Downing das aufrechterhalten? Wie präsentiert sich die Offensive Line, in der der Right-Tackle-Spot noch offen ist? Und wie schnell fasst Julio Jones Fuß, nachdem er während der Saisonvorbereitung lange nur zuschauen konnte? Ich sehe Tennessee als Favoriten in der eigenen Division, aber was Floor und Ceiling dieses Teams angeht, ist es eine ziemliche Wildcard.

12. LOS ANGELES CHARGERS

Vielleicht das größte Hype-Team dieser Offseason: Justin Herbert war zum Ende der vergangenen Saison der junge Quarterback, über den jeder sprach, Brandon Staley der junge Coach, dessen Defense in aller Munde war, auf die Rückkehr von Derwin James freut sich jeder NFL-Beobachter, mit Corey Linsley holte man den besten Center der Vorsaison und dann gelangen L.A. mit Rashawn Slater und Asante Samuel in den ersten beiden des Drafts zwei mögliche Volltreffer.

Mischt man all das zusammen und packt noch eine Prise "wie häufig sollen die Chargers noch jedes kuriose Spiel verlieren?" mit dazu, dann bekommt man einen legitimen Hype-Train, der gerade in Los Angeles unterwegs ist. Ich bin gespannt darauf, ob Herbert hinter einer dramatisch verbesserten Offensive Line ein konstanterer Passer werden kann - und wie sehr sich die Offense unter Joe Lombardi schematisch verändert: Die Chargers warfen letztes Jahr quasi nicht in die Mitte des Feldes, das dürfte mit Lombardis Saints-Einfluss anders aussehen.

Defensiv gibt es zwei Superstars mit Bosa und James, daneben aber auch einige Fragezeichen. Wie gut ist die Cornerback-Gruppe? Kann Nwosu oder Fackrell eine konstante zweite Pass-Rush-Präsenz bereiten? Ist die Safety-Gruppe außerhalb von James gut genug, um Staleys gerade für diese Position anspruchsvolle Defense umzusetzen?

11. ARIZONA CARDINALS

Vielleicht die größte Under-the-Radar-Qualität der Cardinals ist die Offensive Line: Platz 3 nach ESPNs Pass-Block-Win-Rate letztes Jahr, und aus der größten Schwachstelle - Center Mason Cole - wurde mit dem Trade für Rodney Hudson eine potenzielle stärke. Auch der teilweise inkonstante Right-Guard-Spot könnte mit Vorjahres-Rookie Josh Jones ein Upgrade erhalten.

Die Line sollte gut sein, A.J. Green als zweiter Outside-Receiver erlaubt es Christian Kirk mehr in den Slot zu rücken, wo er effizienter ist, und Rondale Moore gibt der Offense einen X-Faktor, den sie so vorher nicht hatte. Die großen individuellen Fragen sind eher auf der anderen Seite des Balls: Wie viel haben Chandler Jones und J.J. Watt im Tank? Und reicht es, um die Cornerback-Gruppe, in der nach dem unerwarteten Rücktritt von Malcolm Butler vermutlich Viertrunden-Rookie Marco Wilson starten wird, mitzutragen?

Außerdem: Funktioniert das Linebacker-Experiment mit Isaiah Simmons und Zaven Collins? In Arizona ist der Druck dieses Jahr nicht von der Hand zu weisen; im dritten gemeinsamen Jahr muss Kliff Kingsbury weitere Anpassungen an die NFL hinbekommen und Kyler Murray sich als Passer aus der Pocket weiter steigern; andernfalls müsste zumindest Ersterer um seinen Job zittern. Mit einem Sprung ähnlich wie dem letztes Jahr könnte Murray in die Top-8-Spitzengruppe klettern - und Arizona wäre vermutlich ein Playoff-Team. Stagniert die Offense aber schematisch, und Murray vielleicht auch individuell, droht der nächste Umbruch in der Wüste.

10. DALLAS COWBOYS

Offensiv darf es für dieses Cowboys-Team keine Ausreden geben. Left Tackle Tyron Smith, der letztes Jahr verletzt fehlte, ist zurück, genau wie Guard Zack Martin, der nahezu die komplette zweite Saisonhälfte verpasste. Auch Right Tackle La'el Collins sollte bald bereit sein. Der Headliner ist aber selbstredend Dak Prescott, der in der vergangenen Saison auf Kurs für knapp 6.000 Passing-Yards war, als er sich in Woche 5 verletzte. Diese absurde Zahl war auch der Tatsache geschuldet, dass die Cowboys schon früh in der Saison mehrfach in wilde Shootouts verwickelt waren.

Es ist nicht auszuschließen, dass sich das wiederholt; doch selbst für sich betrachtet haben die Cowboys mit ihren drei Receivern eine enorme Feuerkraft, und das wird sich auch bemerkbar machen. Wenn man dann auf die Defense blickt, springen einen zwei Dinge an: Das Linebacker-Überangebot - und die Fragezeichen im Pass-Rush. Demacus Lawrence ist die eine Säule hier, daneben hofft man auf eine konstante Saison von Randy Gregory, eine gute Rookie-Saison von Osa Odighizuwa, oder vielleicht eine Überraschung von Tarell Basham.

Der neue Defensive Coordinator Dan Quinn braucht einen guten 4-Men-Rush, und der Blick auf die Secondary unterstreicht das; hier hat Dallas zwar einige junge, talentierte Spieler, aber auch gigantische Fragezeichen, sowohl auf Safety, als auch was den Nummer-2-Corner-Spot angeht.

9. LOS ANGELES RAMS

Letztlich ist die Saison-Prognose für die Rams relativ einfach, man könnte sie sogar in einem Satz zusammenfassen: Wie groß ist das Quarterback-Upgrade mit dem Schritt von Jared Goff zu Matt Stafford - und reicht das, um mutmaßliche defensive Regression nicht nur aufzufangen, sondern als Team einen Sprung zu machen? Denn nachdem die Rams die beste Defense der vergangenen Saison stellten, muss man zumindest einen gewissen Rückschritt einkalkulieren.

Der Aderlass war schlicht zu groß, angefangen mit dem Verlust von Defensive Coordinator Brandon Staley, über Top-Safety John Johnson bis hin zu Cornerback Troy Hill und Edge-Rusher Samson Ebukam. Die Rams haben hier jede Menge Qualität verloren, und Ex-Falcons-Interims-Coach Raheem Morris muss erst noch zeigen, wie er seine defensiven Ideen mit dem Personal und dem Grund-Konzept von Staley kombinieren kann. Die Offense derweil sollte in jedem Fall besser sein, Stafford ist zweifellos der bessere Quarterback und sollte auch dabei helfen, das Feld wieder vertikal mehr zu öffnen.

Die Offensive Line ist solide, die Wide-Receiver-Gruppe wurde in der Offseason verstärkt. Aber in der Gesamtabrechnung bin ich trotzdem nicht sicher, ob L.A. im Vergleich zum Vorjahr diesen signifikanten Sprung nochmal machen wird, den viele durch den Stafford-Trade jetzt fast schon erwarten.