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Draft Analyse Tua Tagovailoa: Risiko-Pick oder ein neuer Drew Brees?

SPOX beleuchtet für euch die Top-Prospects im kommenden Draft.
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Tua Tagovailoa Draft Analyse: Wo liegen Tuas Schwächen?

Tua und die Verletzungssorgen

Jede Analyse bezüglich Tuas Schwächen fängt mit den wohl mit Abstand größten Bedenken der potenziell interessierten Teams an: Wie steht es um die Gesundheit des Hawaiianers?

Gemeint ist primär die schwere Hüftverletzung, von der er sich gerade erholt. Doch auch wenn Verletzungen kaum zu prognostizieren sind - auch nicht wenn jemand wie Tagovailoa im College wiederholt mit Knöchelproblemen zu kämpfen hatte, muss das nichts über weitere Verletzungen aussagen - so wird ihn dieses Thema mindestens bis Ende April begleiten.

Hier kommen auch die ganz menschlichen Komponenten aufseiten der Teams ins Spiel: Ein GM, der einen Quarterback in der Top-5 draftet, wird seinen Job nicht behalten, wenn dieser Quarterback floppt - auch nicht, wenn er sich verletzt.

Umgekehrt gibt es Job-Sicherheit, wenn der Quarterback einschlägt und sich zu einem echten Franchise-QB entwickelt. Doch diese Entscheidung ist anders, als in der Top-5 einen Wide Receiver, Cornerback oder einen Offensive Tackle zu draften. Und das wird Tua auch begleiten, umso gravierender, da Teams ihn aufgrund der Corona-Pandemie bis zum Draft nicht wie gewohnt untersuchen und zu seinem Pro Day kommen können.

Tagovailoas inkonstante Beinarbeit

Was genau das für den Draft bedeutet, ist kaum vorherzusagen. Die Dolphins könnten etwa entscheiden, dass ihnen dieses Risiko zu groß ist und den Quarterback-Pick ein Jahr aufschieben. Die Chargers könnten dadurch Justin Herbert bevorzugen. Tua könnte einem Team wie den Raiders an Position 12 in die Hände fallen.

Das alles ist extrem hypothetisch, etwas mehr Substanz bieten die Schwächen, die man von Tagovailoa auf Tape sieht.

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Tagovailoas Mechanics leiden, wenn er unter Druck gerät oder wenn er in einer engen Pocket von seinem ersten Read weggehen muss, auffällig häufig.

Die Szene oben aus dem LSU-Spiel ist ein Beispiel dafür: Tagovailoa tritt zunächst gut in die Pocket, verliert dann aber - womöglich weil er einen Schritt weiter als ursprünglich geplant nach vorne macht - seine Base.

Die Uhr in der Pocket tickt an dem Punkt schon immer lauter, der Pass-Rush rückt näher und Tagovailoa wirft den Ball, ohne richtig in den Wurf zu treten.

Das Ergebnis? Er verfehlt seinen offenen Receiver deutlich, der Ball segelt über dessen Kopf hinweg.

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Anfangs schien es noch eine einzelne Ausnahme zu sein, doch diese Szenen häuften sich, je mehr Tua-Tape ich analysierte. Vor allem fiel auf, dass ihm sehr ähnliche Fehler häufiger auch ohne direkten Pressure passierten.

Dieses Play gegen Auburn wäre so ein Beispiel. Tua bekommt einen Shotgun-Snap und macht dann noch drei Schritte zurück; die Pocket ist definitiv groß genug, um noch einen Schritt nach vorne zu machen und richtig in den Wurf zu treten, um so den Ball mit dem ganzen Körper und nicht nur aus dem Arm zu werfen.

Tua allerdings macht das nicht. Stattdessen wirft er von einer schlechten Plattform und der Ball fliegt - erneut - über den Kopf seines Receivers.

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Und hier entwickelte sich bei der Tape-Analyse zunehmend ein Thema.

Bei diesem Play gegen South Carolina hat er eigentlich einen Touchdown zu Jerry Jeudy, wenn er den Ball richtig platziert. Doch Tagovailoa klebt mit seinen Augen nicht nur an Jeudy, er verharrt auch auf der Stelle, wird hektisch und wirft den Ball von einer schlechten Plattform über Jeudy.

Auch diese Szene aus dem Spiel gegen New Mexico State unterstreicht das Problem nochmals:

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Dieses Mal hat Tagovailoa wenig Platz und Zeit nach dem Snap. Erneut wird aber sichtbar, wie seine Mechanics und in der Folge seine Accuracy insbesondere gegen Pressure leiden. Zwar machen Plays aus einer sauberen Pocket - selbst hinter schlechten Offensive Lines - auch in der NFL den Großteil der Snaps aus, etwa zwei Drittel.

Doch in der NFL wird er natürlich mit Druck umgehen müssen, und das mutmaßlich häufiger als im College.

Vereinzelte Fehler - bedingt durch Alabamas Offense?

Ein weiterer Kritikpunkt lässt sich womöglich im Zusammenhang der Bama-Offense erklären. Tagovailoa spielte hinter einer guten Offensive Line, mit einer Receiver-Gruppe, aus der allein in diesem Jahr zwei Erstrunden Picks (Jerry Jeudy und Henry Ruggs) sowie in der Zukunft mutmaßlich zumindest ein weiterer mit Devonta Smith hervorgehen wird. Jaylen Waddle könnte sich ebenfalls noch in diese Richtung entwickeln.

Tagovailoa hatte also ein unglaubliches Waffenarsenal um sich herum. Das per se sollte man nicht gegen ihn verwenden, es gilt vielmehr herauszufinden, in wie weit das sein Spiel beeinflusst und mögliche Schwächen überdeckt hat.

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Die Offense ermöglichte ihm viele - was die Komplexität des Reads angeht - simple Pässe und eine Sache die in diesem Zusammenhang häufiger auffiel war eine Unsicherheit, wenn er aus der Struktur des Plays musste.

Gegen Druck gab es die angesprochenen Wackler in seinen Mechanics, mehrere Aussetzer spät im Down hatte Tua auf Tape. Und dann gibt es auch, wie hier gegen LSU, die Plays, bei denen er einen Underneath-Verteidiger komplett übersieht.

Teilweise, und hier sei ausdrücklich gesagt, dass man da von außen nur spekulieren kann, hatte man den Eindruck, als würde Tua nur einen spezifischen Verteidiger oder einen vorher festgelegten Raum lesen und davon auch nicht weg kommen. So gut er oftmals in diesen Dingen - Mechanics, Accuracy, Progressions - ist: Noch zu häufig fielen in diesen Bereichen bei ihm auch Fehler auf.