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Third and Long: Trade-Kandidaten - und brauchen die 49ers einen neuen Quarterback?

SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet die Leser-Fragen nach dem Spieltag.
© imago images/Paul Kitagaki Jr.
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Kevin Penning: Wer ist jetzt der Favorit in der NFC East?

Selbst vor der Prescott-Verletzung war das gegen die Giants ja ein weiterer besorgniserregender Auftritt - und dennoch hätte ich rein aufgrund der offensiven Feuerkraft die Cowboys weiterhin als Favorit eingeplant, in der Hoffnung, dass die Defense irgendwann zumindest ein wenig stabiler auftreten würde.

Das muss man jetzt selbstredend relativieren. Dallas hat nicht nur seinen Quarterback verloren, die Cowboys werden auch den Rest der Saison ohne ihren Left Tackle Tyron Smith (Nacken) und ohne ihren Right Tackle La'el Collins (Hüfte) bestreiten müssen. Aktuell fehlt auch Center Joe Looney, und das merkt man. Die Offensive Line war über Jahre die absolute Stärke dieses Teams, inzwischen ist sie eine Schwachstelle.

Und das führt zu Prescotts Vertreter. Andy Dalton für diesen Worst Case als Notfallplan in der Hinterhand zu haben, ist ein echtes Pfund und schlägt die Quarterback-Notfalloptionen von so ziemlich jedem anderen Team. Aber Dalton ist eben auch nicht auf Prescotts Level, und gerade mit dem Wissen im Hinterkopf, dass die Cowboys in der Offensive Line wackeln, muss man auch die Erwartungen an Dalton entsprechend anpassen.

Die Cowboys haben nach wie vor tolle Waffen und Dalton hat häufig genug gezeigt, dass er gute Waffen auch gut in Szene setzen kann. Auf die muss Dallas sich jetzt noch mehr stützen.

Doch selbst dann sehe ich mit Prescotts Verletzung die Philadelphia Eagles langfristig als Favorit in der Division. Die Eagles haben gegen die 49ers und jetzt vor allem gegen die Steelers - auch wenn es am Ende nicht ganz reichte - definitiv positive Tendenzen gezeigt. Carson Wentz spielt etwas besser, die Offensive Line zeigte sich leicht verbessert und auch die Defense spielte besser. Es ist noch ein weiter Weg für die Eagles, bis sie auf dem Niveau sind, das man erhofft hatte, beginnend mit Wentz. Aber aktuell haben sie leichten Aufwind, und Dallas vertraue ich angesichts der Defense und mit dem offensiven Handicap nicht.

Die Giants spielen hier ohnehin keine Rolle, und bei Washington - bei aller Emotionalität rund um Alex Smith - sehe ich offensiv einfach viel zu wenig, um letztlich um die Division mitzuspielen.

Jamar Lackson: Was für ein Plan würde dir als GM der Falcons für die nächsten Jahre vorschweben?

Ich sehe bei den Falcons zumindest vorerst keinen tiefgreifenden Umbruch, keinen harten Cut mit totalem Ausverkauf und Neustart über mehrere Jahre, wie wir es zuletzt bei den Browns oder Dolphins gesehen haben. Atlanta wird finanziell für 2021 nur aus den Verträgen von Matt Ryan und Julio Jones rauskommen, wenn man gewaltige Dead-Cap-Hits in Kauf nimmt. Auch mögliche Defense-Trade-Assets wie Deion Jones oder Grady Jarrett würden je über zehn Millionen Dollar an Dead Cap hinterlassen - und beide sind noch unter 28 und sollten eher Teil des Rebuilds und des "neuen" Falcons-Teams sein.

Sollte Atlanta also den krassen Umbruch wählen, dann müsste das mit einem neuen Head-Coach- und GM-Gespann stattfinden, die sehr langfristige Verträge erhalten. Denn die Falcons müssten sich dafür kurzfristig in die komplette Cap-Hölle begeben und mutmaßlich 2021 sowie potenziell auch 2022 gewissermaßen abschreiben - und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Falcons so ihren Kader einschätzen.

Insofern reden wir vermutlich von einem soften Umbruch, in dem alle Möglichkeiten offen sein müssen. Heißt konkret beispielsweise: Ryan und Julio Jones stehen auch 2021 im Kader - sind aber nicht unantastbar. Sollte Atlanta einen Top-5-Pick im kommenden Draft haben, wäre es fahrlässig, sich nicht mit den Quarterbacks zu beschäftigen, um sich für 2022 und darüber hinaus aufzustellen.

Kurzfristiger Erfolg sollte nicht das primäre Ziel sein, denn das Fenster für den alternden Kern des Teams hat sich vermutlich geschlossen. Und während man dafür nicht das Team komplett einreißen muss, sollten Veterans wie Ricardo Allen (mögliche Cap-Einsparungen: 6,2 Mio. Dollar), Allen Bailey (4,5 Mio.) oder James Carpenter (4 Mio.) "einfache" Opfer sein, um das Team für die Zukunft und den Übergang neu auszurichten.

Das ist die eine Seite der Medaille - wie wollen die Falcons sich kurz- und dann mittelfristig aufstellen? Die andere Seite, und die muss dazu passen, ist selbstredend die Frage nach dem Head Coach. Kansas Citys Eric Bieniemy dürfte der heißeste Kandidat auf dem Markt sein, und verkauft er sich gut, kann er vielleicht sogar sein Team auswählen. Baltimores Greg Roman etwa könnte ich mir allerdings auch gut in Atlanta vorstellen, um mit einem neuen GM dann ein neues Falcons-Team mit einer neuen Identität aufzubauen.

Andreas Spooky: Sind die Steelers for real?

Jein?

Zugegeben, eine unbefriedigende Antwort. Ich formuliere es mal andersherum: Ja als Playoff-Team - Nein als Contender. Pittsburghs Secondary ist ein Problem, und das schon die ganze Saison über - gegen die Eagles war das abermals zu beobachten.

Der Pass-Rush ist exzellent, die Passing-Offense ist solide bis gut und mit Big Ben, den Wide Receivern und den Lines auf beiden Seiten des Balls hat Pittsburgh eine Base Line, die hoch genug ist, um den Sprung in die Playoffs zu schaffen. Umso mehr natürlich, wenn ein Spieler wie Chase Claypool eine Breakout-Rookie-Saison hinlegt.

Aber aktuell sehe ich Base-Line und Ceiling bei den Steelers ziemlich nah beieinander. Zumindest, solange die Secondary so anfällig bleibt und die Offense auf der anderen Seite gut, aber nicht mehr ist - gerade mit Blick auf die Big Plays im vertikalen Passspiel. Das ergibt unter dem Strich für mich ein Team mit zweistelligen Siegen, das aber einige perfekte Tage benötigt, um in den Playoffs auch für Alarm zu sorgen.

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