NFL

Power Ranking nach Woche 4: Wer ist überhaupt das beste Team in der NFL?

Die ersten vier Spieltage sind absolviert, SPOX-Redakteur Adrian Franke ordnet die 32 Teams für euch ein.
© getty
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16. SAN FRANCISCO 49ERS (2-2)

Rang vor Saisonstart: 8.

Die Niners exakt in der Mitte sind irgendwo auch ein Signal dahingehend, dass ich die Bewertung dieses Teams fast ein wenig auf Eis legen würde. Jetzt werden wir höchstwahrscheinlich zumindest vorübergehend Trey Lance sehen, und zwar mit einem Game Plan, der spezifisch auf ihn zugeschnitten ist. Darauf bin ich wirklich gespannt, und dann bekommen wir in zweierlei Hinsicht ein besseres Gefühl für dieses Team: Wo will Shanahan mit einem physisch derart talentierten, aber in vielerlei Hinsicht noch rohen Quarterback, in den man so viel investiert hat, hin? Und ist Lance Stand jetzt wirklich noch so weit hinter Garoppolo, dass es gerechtfertigt war, trotz einiger sehr überschaubarer Auftritte des Routiniers bislang Garoppolo den Vorzug zu geben? Die erste Hoffnung aus Niners-Sicht muss jetzt aber sein, dass die Schulterverletzung von Trent Williams vom Sonntag nicht allzu schwer ist; er ist der klare Fels in einer ansonsten soliden Offensive Line, und fällt er jetzt aus, könnte das Gesamtkonstrukt deutlich wackliger werden. Zusätzliche Stabilität erhält San Francisco durch seine starke Defensive Front, die die Erwartungen bisher erfüllen kann. Die Secondary dahinter aber ist spätestens mit der Verletzung von Jason Verrett ein sehr ernsthaftes Fragezeichen.

15. CAROLINA PANTHERS (3-1)

Rang vor Saisonstart: 24.

Ich denke, dass Carolina letztlich in diesem Bereich der Liga aktuell gut aufgehoben ist: Das obere Mittelmaß, wo Teams klar schwächere Gegner deutlich schlagen - aber für weiter oben reicht es eben noch nicht so ganz. Das könnte auch die Beschreibung für Sam Darnold nach den ersten Auftritten in Carolina sein, Darnold spielt solide bis gut, er hatte gerade gegen Houston einige sehr gute Plays unter Druck; und er profitiert natürlich auch von der besseren Gesamtstruktur, vom Play-Calling bis hin zu den Waffen. Aber wir haben jetzt gegen Dallas auch erstmals Phasen des "alten" Sam Darnold gesehen - wenn er eben in offensichtliche Passing-Situationen kam, wenn ihm das Scheme weniger helfen konnte. Er warf zwei hässliche Interceptions in dieser Phase und die Panthers konnten den Ball in der zweiten Hälfte lange überhaupt nicht bewegen. Das soll jetzt kein finales Urteil zu Darnold sein, nachdem er über die ersten drei Spiele klar verbessert aussah. Vielleicht eher eine Warnung, dass man von Darnold nicht zu viel erwarten sollte. Die Offensive Line ist zudem immer noch mehr als fragwürdig, und die junge Defense macht zwar Spaß und ist mit ihren diversen Pressure-Looks sehr unangenehm zu spielen - aber in der heutigen NFL reicht selbst das eben nicht, um die Top-Offenses in den Griff zu kriegen.

14. MINNESOTA VIKINGS (1-3)

Rang vor Saisonstart: 14.

Gerade als ich bereit war, All-In mit der Vikings-Offense zu gehen, bekommen wir so ein Spiel gegen die Browns, wie wir es auf der Schattenseite der letzten Jahre in Minnesota auch zu häufig hatten: Die Offensive Line wird dominiert und es fehlt an einem veritablen Plan B, um das zu kompensieren. Das machte es auch zum mit Abstand schlechtesten Spiel der Vikings-Offense in der noch jungen Saison, bis dato nämlich war ich gerade von Kirk Cousins, der auch in offensichtlichen Passing-Situationen sehr gut aussah, sehr positiv überrascht. Mit K.J. Osborn haben die Vikings einen veritablen Nummer-3-Receiver gefunden, diese Offense kann Woche für Woche explosiv sein. Dafür darf die Offensive Line aber nicht wieder in alte Muster zurückfallen. Die Defense findet über den Pass-Rush immer besser in die Saison, das hilft dabei, die wacklige Secondary mitzutragen. Ich sehe Minnesota immer noch im Wildcard-Rennen, trotz der drei Niederlagen.

13. CINCINNATI BENGALS (3-1)

Ranking vor Saisonstart: 26.

Von Zac Taylor als Head Coach bin ich weiterhin wenig überzeugt, und die Tatsache, dass er seine Offense über die ersten Wochen mehr auf ein Early-Down-Run-Game umgestellt hat, ändert daran wenig. Immerhin in dieser Hinsicht hatte er am Donnerstag gegen die Jaguars eine deutlich bessere Mischung mitgebracht. Die Offensive Line ist etwas besser als letztes Jahr, gerade in der Interior Line aber nach wie vor sehr wacklig unterwegs. Umso erfreulicher ist es da, dass die Joe-Burrow-Ja'Marr-Chase-Connection exzellent in die Saison gestartet ist. Generell sah Burrow vor allem über die letzten beiden Partien sehr gut aus. Defensiv überrascht die Front bislang positiv, die Bengals haben eine unerwartet gute Run-Defense bislang. Die Bengals sind näher dran am "nächsten Schritt" als ich vor Saisonstart gedacht hatte, der Sprung von 26 auf 13 unterstreicht das. Aber gleichzeitig weiß ich nicht, inwieweit ich ihnen diesen Sprung mit Zac Taylor und mit den nach wie vor vorhandenen Problemzonen (Offensive Line, Cornerbacks allen voran) zutraue. Joe Mixon wird jetzt zudem vorerst fehlen.

12. SEATTLE SEAHAWKS (2-2)

Rang vor Saisonstart: 7.

Nach Woche 1 war ich hinsichtlich der Seahawks-Offense noch sehr positiv gestimmt. Das erste Spiel unter dem neuen Offensive Coordinator Shane Waldron zeigte eine Offense mit einer Identität und einem klaren Plan. Was Seattle beim Auftaktspiel gegen die Colts zeigte, hatte Hand und Fuß. Rückblickend wirken die Probleme in der zweiten Hälfte jenes Spiels jedoch deutlich repräsentativer für ein Team, das offensiv seine Basis sucht. Die Big Plays sind immer da, und mehrfach startete Seattle jetzt auch schon gut in ein Spiel - nur um dann komplett den Faden zu verlieren. Gegen die 49ers am Sonntag war es dann andersherum, da setzten die Seahawks nahezu die gesamte erste Hälfte in den Sand; doch weil sie dann mit einem Mal in sechs Plays und über knapp drei Minuten 80 Yards zum Touchdown marschierten, ging es mit einem Unentschieden in die Pause. Diese Offense ist nach wie vor zu sehr von den Big Plays abhängig und deshalb fehlt jeglicher Rhythmus. Und das könnte dank Wilson, Metcalf und Lockett sogar reichen, um Seattle zu einem Top-10-Team zu machen - wenn die Defense nicht so schwach wäre. In der Secondary musste man das erwarten, doch auch vom Pass-Rush kommt bisher zu wenig.

11. LAS VEGAS RAIDERS (3-1)

Rang vor Saisonstart: 20.

Ich bin mittlerweile ernsthaft beeindruckt davon, was Jon Gruden aus Derek Carr herausholt. Die Raiders zeigen, dass die - für Carr- und Raiders-Verhältnisse ungewöhnlich - vertikale Offense des Vorjahres keine Eintagsfliege war und auch ohne Deep-Threat-Receiver Nelson Agholor aufrechterhalten werden kann. Die Raiders attackieren tief, und zwar mit einem spezifischen Plan; und Carr zeigt, dass er das nicht nur kann, sondern dass er in den entsprechenden Umständen auch aggressiv spielen kann. Und das trotz einer Offensive Line, die bislang mehr als nur löchrig daherkommt. Fast aber die noch größere Erkenntnis zu diesem Raiders-Team in der neuen Saison lautet: Las Vegas hat eine Defense! Das simplere und dafür aggressivere Scheme unter Gus Bradley trägt bereits Früchte, genau wie die Secondary-Neuzugänge Trevon Moehrig, Casey Hayward und Nate Hobbs. Die große Story bisher ist aber der Pass-Rush, angeführt von Maxx Crosby. So ganz kann ich noch nicht abschätzen, wo die Saison für die Raiders im besten Fall hingehen kann, gegen die Chargers am Montagabend war einmal mehr zu sehen, dass das Run Game noch nicht da ist - und dass Carr wacklig wird, wenn er einige Male früh im Spiel direkten Druck hatte. Aber ein Playoff-Ticket halte ich für absolut im Bereich des Machbaren.

10. CLEVELAND BROWNS (3-1)

Rang vor Saisonstart: 6.

Ich bin ganz ehrlich, ein wenig macht mir Baker Mayfield Sorgen, und ich sehe bei den Browns ein wenig die Gefahr, dass ein Browns-Team mit einem extrem hohen Floor letztlich keinen Fortschritt im Vergleich zum Vorjahr hinlegt, weil Mayfield das nicht zulässt. Nun ist es natürlich noch früh in der Saison, das gilt auch für die Bewertung hier, und wir haben von Mayfield letztes Jahr gesehen, dass er deutlich besser innerhalb dieser Offense spielen kann. Aber die bisherigen Auftritte waren einfach zu fehlerbehaftet, mit dem Spiel gegen Minnesota als bislang klarem Tiefpunkt. Mayfield spielt nicht gut gegen Druck, er wackelt, wenn die Offense spezifisch ein Play von ihm braucht. Und damit schließt sich eben wieder der Kreis zum Anfang: Die Browns haben eine sehr hohe Baseline, mit einer exzellenten Offensive Line, einem sehr guten Run Game - und einer Defense, die richtig gut aussieht und die Offenses gerade mit flexiblen Fronts Probleme bereiten kann. Das hat den Browns das Spiel in Minnesota am Sonntag gewonnen. Und mit diesem hohen Floor sind die Browns jede Woche ein potenziell unangenehmer Gegner, aber für den nächsten Schritt braucht Cleveland mehr von Baker Mayfield.

9. BALTIMORE RAVENS (3-1)

Rang vor Saisonstart: 5.

Beeindruckend, dass die Ravens jetzt schon mehrere Wege gefunden haben, um Spiele zu gewinnen. Nach einem komplett merkwürdigen Auftritt in Las Vegas zum Auftakt waren es gegen die Chiefs die "alten" Ravens, die mit Dominanz am Boden gewannen. Gegen die Lions bleibt das Rekord-Field-Goal von Justin Tucker in erster Linie in Erinnerung, aber die eigentliche Geschichte des Spiels war das spektakuläre vertikale Passspiel, Lamar Jackson warf fast 40 Prozent seiner Pässe mindestens 20 Yards tief und holte dabei 162 Yards und einen Touchdown raus - und die Stats würden noch viel besser aussehen, hätte Marquise Brown nicht zwei bitterste Drops gehabt. Denver limitierte Baltimore dann am Boden ziemlich gut und war stark an der Line of Scrimmage, Jackson war in diesem Spiel aber stark im Kurzpassspiel. Die Offensive Line ist nach wie vor ein Problem und wurde gegen Denver abermals verletzungsbedingt dezimiert, mit der Rückkehr von Rashod Bateman und dem Comeback von Ronnie Stanley zumindest vage am Horizont erwarte ich, dass sich die Offense auch noch weiter stabilisiert. Die Defense spielt auch ohne Marcus Peters solide bis gut, aber mehr und mehr deutet sich an, dass diese Ravens-Saison stärker als gedacht vom Passspiel abhängen könnte.