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Top 10: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 11 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 11 in der NFL.
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4. Tua und Fitz: Das Kurzzeit-Benching in Miami

Dolphins-Coach Brian Flores ließ nach dem Spiel keinen Raum für Spekulationen. "Tua war nicht verletzt. Wir hatten einfach den Eindruck, dass Ryan Fitzpatrick uns die beste Chance im 2-Minute-Drill gibt", erklärte Flores den Quarterback-Tausch. Tua Tagovailoa, Miamis Rookie-Quarterback, hatte zuvor einen harten Hit - seinen sechsten Sack dieser Partie - eingesteckt und hatte auch unter der Woche Probleme am Fuß gehabt.

Doch alle Theorien in dieser Richtung dementierte Flores unmissverständlich. Fitzpatrick kam in der Schlussphase der Partie gegen Denver aus einem Grund rein: weil Tagovailoa die Offense nicht bewegen konnte und Flores mit Fitzpatrick eine bessere Chance sah, das Spiel spät zu gewinnen. Tua wird kommende Woche wieder starten.

Das ist eine legitime Entscheidung, aber ist es wirklich die beste Entscheidung für das Team? Gerade bei Quarterbacks sehen wir so häufig, wie drastisch die Lernkurve ausfallen kann. Vom ersten zum zweiten und vom zweiten zum dritten Jahr als Starter gibt es häufig die größten Leistungssprünge, weil man sich an das Tempo und die Defenses in der NFL gewöhnt - und weil man aus seinen Fehlern lernt.

Jungen Quarterbacks muss es erlaubt sein, diese Fehler auch zu machen. Schwache Spiele zu beenden, zu erfahren, welche Antworten sie womöglich finden, die sie gar nicht mehr erwartet hatten. Das trägt ganz konkret zur Lernkurve bei, und gibt dem Quarterback auch das notwendige Vertrauen, dass er sich bei der nächsten Gelegenheit beispielsweise nicht scheut, ein Risiko einzugehen, weil er womöglich rausgenommen werden könnte.

Ganz zu schweigen davon, dass man mit dieser Aktion potenziell ein Thema wieder aufmacht, das man eigentlich schon geschlossen hatte. Was wäre gewesen, wenn Miami das Spiel mit Fitzpatrick gewonnen hätte? Was, wenn Tua dann im nächsten Spiel die Offense wieder nicht bewegen kann, man aber dank der Defense noch im Schlussviertel in Schlagdistanz ist? Das ist ein Spiel mit dem Feuer, das schlicht unnötig erscheint.

Dolphins: Tagovailoa noch mit viel Luft nach oben

Was unbestreitbar ist, und was dieser Situation zusätzliches Feuer verleiht, ist die Tatsache, dass Tua nicht gut gespielt hat - und das ist noch überaus freundlich formuliert. Es war über weite Strecken ein desolates Spiel des Rookie-Quarterbacks. Denver verstand es glänzend, ihn komplett aus dem Rhythmus zu bringen und sich nicht durch einfache Pässe und Play-Designs schlagen zu lassen. Es war der schlechteste Auftritt von Tua in dieser Saison, aber keineswegs das erste nicht sonderlich gute Spiel.

Gegen Arizona zeigte er einige Highlights, gegen die Rams und auch gegen die Chargers war doch einiges an Luft nach oben, mindestens. Die Siegesserie täuschte sicher ein wenig darüber hinweg, doch waren es vor allem Big Plays der Defense, Big Plays im Special Team und auch einige Male Turnover-Glück bei Tua selbst, kurzum: Miami gewann während dieser Siegesserie Spiele auf eine Art und Weise, die schwer aufrecht zu erhalten ist.

Gegen Denver war er erstmals so richtig gefordert. Die eigene Defense offenbarte nach gutem Start einige Risse, insbesondere, wenn die Pressure-Pakete nicht griffen. Miamis Offensive Line wackelte extrem und Tua musste mehr über das reguläre Dropback-Passspiel kommen. Und dabei hatte er noch klare Defizite.

Oder andersherum gesagt: Die Offense ist mit Tua aktuell deutlich limitierter als mit Fitzpatrick, was an diesem Punkt niemanden überraschen sollte. Mit dem Rookie sind es viele kurze Pässe, wenig Spielraum für Fehler, Probleme mit Pressure. Mit Fitzpatrick war die Offense sofort beflügelt und trat komplett anders auf, plötzlich wurde vertikal attackiert und Fitzpatrick lieferte Plays gegen Pressure. Bei zwei Versuchen legte er den längsten und den drittlängsten Dolphins-Drive in dieser Partie hin.

Dass Miami kurzfristig mit Fitzpatrick eine bessere Chance auf Siege hat, ist klar. Aber das sollte nicht der Fokus in Miami dieses Jahr sein. Es geht nicht um kurzfristige Siege, die Dolphins sind kein Titelanwärter in diesem Jahr. Es geht um die mittel- und langfristige Perspektive, beginnend mit Tua selbst. Und nachdem Brian Flores dieses Team bislang großartig entwickelt hat und bis dato auch die Quarterback-Situation gut gemanagt wirkte, ist das eine äußerst fragwürdige Entscheidung, die noch Nachwirkungen haben könnte.

5. Die letzte Patriots-Playoff-Hoffnung erlischt

Das letzte bisschen Playoff-Rest-Hoffnung bei den Patriots ist mit der Pleite gegen Houston dann auch Geschichte. Der Umbruch in Foxboro ist jetzt immer mehr Realität, und das wird eine ganze Reihe an gravierenden Fragen mitbringen, beginnend mit der Quarterback-Frage. Macht man mit Cam Newton weiter? Oder geht man in einen so groß angelegten Rebuild, dass man sich auch auf dieser Position komplett neu aufstellt?

Das dürfte generell eine der spannenderen Storylines für die kommende Offseason sein. New England hat Cap Space und dürfte so früh im Draft picken wie seit seht langer Zeit nicht mehr. Doch wie sehr ist Belichick bereit, einen kompletten Rebuild durchzuführen? Und wie würde so einer bei den Patriots überhaupt aussehen?

Die Story dieses Spiels am Sonntag aber darf niemand anderes als Deshaun Watson sein. Watson unterstrich gegen die Patriots das, was man schon über die vergangenen Wochen beobachten konnte: Nach einem sehr holprigen Saisonstart ist Watson zurück in der Quarterback-Elite, er kann diese Offense tragen und genau das tat er, auch ohne seinen angeschlagenen Left Tackle, am Sonntag gegen New England.

Für Houston wird diese Saison nirgendwo mehr hinführen. Aber Watsons Auftritt am Sonntag unterstrich nochmals wie sehr man auch als neutraler Beobachter darauf hoffen darf, dass Houston einen Head Coach und einen GM findet, die um Watson herum einen Titelanwärter bauen können. Watson ist dafür definitiv gut genug.

Für die Pats derweil bleibt in diesem Spiel ein wenig die Frage, warum man gegen die vielleicht schlechteste Run-Defense der Liga nach dem exzellent designten ersten, geskripteten Drive nicht mehr beim Run Game blieb, ohnehin die Kernkompetenz dieser Patriots-Offense. Auch wenn der Auftritt von Damiere Byrd Spaß gemacht hat, doch teilweise wirkte es, als wolle New England es durch die Luft erzwingen.

Die Pats-Offense sollte eigentlich um die Offensive Line, die Running Backs und Cam Newton als X-Faktor im Run Game aufgebaut sein. Warum sie das gegen die in der Run-Defense so anfällige Texans-Defense nicht früher im Spiel, bevor New England dann immer wieder aufholen musste, ausgenutzt haben, ist ein Problem für sich. Das gilt für die designten Runs mit Cam, doch auch für Damien Harris im Backfield.