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NFL: Nach Aussagen von Trump und Goodell - Wohin passt Colin Kaepernick am besten?

Colin Kaepernick spielte zuletzt in der Saison 2016 in der NFL.
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Houston Texans

Der langjährige Teameigner Bob McNair ist verstorben und war freilich kein ausgesprochener Befürworter von Protesten "gegen die Flagge und die Hymne", was zwar ohnehin nicht der Punkt war, aber dennoch eine Kaepernick-Verpflichtung deutlich erschwert hätte. Zudem galt er ohnehin nicht als weltoffen im immer noch sehr konservativen Texas.

Schiebt man dies jedoch beiseite, dann sind die Texans nun ein Team, das Kaepernick zumindest mal nicht kategorisch ausschließen würde. Spieler wie J.J. Watt oder Quarterback Deshaun Watson sind ausgesprochene Befürworter der BLM-Proteste und auch Head Coach Bill O'Brien betonte kürzlich, dass er mit seinen Spielern knien werde. Kaepernick wäre rein optisch die Untermauerung dieser Philosophie.

Sportlich betrachtet lässt sich auch hier konstatieren, dass der QB-Room der Texans hinter Watson viel Raum für Verbesserungen bietet. A.J. McCarron ist ein solider Backup, aber ein reiner Pocket-Passer ohne großes Potenzial für weitaus mehr. Dahinter wiederum sitzen Camp-Bodys.

Kaepernick wiederum kommt mit seiner Athletik schon eher an Watson heran, zudem müsste im Fall eines Ausfalls des Starters nicht per se die komplette Offense über den Haufen geworfen werden. Bei den Texans allerdings stellt sich aber ohnehin die Frage, wie jene Offense denn künftig aussehen wird. Der überraschende Abgang von Wide Receiver DeAndre Hopkins nach Arizona dürfte für einige Umstellungen sorgen. Letztlich hat das Team mit Brandin Cooks und Will Fuller aber nun zwei pfeilschnelle Wideouts, die mit Deep Balls gefüttert werden wollen - Kaepernicks Arm kommt dem Ansatz entgegen.

Jacksonville Jaguars

Nichts gegen Gardner Minshew und seinen epischen Schnäuzer, aber bislang hat er noch nicht bewiesen, wirklich das Zeug dazu zu haben, ein langfristiger NFL-Starter zu sein. Mike Glennon und Josh Dobbs dahinter im Übrigen auch nicht.

Die Jaguars gehen also mit drei Quarterbacks - und Sechstrundenpick Jake Luton - in die Saison, die allesamt sportlich Fragen aufwerfen. Kaepernick hat in seiner NFL-Zeit schon deutlich mehr geleistet und sein Team sogar mehrfach in die Playoffs geführt. Oberflächlich betrachtet schreit dieser QB-Room nach einem Upgrade und Kaepernick wäre - wie übrigens auch Cam Newton - ein solches.

Das Problem in Duval dürfte letztlich jedoch sein, dass die bisherigen Transaktionen dieses Teams auf ein anders gelagertes Ziel als sportlichen Erfolg aus sind: Sie befinden sich im Wiederaufbau und haben sicherlich nicht vor, auf Teufel komm raus allzu viele Spiele zu gewinnen. Stichwort: "Tanking for Trevor!" Clemson-QB Trevor Lawrence gilt nicht umsonst als absolutes Ausnahmetalent.

Insofern stellt sich also die Frage, ob Kaepernick, der aus sportlicher Sicht sicher Sinn ergeben würde, nicht vielleicht gegen diese Ziele arbeiten würde. Er könnte schlicht zu gut sein für die diesjährigen Ambitionen Jacksonvilles.

Los Angeles Chargers

"Colin Kaepernick passt definitiv zum Anforderungsprofil eines Quarterbacks im System, das wir spielen werden", sagte Head Coach Anthony Lynn kürzlich gegenüber ESPN. Er schränkte jedoch auch ein, dass er "mit unseren drei Quarterbacks sehr zufrieden und glücklich" sei. Man könne jedoch nie genug Leute in der Hinterhand haben, sagte Lynn weiter.

Interessante und offene Statements, die man von einem NFL-Head-Coach Richtung Kaepernick sonst nicht hört. Allerdings dürften diese am Ende leere Worthülsen bleiben, denn mit Tyrod Taylor, Erstrundenpick Justin Herbert und dem letztjährigen Rookie Easton Stick stehen in der Tat schon drei ähnliche QB-Typen im Kader. Für Kaepernick ist damit also kaum noch Platz.

Rein sportlich jedoch würde er in der Tat ins System passen. Die Chargers werden vom Personal her viel mit der Mobilität ihrer Passgeber arbeiten, Play Action und Run Pass Options im Playbook haben und auch QB-Läufe implementieren. Eigentlich ideal für Kaepernick. Aufgrund des vorhandenen Personals allerdings könnte man den Chargers nun auch keinen Vorwurf machen, wenn es nicht zu einem Deal kommt.

Los Angeles Rams

Anders sieht es da schon bei den Rams aus. Hinter Jared Goff sitzt hier ein gewisser John Wolford, ein Undrafted Rookie aus dem Vorjahr, auf der Bank. Zudem kamen mit Bryce Perkins und Josh Love noch zwei weitere solche UDFAs in dieser Offseason dazu.

Kaepernick wäre hier - ebenso wie Newton - ein klares Upgrade und vielleicht sogar ein QB mit mehr Potenzial als Goff, dessen Defizite seit dem jüngsten Super-Bowl-Auftritt der Rams allen bekannt sind. Freilich verhindert sein Vertrag, ihn infrage zu stellen. Aber es gibt zumindest mal keine guten Gründe, Kaepernick nicht wenigstens als Backup ins Auge zu fassen. Schlechter als die bisherigen Optionen dürfte er kaum sein.

Ins System passen könnte er zudem auch. Die Rams stellten ihre Grundformation im Laufe der Vorsaison auf 12-Personnel (2 Tight Ends) um und stärkten damit ihr Laufspiel. Mit Kaepernick wäre hier sogar ein Ausbau dieses Ansatzes mit Option-Spielzügen möglich, was mit Goff eben nicht ginge.

Am Ende des Tages jedoch dürfte Kaepernick schon deshalb kein großes Thema in L.A. sein, weil er vielleicht eine zu große Bedrohung für Franchise-Gesicht Goff wäre und man diesen nicht sonderlich schnell kostengünstig loswerden würde.

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