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Nach Liga-Einigung: So funktioniert die NFL-Saison im Zeichen von Corona

Die NFL Training Camps werden zeitlich wie geplant starten.
© imago images/Larry Radloff
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NFL Salary Cap: Wie reagiert die Liga finanziell auf Corona?

Tests und die Vorstellung eines vernünftigen Sicherheitskonzepts waren für viele Spieler die oberste Priorität - dicht gefolgt aber von der finanziellen Frage. Wie wirkt sich die Pandemie auf die Gehälter aus? Was passiert, wenn die Saison abgebrochen werden muss? Was passiert, falls die Einnahmen der Liga einbrechen?

Letzteres ist der Aspekt mit den weitreichendsten Folgen. Der Salary Cap der NFL - also die Summe, die Teams für die Gehälter ihrer Spieler ausgeben dürfen - berechnet sich über die Einkünfte der Liga. TV-Deals, Werbepartner - und auch Zuschauer sowie alle Aspekte des Fan-Erlebnisses im Stadion spielen hier mit rein.

Die TV-Gelder machen zwar den größten Teil des Kuchens aus, doch mit der Aussicht auf Geisterspiele und möglicherweise auch anderweitige Corona-bedingte Einbußen geisterten bereits einige Horrorszenarien durch Medien und Spieler-Kreise. Die Liga geht unter dem Strich von Einbrüchen im Milliardenbereich aus, und somit steht zu befürchten, dass der Salary Cap um 50, 60, vielleicht 70 Millionen Dollar einbrechen würde.

Statt also 198,2 Millionen Dollar wie in diesem Jahr hätten Teams in dem Szenario 2021 plötzlich nur noch beispielsweise 130 Millionen Dollar für ihre Spielergehälter zur Verfügung. Ein gigantisches Problem, bedenkt man, dass Stand heute zwölf Teams bei den für 2021 prognostizierten Cap-Ausgaben jenseits der 180 Millionen Dollar stehen.

Potenzielle Vertragsverlängerungen und die Verpflichtung der Draft-Klasse sind bei diesen Prognosen noch nicht berücksichtigt. Vier (Eagles, Saints, Falcons und Chiefs) stehen gar bei über 200 Millionen Dollar, Teams im Win-Now-Modus gestalten ihren Cap häufig auf eine Art und Weise, bei der das seit Jahren konstante Cap-Wachstum bereits eingerechnet wird.

Salary Cap: Sicherheitsnetz installiert, Verlust wird aufgeteilt

Diesem Damoklesschwert wird mit der Einigung zumindest in Form eines Sicherheitsnetzes ein Riegel vorgeschoben: Die Teambesitzer sowie die Spieler-Seite verständigten sich darauf, dass der 2021er Cap mindestens 175 Millionen Dollar betragen wird. Ein Abfall um rund 23 Millionen Dollar wäre also denkbar, mehr aber auch nicht. Das gibt Teams einiges an Planungssicherheit, wenngleich mehrere Franchises auch für diesen Fall sehr kreativ mit den eigenen Verträgen werden müssen.

Ben Roethlisberger (Steelers), Matt Ryan (Falcons), Aaron Rodgers (Packers) und Drew Brees etwa würden bei einem Cap über 175 Millionen Dollar Stand heute mehr als 20 Prozent des Salary Caps ihres Teams besetzen. Die Cowboys würden finanziell enorme Probleme bekommen, Dak Prescott mit einem zweiten Franchise Tag zu halten, was dessen Verhandlungsposition für das kommende Frühjahr nochmals deutlich stärkt.

Wie aber würde finanziellen Verlusten darüber hinaus Rechnung getragen werden? Hier stimmten die Teambesitzer - die zunächst für 2021 eine Reduzierung auf bis zu 165 Millionen Dollar gefordert hatten, zu, dass weitere Einbußen Cap-technisch über vier Jahre verteilt werden. Der Cap 2020, auch hier hatten die Besitzer ursprünglich ansetzen wollen, bleibt unberührt und wird nicht gesenkt.

Sollten also die erwarteten finanziellen Verluste kommen, würde ein theoretischer Cap-Einbruch von beispielsweise 60 Millionen Dollar mit einem Cap-Rückgang in Höhe von bis zu 23 Millionen Dollar 2021 aufgefangen, der Rest der Summe dann auf die drei Jahre danach aufgeteilt. Somit könnten Teams ihre Gehaltsstrukturen halbwegs kontrolliert anpassen und die Liga muss nicht eine gewaltige Entlassungswelle mit dann vielen sehr günstigen, kurzfristigen Verträgen managen.

NFL: Wie werden die Spieler bei Saison-Abbruch bezahlt?

Gleichzeitig galt es allerdings auch, die diesjährige Saison finanziell zu reglementieren. Cap-technisch wird hier zwar keine Veränderung eintreten, doch setzten die Teambesitzer durch, dass Gehälter nur bezahlt werden, wenn auch gespielt wird.

Anders formuliert: Sollte die Saison an irgendeinem Punkt abgebrochen werden, erhalten die Spieler auch kein Gehalt. Wie sich das möglicherweise auf die Cap-Kalkulationen ab 2021 auswirkt, ist noch unklar, zumindest auch hier gibt es allerdings ein Sicherheitsnetz: Es wird ein Fonds eingerichtet, um Boni-Zahlungen sowie vertraglich garantierte Gehälter bis 2023 zu bezahlen, die durch einen Corona-bedingten Saisonabbruch betroffen sind.

Dieses Geld erhalten die Spieler also dennoch, nur womöglich später als im Falle einer Saison, die regulär stattfindet. Weiter wird übereinstimmend berichtet, dass sobald der erste Spieltag stattgefunden hat, Spieler direkt eine accrued Season angerechnet bekommen.

Sollte die Saison ausfallen, ohne dass ein Spiel stattgefunden hat, erhalten Spieler, die den finalen Kader geschafft hatten, 300.000 Dollar. Sollte die Saison vor der Kader-Cut-Deadline abgesagt werden, erhalten aktive Spieler, die 2019 bei einem Team unter Vertrag standen, 250.000 Dollar.

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