NFL

New England Patriots im sportlichen Niemandsland: Wie vergangene Fehler die Gegenwart einholen

Bill Belichick steht vor einer ungewissen Zukunft bei den New England Patriots.
© getty
Cookie-Einstellungen

Patriots: Stets gutes Händchen bei Undrafted Free Agents

Natürlich muss man allerdings auch erwähnen, dass es diesem Team wie kaum einem anderen immer wieder gelingt, nach dem Draft fähige Undrafted Free Agents zu finden. Man denke etwa an Super-Bowl-Held Malcolm Butler im Jahr 2014. 2020 zählen zudem Center David Andrews (2015), Defensive Back Jon Jones (2016), Cornerback J.C. Jackson (2018) oder auch Wide Receiver Jakobi Meyers (2019) zu den Leistungsträgern, was die maue Ausbeute der vergangenen Draftjahre zumindest ein wenig ausgleicht.

Mit fünf Siegen und sechs Niederlagen stehen die Patriots im Grunde im Niemandsland des Playoff Pictures. Wenn sie all ihre ausstehenden fünf Partien gewännen, wären vielleicht sogar noch die Playoffs drin. Doch gelang es ihnen bislang nicht, mehr als zwei Spiele am Stück zu gewinnen. Eine Siegesserie von dann sechs Spielen glückte zuletzt in der ersten Saisonhälfte 2019. Realistischer ist es daher, dass die Saison ernüchternd und ohne Playoffs endet.

Doch was dann? Wie geht es danach weiter für Bill Belichick und New England? Stand jetzt verfügen die Patriots über acht Draftpicks 2021, wobei noch ein paar für die Abgänge von Leuten wie Brady, Kyle Van Noy oder Jamie Collins in Form von Compensatory Picks dazu kommen sollten.

Vor möglichen Trades reden wir also von elf bis zwölf Draftpicks, darunter mindestens drei in den ersten drei Runden. Munition wäre also da, um das Gesamtniveau zu steigern. Ebenso könnten mehrere Picks gebündelt werden für einen Trade, um sich einen der besseren Quarterbacks der anstehenden Klasse zu sichern.

Patriots: Voraussichtliche Draftpicks 2021 nach Woche 12

RundePick
115.
246.
4112.
5143.
5161. (von Jets)
6165. (von Cowboys)
6174.
7205.

Quarterback bleibt letztlich neben Wide Receiver und Tight End die größte Baustelle der Patriots, bei denen Cam Newton schlicht keine langfristige Lösung ist. Selbst wenn man das System komplett auf ihn einstellt und so trivial wie möglich gestaltet, sind seine Defizite wohl zu groß, um wirklich über ernsthafte Ambitionen zu reden.

Patriots: Cap Space als Faustpfand für 2021

Was den Patriots ebenfalls helfen dürfte, ist der Cap Space im kommenden Jahr. Durch die Corona-Krise dürfte die Salary Cap 2021 zum Vorjahr gesenkt werden. Aktuell wird mit einem Betrag von 176 Millionen Dollar gerechnet, nachdem es 2020 noch 198 Millionen sind.

Für die Patriots hieße dies, dass sie mit rund 63 Millionen Dollar den viertmeisten Cap Space der Liga hätten - und damit etwa doppelt so viel wie die Dolphins auf Platz 7 der Liste. Da zudem mindestens zehn Teams aktuell im roten Bereich stehen in Sachen Cap Space für die neue Saison, schränkt dies deren Manövrierfähigkeit in der kommenden Offseason merklich ein - Teams wie die Eagles (Minus-65 Millionen Dollar) und vor allem die Saints (Minus-93 Millionen Dollar) steht sogar die Entlassung einiger teurer Spieler ins Haus.

Nun sind die Patriots nicht unbedingt dafür bekannt, äußerst aggressiv auf dem Free-Agent-Markt zuzuschlagen, doch könnte 2021 aufgrund der besonderen Situation eine andere Vorgehensweise hervorbringen.

NFL: Meister Cap Space 2021

PlatzTeamCap Space (Dollar)
1Jacksonville Jaguars82.296.992
2New York Jets80.859.956
3Indianapolis Colts75.966.921
4New England Patriots63.456.993
5Washington Football Team50.336.460

All das allerdings hängt freilich von einer ganz wichtigen Personalie ab: Belichick. Wie lange dessen Vertrag in New England geht, wissen wohl nur er und die führenden Mitglieder der Kraft-Familie, doch mit bald 69 Jahren könnte auch er sich Gedanken machen, wie lange es noch weitergeht.

Wie lange will der Rekord-Super-Bowl-Gewinner noch coachen? Und wenn es noch ein paar Jahre sind, will er jene mit einem Rebuild verbringen oder nochmal kurzfristig angreifen? Und selbst wenn Letzteres der Fall ist, braucht es dafür einen Quarterback mit einem höheren Ceiling als es Newton verspricht. Doch woher nehmen?

Die Zukunft in New England ist so ungewiss wie seit 20 Jahren nicht mehr. Der Weggang von Brady ist dabei nicht die Ursache oder der Hauptgrund, war aber wohl der Faktor, der das eigentliche Problem deutlich aufdeckte - die Fehlgriffe der vergangenen Drafts werden sich nun deutlich und zeigen, das selbst ein selbsttragendes System wie in Foxborough nicht ewig fortzuführen ist.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema