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Third and Long - der Mailbag zum Spieltag: Coach des Jahres - und wer macht den größten Sprung?

SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen zu Woche 12 in der NFL.
© imago images/Ian Johnson
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Wildcard-Rennen, Cam Newton und der Lions-Umbruch

Fel_Mey 24: Durch die Niederlagen der Bucs, Cardinals und Rams scheint das Rennen um die Wildcard-Plätze in der NFC wieder offener zu sein. Bleiben die drei deine Favoriten auf die drei Plätze?

Sie bleiben meine Favoriten, aber eher im Ausschlussverfahren. Die Bears sind einfach nicht ansatzweise gut genug, um vier der ausstehenden fünf Spiele zu gewinnen. So wie die Offense aussieht, würde es mich nicht wundern, wenn Chicago gleich kommende Woche schon gegen die Lions abermals verlieren würde.

Die Vikings sind das deutlich bessere Team, haben aber mit Tampa Bay und den Saints noch zwei richtig harte Brocken im Restprogramm - und Minnesota müsste mindestens einen der beiden vermutlich schlagen, um noch eine Chance zu haben. Und selbst vermeintliche Pflichtsiege gegen Chicago, Jacksonville und Detroit sind ja keine Selbstläufer, siehe das Cowboys-Spiel in der Vorwoche.

Darüber hinaus gibt es ja keine Konkurrenz. Aus der NFC East sowieso nicht, und im Süden ist es mal zumindest sehr schwer vorstellbar, dass die Falcons oder Panthers ab jetzt alle ausstehenden Spiele gewinnen - was dann womöglich nicht einmal reichen würde.

Also ja, unter dem Strich bleibe ich bei Tampa, Arizona und L.A. - wobei mindestens einer der drei, und aktuell würde ich hier auf Arizona tippen, die Playoffs wahrscheinlich eher als Lerneffekt mitnehmen wird. Was nicht negativ gemeint ist, sondern eher eine realistische Einschätzung sein soll: Die Cardinals sind im oberen Mittelmaß der Liga angekommen, und das ist ein enormer Sprung über die letzten beiden Jahre. Zur Liga-Spitze fehlt aber eben doch noch einiges.

Meko: Was sollen die Lions in der Offseason machen? Die haben einen Kader, der zu gut ist für die Top-Picks und zu schlecht für die Playoffs. Ein Rebuild mit den ganzen Talenten?

Die große Frage wird sein: Wer kommt jetzt nach Detroit? Welcher GM, welcher Head Coach? Wie soll die generelle Richtung aussehen? Oder umgedreht: Kann man auf das personelle Gerüst, das über die letzten drei Jahre für Matt Patricia aufgebaut wurde, aufbauen? Oder muss man es einreißen, weil eine komplett neue Richtung eingeschlagen werden soll?

Generell kann ich mir vorstellen, dass die Lions einen schnellen Umbruch hinlegen könnten - wenn sie das wollen. Detroit hat klare Kader-Baustellen, angefangen mit den auslaufenden Verträgen von Kenny Golladay und Marvin Jones, auch Slot-Receiver Danny Amendola wird Free Agent. Golladay zu halten sollte ein No-Brainer sein, dann aber beginnen schon die Diskussionen: Will man den schnellen Umbruch? Dann wäre gerade Jones jemand, den man ebenfalls halten sollte. Oder strebt man eben doch den größeren Cut an?

Dann rückt natürlich auch Matt Stafford in den Mittelpunkt. Die Lions könnten ihn 2021 entlassen oder traden, müssten dann aber je 19 Millionen Dollar an Dead Cap schlucken - es wäre der radikale Weg. Man müsste den neuen Head Coach und den neuen GM mit gezielt langfristigen Verträgen ausstatten, da in diesem Szenario mindestens 2021, und potenziell auch 2022 absolute Rebuild-Jahre werden würden. Ich vermute nicht, dass das im Sinne von Teambesitzerin Sheila Ford Hamp ist. Eigentlich sollte nach mehreren Jahren im oberen Mittelmaß unter Jim Caldwell mit Patricia endlich den Sprung in die Liga-Spitze klappen.

Gleichzeitig vermied Ford Hamp aber nach der Entlassung von Matt Patricia und Bob Quinn auch ein klares Bekenntnis zu Stafford. Alle Optionen sind auf dem Tisch, und so sollte es an diesem Punkt auch sein. Das kann auch heißen, dass man "nur" einen jungen Quarterback wie Haskins holt, um ihn dahinter zu testen. Es kann aber eben auch heißen, dass der Kahlschlag kommt.

Sollten die Lions diesen radikalen Weg einschlagen, gäbe es weitere Möglichkeiten, um den Kader zu verjüngen, Cap Space in der Zukunft zu kreieren und einen Neustart zu veranlassen:

Cornerback Desmond Trufant (6 Mio. Dollar Dead Cap bei Entlassung 2021/6 Mio. Dollar Cap-Einsparungen), Tight End Jesse James (4,2 Mio./2,1 Mio.), Defensive Tackle Nicholas Williams (1 Mio./4,7 Mio.) und Defensive Tackle Danny Shelton (1,25 Mio./4 Mio.), unter anderem. Wie gesagt: alle Optionen müssen auf dem Tisch sein.

Ringler, Till Tobi, moritzm, Marco: Kann Cam Newton die Zukunft in New England sein?

Newton hatte jetzt zuletzt einige bessere Spiele, die zumindest mal wieder oberes Liga-Mittelfeld darstellten. Mir fällt bei ihm weiter auf, dass er enorme Probleme damit hat, Blitzer Pre- und Post-Snap zu erkennen, er arbeitet häufig nicht gut durch die Pocket, seine Accuracy ist mal besser, mal schlechter. Als Runner, und inzwischen wird er ja auch wieder mehr in der Hinsicht genutzt, ist er immer noch ein Matchup-Problem, aber nicht mehr mit der Dynamik vergangener Jahre.

Was ist das dann im Gesamtpaket? Newton ist keine langfristige Lösung, da dürften wenige widersprechen. Die generelle Frage bei den Patriots ist natürlich, wie radikal der Umbruch aussehen soll. Versuchen die Pats, im Draft für einen Quarterback hoch zu traden? Ist Belichick an diesem Punkt seiner Karriere gewillt, einen tiefgreifenden Rebuild durchzuführen? Wollen die Pats mit aller Macht versuchen, nächstes Jahr nochmals anzugreifen?

Und interessanterweise sind die Antworten auf die Frage gar nicht so unterschiedlich. Sollte New England den Kader kurzfristig nochmal auf Titelfenster trimmen wollen, gäbe es vermutlich wenige Alternativen, die kurzfristig verfügbar und wesentlich erfolgsversprechender werden. Sollte New England im Draft auf einen Quarterback gehen, könnte Newton als Übergangslösung noch ein Jahr bleiben.

Nur falls der wirklich tiefgreifende Umbruch kommt, wäre es sinnlos, mit Newton weiterzumachen. Insofern, meine Antwort ist vermutlich: Newton ist nicht die Zukunft in New England. Und trotzdem könnte er Teil der Lösung für 2021 sein.