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NFL Wildcard Previews: Dem Champion droht ein böses Erwachen

Tom Brady und die Patriots haben seit zehn Jahren nicht mehr am Wildcard-Wochenende gespielt.
© getty
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No. 3 New England Patriots (12-4) - No. 6 Tennessee Titans (9-7) (So., 2.15 Uhr live auf DAZN)

New England Patriots: Der Weg in die Playoffs

Erstmals seit der Saison 2009, also seit zehn Jahren, spielen die Patriots wieder am Wildcard-Wochenende. Durch ihre peinliche Heimpleite gegen die Miami Dolphins in Woche 17 verloren sie das Fernduell mit den Chiefs um den zweiten Platz in der AFC und die damit einhergehende First-Round-Bye.

Insgesamt spielten die Patriots in dieser Saison zwei völlig unterschiedliche Saisonhälften. In der ersten marschierten sie souverän durch meist schwache Gegner und waren ungeschlagen 8-0. Die zweite Hälfte jedoch verlief dann weniger verheißungsvoll - New England war nur noch 4-4 mit drei Pleiten gegen Playoff-Teams - in Houston und Baltimore sowie daheim gegen KC. Wie ein roter Faden zog sich allerdings eine schwache Offensive durch die gesamte Spielzeit. Quarterback Tom Brady fand nie so recht in die Spur, plagt sich zudem seit Wochen mit Ellenbogenproblemen herum. Zudem gelang es außer Julian Edelman niemandem, sich wirklich als Receiver in den Vordergrund zu spielen. Der zurückgetretene Tight End Rob Gronkowski wurde zudem nie adäquat ersetzt.

Tennessee Titans: Der Weg in die Playoffs

Die Titans wiederum mussten bis zum Schluss um die Wildcard kämpfen. Erst durch den Auswärtserfolg in Houston in Woche 17 wurde der Playoff-Platz gesichert.

Für sie begann die Saison indes wenig verheißungsvoll. Von den ersten sechs Spielen wurden vier verloren, was letztlich zur wichtigsten Personalentscheidung der Saison für Tennessee führte: Quarterback Marcus Mariota landete Mitte Oktober auf der Bank, Ryan Tannehill übernahm und brachte das Team von Ex-Patriots-Linebacker Mike Vrabel auf Kurs. Von seinen zehn Starts gewann Tannehill sieben und entwickelte sich zu einem der gefährlichsten Quarterbacks in der Liga.

Seit Tannehill übernommen hat, sind die Titans besonders in der Red Zone kaum noch zu halten. Ein anderer wichtiger Aspekt ist die erneut herausragende Saison von Rushing Leader Derrick Henry, der ein Spiel allein an sich reißen und entscheiden kann.

Die aktuelle Situation der Patriots

In der vergangenen Woche war Wunden lecken angesagt in Foxborugh/MA. Der Stachel saß tief nach der Miami-Pleite und dem Verlust der fest eingeplanten Bye-Week. Die nämlich wäre angesichts der angespannten Personalsituation sicher hilfreich gewesen. Voraussichtlich werden zwar alle Leistungsträger spielbereit sein für Samstagabend, doch wirklich fit sind Leute wie Edelman (Schulter, Knie) eher nicht.

Das weitaus größere Problem bleibt jedoch die immer noch andauernde Suche nach der offensiven Identität. Zuletzt zeigten sie gute Ansätze im Power-Run-Game, das sie bereits in den vergangenen Playoffs erfolgreich praktiziert hatten. Zugleich aber bleibt das Passspiel ein großes Fragezeichen, da die Integration der neuen Receiver wie Mohamed Sanu oder Rookie N'Keal Harry immer noch nicht abgeschlossen scheint, Brady zudem selten Normalform an den Tag gelegt hat. Und auch die Defensive war zuletzt weit von der großartigen Form der gesamten Saison entfernt.

Die aktuelle Situation der Titans

Die Titans müssen offensiv umstellen. Slot-Receiver Adam Humphries (Knöchel) fällt definitiv aus, während Kalif Raymond nach einer Gehirnerschütterung immer noch fraglich ist. Allerdings sind beide auch eher Sekundär-Optionen dieser Offense. Die primären Waffen sind allesamt fit und in Form. Derrick Henry auf dem Boden und Rookie-Receiver A.J. Brown bilden einen imposanten One-Two-Punch für Tannehill, der sich in der Form seines Lebens befindet vor seinem Playoff-Debüt.

Generell gibt man sich angriffslustig in Nashville. Head Coach Vrabel etwa sagte auf die Frage, was für ihn der "Patriot Way" bedeute: "Ist das nicht die Straße, in der das Kino steht?" Allzu viel Respekt scheint also nicht vorhanden vor einem Gegner, der angeschlagen ist. Zudem herrscht sehr viel Familiarität: Neben Vrabel spielen mit Logan Ryan und Malcolm Butler - Letzterer fällt freilich verletzt aus - zwei ehemalige Patriots-Defensive-Backs wichtige Rollen bei den Titans.

Patriots vs. Titans: Players to Watch

N'Keal Harry (Wide Receiver Patriots)

Die Offense der Patriots ist zweifelsohne das größte Problem des Teams und hier besonders das Passspiel. Entsprechend fiel in den vergangen Partien immer wieder auf, dass versucht wurde, besonders N'Keal Harry besser einzubinden. Es wurde versucht, ihn an der Seitenlinie in Eins-gegen-Eins-Matchups zu bringen, genauso wurde er in den slot gestellt oder durch Jet Sweeps ins Laufspiel eingebunden.

Zudem war er des Öfteren das bevorzugte Target von Brady in Red-Zone-Situationen, was aber meist in schlechten und ohnehin eher wenig effektiven Fades endete. Generell jedoch scheint Harry der X-Faktor für diese Offense zu sein. Gelingt es, ihn effektiv einzubinden, dann würde dies für New England einiges erleichtern. Dann nämlich hätte Brady neben Edelman eine weitere gute Anspielstation, was auch einem Sanu sowie den Running Backs das Leben leichter machen würde.

A.J. Brown (Wide Receiver Titans)

Nicht nur weil Humphries und eventuell Raymond ausfallen, steht Brown hier im Fokus. Er ist der Deep Threat der Titans und einer für die Big Plays. Tannehill wagt gerne mal den Deep Ball auf Brown, weil er weiß, welchen Schaden der Rookie anrichten kann. Zudem kommt keiner auf die Idee, die Box vollzumachen, wenn man auch noch auf Brown aufpassen muss als Safety.

Gegen New England nun dürfte es darauf ankommen, ob Top-Cornerback Stephon Gilmore, der sehr wahrscheinlich auf Brown angesetzt wird, dieses Duell für sich entscheidet. Denn gelingt es Brown schon früh, Gilmore ähnlich unter Druck zu setzen wie DeVante Parker oder John Brown in den vergangenen zwei Wochen, dann könnte dies den defensiven Gameplan dahingehend ändern, dass eventuell doch ein Double-Team auf Brown abgestellt werden muss, was es dann Henry leichter machen könnte, durch die Mitte zu marschieren.

Patriots vs. Titans: Darauf kommt es an

Dies sind nicht die alten Titans. Und dies sind auch nicht die alten Patriots. Soll heißen: Die Titans verfügen über eine der explosivsten Offensiv-Reihen der NFL. Gerade im Passspiel sind sie brandgefährlich und haben mit Henry auch noch den Rushing Leader. Die Patriots in Topform sollten zumindest aufs Passspiel eine Antwort haben, während sie im Laufspiel eher schwächeln.

Gelingt es den Titans jedoch, ihr Passspiel schon früh effektiv zu etablieren und dann auch ihre übliche Kaltschnäuzigkeit in der Red Zone an den Tag zu legen, wird es ganz eng für den vermeintlichen Favoriten. Die Patriots nämlich sind ihrerseits offensiv gerade in der Red Zone so schlecht wie lange nicht und in ihrer aktuellen Verfassung keineswegs für einen Shootout gerüstet.

Kurz gesagt: Schaffen es die Titans, einen Shootout anzuzetteln, haben sie sehr gute Karten. Die Patriots wiederum müssen ihre defensive Topform wiederfinden, um den Spielstand niedrig zu halten, denn in dieser Saison sind sie 12-0, wenn sie weniger als 20 Punkte zulassen - 0-4, wenn es mehr als 20 werden.

Patriots vs. Titans: Prognose

Die Titans verfügen über eine in allen Bereichen bessere Offense als die Patriots, die allerdings über weitaus mehr Erfahrung verfügen. Tom Brady (30-10) allein geht in sein 41. Playoff-Spiel, für Tannehill wird es die Premiere sein. Und: New England verlor letztmals nach der Saison 2012 vor heimischer Kulisse im Gillette Stadium. Schaut man sich allerdings die aktuelle Verfassung beider Teams an, scheint auch hier ein Upset drin zu sein. Tipp: 24:20 Titans.

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