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NFL Preseason Week 1 - Erkenntnisse: Deutsch-Amerikaner St. Brown winkt Startplatz

Von Jan Dafeld
Amon-Ra St. Brown spielt für die Detroit Lions.
© Jeff Nguyen/Detroit Lions

Taysom Hill sieht gegen die Baltimore Ravens (erneut) nicht wie ein Starting Quarterback aus. Amon-Ra St. Brown winkt bei den Detroit Lions früh eine wichtige Rolle. Und: Sean McVay findet immer mehr Nachahmer in der NFL. Die Erkenntnisse zur ersten Preseason-Woche.

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Taysom Hill ist kein Starting Quarterback

Wer in diesen Tagen einen Blick auf den Depth Chart der New Orleans Saints (und übrigens auch der Denver Broncos) wirft, dem bietet sich ein ungewöhnliches Bild: Auf der Quarterback-Position hat das Team zwei Spieler als Starter gelistet. Taysom Hill oder Jameis Winston? Aktuell soll keiner der beiden auch nur ein klein wenig die Nase vorne haben.

Einer der beiden Quarterbacks musste die Starter im Preseason-Spiel gegen die Ravens dann aber anführen. Die Wahl von Head Coach Sean Payton fiel auf Hill - und tatsächlich hinterließ der 30-Jährige beim ersten Drive der Saints gar keinen so schlechten Eindruck. Hill fand Marquez Callaway bei einer Out-Route gegen den Blitz, wenig später sorgte er mit einem Wurf an die rechte Seitenlinie unter Druck sogar für ein echtes Highlight-Play.

Doch es sollte Hills einziger gelungener Drive des Abends bleiben.

Als es für ihn zum zweiten Mal aufs Spielfeld ging, warf Hill zunächst einen Checkdown in den Rücken von Latavius Murray, kurz darauf versuchte er Ty Montgomery über die Mitte anzuwerfen und setzte den Ball einen guten Meter neben seinen Receiver - Interception!

In Hills dritten Drive wurde es nicht besser: Bei einem Wurf über die Mitte hatte der mobile Quarterback großes Glück, dass sein gefährlicher Versuch nicht von Anthony Averett abgefangen wurde, kurz darauf kassierte er bei Third-and-12 einen völlig überflüssigen Sack und kostete sein Team somit wertvolle Feldposition.

Es ist das gewohnte Bild mit Hill. Der Quarterback profitiert von Paytons stark designter Offense, die Hill immer wieder klare Reads und offene Würfe ermöglicht, insbesondere zu Beginn des Spiels oder nach der Halbzeit, wenn die Plays im Voraus festgelegt und nicht spontan angesagt werden. Sobald diese Designs nicht ganz so greifen wie erhofft, bekommt Hill allerdings Probleme und macht Fehler.

Hill verfügt schlicht und ergreifend nicht über das Armtalent, insbesondere die Wurfgenauigkeit, um ein Starting Quarterback in der NFL zu sein. Natürlich bringt er Elemente mit, die viele Signal Caller einer Offense nicht geben können, das alleine reicht jedoch nicht aus, wenn die Grundvoraussetzung, eine Offense verlässlich umsetzen zu können, nicht gegeben ist und sich zu häufig grobe Fehler ereignen.

Hills Konkurrent Winston präsentierte sich gegen die Ravens derweil die meiste Zeit über sicher. Er bewegte den Ball mehrfach gut über die Mitte, seine Interception ging zudem eher auf das Konto seines Receivers Lil'Jordan Humphrey als auf Winstons. Natürlich sind auch Winstons Probleme als Quarterback hinlänglich bekannt, dennoch sollte er in Woche eins für die Saints starten. Taysom Hill mag ein wertvoller, vielseitiger Gadget-Spieler sein - ein Starting Quarterback ist er nicht.

Justin Fields sollte in Week 1 für die Bears starten

Justin Fields wurde erst als vierter Quarterback im vergangenen Draft ausgewählt, zum Starting Quarterback der Chicago Bears wurde bereits vor dem Start des Trainings Camps Routinier Andy Dalton ernannt. Und doch wurde kaum einem Auftritt in der Preseason mit mehr Spannung entgegengeblickt als dem von Fields.

Lag es an der Historie der Bears, in der die Fans so selten mit wirklich starken Quarterbacks gesegnet worden waren? Lag es an Fields' herausragender Karriere in einem der größten College-Teams der USA? Lag es daran, dass so viele Teams Fields im Draft überraschenderweise nicht wollten? Oder an einer Mischung aus allem? Klar ist: Nach Fields' erstem Preseason-Auftritt dürfte der Hype um seine Person nur noch größer werden.

Dabei spielte der 22-Jährige längst nicht fehlerfrei: Ein Pass von Fields wurde an der Line of Scrimmage abgefälscht, ein gefährlicher Versuch über die Mitte hätte mit etwas weniger Glück abgefangen werden können, zudem fumbelte Fields bei einem Versuch, über die linkte Seite zum First Down zu laufen. Seine ersten drei Drives endeten in Punts.

Und doch ist der Enthusiasmus, der die Bears seit dem Wochenende umgibt, nicht ungerechtfertigt. Fields hat eindrucksvoll bewiesen, dass er der Bears-Offense eine Dimension geben kann, die mit Dalton als Quarterback niemals möglich wäre: Fields kann als Runner eingebunden werden, die Rollouts, die das Outside-Zone-Run-Game Chicagos so gut ergänzen, gewinnen dadurch deutlich an Gefährlichkeit. Tatsächlich schien Fields sich gegen die Dolphins bei genau diesen Plays am wohlsten zu fühlen.

Der 22-Jährige holte drei First Downs mit Würfen außerhalb der Pocket, dazu kamen zwei wichtige Scrambles, einer zum Touchdown, ein weiterer für rund 20 Yards, nachdem Fields in der Pocket unter Druck geraten war. Natürlich wird Fields in den Anfängen seiner Karriere Fehler machen, vorerst vermutlich sogar mehr als Dalton. Doch ist das ein Grund, um ihn auf der Bank zu lassen?

Die Bears werden in der kommenden Saison mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht um den Super Bowl mitspielen. Dafür hat das Team zu viele Baustellen, unter anderem auch die QB-Position.

Mit Fields sollte die Offense - natürlich langfristig, aber auch kurzfristig - ein deutlich höheres Ceiling als mit Dalton haben, zudem könnte der Rookie so möglichst schnell möglichst viel lernen. Fields hat gegen Miami bewiesen, dass er auf dem NFL-Level nicht heillos überfordert ist. Bestätigt er diesen Eindruck in den kommenden zwei Preseason-Spielen der Bears, sollte er sein Team in Woche eins als Starter auf den Platz führen.