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NFL: Der Mahomes-Mega-Deal und die Folgen für die anderen Quarterbacks

Lamar Jackson wirkt prädestiniert für einen künftigen Mega-Vertrag bei den Baltimore Ravens.
© imago images / Karl Merton Ferron
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Lamar Jackson - Baltimore Ravens

Überhaupt keine Eile haben die Ravens mit ihrem jungen Franchise-QB. Jackson geht 2020 erst in seine dritte NFL-Saison, weshalb er ohnehin noch keinen langfristigen Vertrag unterschreiben kann. Thema erledigt? Von wegen!

Jackson sorgte in seiner Rookie-Saison nach dem Ausfall von Starter Joe Flacco bereits für Furore, 2019 dann gelang ihm der Breakout zu einem der Stars dieser Liga. Mit einem auf ihn zugeschnittenen Offensivsystem, das auf aggressivem Laufspiel auch seitens des QBs sowie sehr vielen Run-Pass- und Read-Options basiert, gewann er sogar seinen ersten MVP-Award. Jackson führte die Ravens zu deren bester Regular Season überhaupt (14-2). Erst in den Playoffs war dann früh gegen Tennessee Schluss.

In dieser Offseason legte Baltimore gerade in Sachen Run Game nochmal nach und zog mit J.K. Dobbins früh einen verheißungsvollen Running Back, der ideal an die Seite von Jackson im Backfield passt. Die Ravens signalisierten damit deutlich, dass sie voll und ganz hinter Jackson stehen und dieses Pferd weiter reiten wollen.

Das führt dann dazu, dass Jackson quasi automatisch ein Extension-Kandidat wird, sobald das regeltechnisch möglich ist. Also ab der kommenden Offseason.

Ob das schon so zeitnah funktionieren wird, bleibt offen, doch sicher erscheint schon jetzt, dass Baltimore in jedem Fall die Fifth-Year-Option in Jacksons Vertrag nach dieser Saison ziehen wird, um ihn garantiert bis Ende 2022 zu halten.

Was dann passiert, hängt vor allem von drei Faktoren ab: Jacksons sportlicher Entwicklung, seiner Gesundheit und Corona.

Lamar Jackson: Corona könnte Vertragsverlängerung verschieben

Es zweifelt zwar mittlerweile kaum noch jemand am diesjährigen Madden-Cover-Star, doch objektiv betrachtet geht er gerade mal in seine dritte NFL-Saison und wies zuletzt durchaus noch Schwächen auf. Besonders seine Konstanz im Passspiel ist noch ausbaufähig, doch nicht dramatisch, wenn man bedenkt, wie reif das Gesamtpaket schon wirkt. Jahr 3 in der NFL, das zweite im auf ihn zugeschnittenen System, dient daher sicherlich als guter Lackmustest für die Ravens, um auch letzte Zweifel an der sportlichen Ausnahmerolle von Jackson zu beseitigen - sollten diese innerhalb der Organisation überhaupt noch bestehen.

Seine Rolle als Quarterback, der gerne und häufig - und vor allem auch geplant - mit dem Ball läuft, hat zur Folge, dass Jackson naturgemäß eine größere Zielscheibe auf dem Rücken hat als herkömmliche Quarterbacks, die eher in der Pocket stehen und kaum selbst laufen. Das mag bislang für ihn kein allzu großes Problem gewesen sein, doch Beispiele wie Cam Newton, Robert Griffin III oder das ganz große Vorbild für Jackson, Michael Vick, zeigen, dass Quarterbacks, die einiges einstecken müssen, vielleicht nicht allzu lange auf hohem Niveau überleben, weil sie erhöhtes Verletzungsrisiko eingehen mit ihrem Spiel. Dieses Risiko wird sich freilich nicht 2020 ausräumen lassen, aber sollte es Jackson gelingen, auch in der kommenden Spielzeit einigermaßen schadlos zu bleiben, wäre dies schon ein sehr gutes Argument für einen langfristigen Deal in Baltimore.

Über allem schwebt allerdings weiterhin die Coronavirus-Pandemie. Sie wird Jackson und andere sicher nicht davon abhalten, langfristige Verträge zu erhalten. Aber sie könnte solche verzögern. Schon 2020 könnte es zu Gehaltsreduzierungen kommen, wenn die NFL-Teameigner sich in Verhandlungen mit der Spielergewerkschaft durchsetzen. Das Argument, das in erster Linie vorgebracht wird: Verringerte Zuschauerzahlen oder sogar ein kompletter Wegfall von Fans vor Ort würde massive Einnahmeverluste mit sich bringen. Um diese zu kompensieren, hätten Teameigner gerne einen partiellen Gehaltsverzicht der Spieler nach Vorbild des europäischen Fußballs. Zudem droht ein massiver Rückgang des Salary Caps in der Saison 2021 um bis zu 80 Millionen Dollar - aktuell beträgt dieser fast 200 Millionen Dollar. Auch dies kann Einfluss darauf haben, wie viel Geld - und Cap Space - für einen langen QB-Deal übrigbleibt.

Am Ende jedoch stehen die Chancen für Lamar Jackson gut, in ein bis zwei Jahren zu den Topverdienern der NFL aufzusteigen.

Baker Mayfield - Cleveland Browns

Wie Jackson geht auch Baker Mayfield gerade mal in seine dritte Saison bei den Browns. Auch für ihn gilt daher, dass eine Verlängerung frühestens 2021 ein Thema wird. Anders als beim amtierenden MVP der Liga stehen die Zeichen darauf bei Mayfield aber nicht annähernd so gut.

Der First-Overall-Pick von 2018 durchlebte in der NFL bislang eher wechselhafte Saisons. In seinem Rookie-Jahr zeigte der Heisman-Gewinner durchaus ansprechende Form, während er im Vorjahr einen Schritt zurück machte und vor allem durch Inkonstanz und Fehler (21 Interceptions) auf sich aufmerksam machte.

Zugutehalten muss man Mayfield jedoch, dass er in seinem nun dritten NFL-Jahr seinen dritten Head Coach erleben wird. Streng genommen sogar den vierten, wenn man Interimscoach Gregg Williams nach der Entlassung von Hue Jackson Ende 2018 dazu zählt. Wenn ein junger QB eines nicht braucht, sind es permanente Personalwechsel im Coaching Staff in den ersten paar Jahren.

Zudem befand sich das Personal um ihn herum ebenfalls seit längerem im Umbruch, sodass auch hier die Konstanz fehlte. 2020 nun bekommt Mayfield erneut ein paar neue Schlüsselspiele an die Seite gestellt, darf sich aber darüber freuen, dass der Kern gehalten wurde. Und mit Jedrick Wills kam sogar ein formidabler neuer Left Tackle aus der ersten Runde des Drafts.

Baker Mayfield: Optimale Bedingungen für 2020

Generell wird Mayfield ein System vorfinden, dass für einen Quarterback optimale Voraussetzungen bietet. Mit Odell Beckham Jr. hat er einen klaren Nummer-eins-Receiver, mit Jarvis Landry eine Waffe im Slot. Zudem können sich das Tight-End- und das Running-Back-Arsenal wirklich sehen lassen.

Mayfield hat also wohl erstmals in Cleveland beste Bedingungen, um zu glänzen und aufzublühen. Zugleich spielt er aber auch schon ein wenig auf Bewährung. Nach dieser Saison wird die Entscheidung fallen, ob die Option für das fünfte Vertragsjahr in seinem Rookie-Vertrag gezogen wird. Sicher nämlich ist dies noch nicht.

Letztlich zeigte Mayfield zuweilen sein großes Potenzial, nun geht es darum, auch die nötige Konstanz an den Tag zu legen. Sollte das gelingen, dann winkt auch in absehbarer Zeit ein Langzeitvertrag.