NFL

Die Pittsburgh Steelers vor dem Duell mit den Buffalo Bills: Große Defense, nichts dahinter?

Von Jan Dafeld
TJ Watt (M.) und Co. spielen derzeit eine herausragende Saison.
© getty

Die Pittsburgh Steelers haben sechs ihrer letzten sieben Spiele gewonnen, verfügen über eine der besten Defenses der Liga und befinden sich auf Playoff-Kurs. Doch verfügt das Team auch über die Qualität, um gegen die großen Teams der Liga zu bestehen? Das Duell mit den Buffalo Bills (Nacht auf Montag, ab 2.20 Uhr live auf DAZN) könnte helfen, diese Frage zu beantworten.

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Die Pittsburgh Steelers haben drei Spiele in Serie gewonnen. Über die letzten sieben Matches weist in der AFC einzig Baltimore mehr Siege auf als Pittsburgh mit seinen sechs Erfolgen. Wer die Steelers somit als zweitheißestes Team der Liga bezeichnet, liegt damit sicher nicht daneben.

Wer hätte das vor knapp drei Monaten erwartet? Die Steelers hatten mit Antonio Brown und Le'Veon Bell in der Offseason zwei Hochkaräter gehen lassen, die ersten drei Saisonspiele gingen allesamt verloren. Darüber hinaus fiel mit Quarterback Ben Roethlisberger auch noch der letzte verbliebene Teil der "Killer Bs" für den Rest der Saison aus. Manch einer hielt einen größeren Umbruch - und damit auch die Trennung von Head Coach Mike Tomlin - im Frühjahr 2020 bereits für unvermeidlich.

Von dieser Stimmung ist heute nichts mehr zu spüren. Pittsburgh liegt drei Wochen vor dem Ende der Regular Season voll auf Playoff-Kurs, mit einem Sieg über die Buffalo Bills können die Steelers ihr Postseason-Ticket in der Nacht auf Montag bereits so gut wie perfekt machen. Tomlin wird mittlerweile nicht mehr als einer der Spitzenkandidaten für eine Entlassung, sondern für den Titel des Coach of the Year gehandelt.

Pittsburgh Steelers: Herausragende Front

Um den Grund für den kleinen Höhenflug der Franchise zu finden, bedarf es keiner allzu ausgiebigen Suche. Pittsburghs Defense zählt zu den besten Units der NFL - und beweist dies Woche für Woche aufs Neue.

Nach DVOA belegen die Steelers defensiv ligaweit den dritten Rang. Als einziges Team überhaupt zählt die Unit von Defensive Coordinator Keith Butler sowohl gegen den Pass als auch gegen den Run zu den vier besten Defenses der NFL. Betrachtet man nur die zwölf Spiele, seitdem Defensive Back Minkah Fitzpatrick, der bislang eine herausragende Saison spielt, da ist, steht das Team sogar noch besser da. Darüber hinaus führt Pittsburgh die Liga in zwei entscheidenden Kategorien an: Sowohl in puncto Sacks als auch Takeaways weist nach 14 Saisonspielen niemand bessere Werte auf.

Das Fundament für diese beeindruckenden Erfolge: Die Defensive Front. Kaum ein Team verfügt an der Line of Scrimmage über das Talent und die individuelle Qualität der Steelers. Mit Cameron Heyward, Bud Dupree und TJ Watt finden sich gleich drei ehemalige First-Round-Picks unter den Pass-Rushern des Teams, gemeinsam mit Javon Hagrave stellt dieses Trio gegnerische Offensive Lines jede Woche aufs Neue vor gewaltige Herausforderungen.

Mit einer Pressure Rate von 42 Prozent führen die Steelers die Liga laut Pro Football Focus an, ihre Quick Pressure Rate (weniger als 2,5 Sekunden nach dem Snap) von 30 Prozent ist sogar mit einigem Abstand der beste Wert der Liga. Das besonders beeindruckende an diesen ohnehin schon herausragenden Werten ist: Watt, Heyward und Co. erreichen diese Zahlen, obwohl sie bei weniger als 20 Prozent aller Plays blitzen - einer der niedrigsten Werte der Liga. Das bedeutet, dass die Steelers ihren Druck in erster Linie über individuell gewonnene Eins-gegen-eins-Duelle generieren.

Pittsburgh Steelers: Kreativität in der Defense

Im Umkehrschluss ermöglicht dies Butler in der Secondary kreativ zu werden: Pittsburgh setzt defensiv immer wieder auf Pre-Snap-Disguises und Trap-Coverages, so zwingt das Team gegnerische Quarterbacks dazu, den Ball entweder zu lange zu halten, was zu zahlreichen Sacks führt, oder das Risiko einzugehen, in Fenster zu werfen, die eigentlich gar nicht da sind, was wiederum so manchen Turnover zur Folge hat.

Ein gutes Beispiel für diese defensive Flexibilität stellt der Fumble von Baker Mayfield bei der 13:20-Niederlage der Cleveland Browns gegen die Steelers vor zwei Wochen dar: Bei 2nd&20 täuschte Pittsburgh mit mehreren nah an der Line of Scrimmage postierten Spielern zunächst einen möglichen Blitz an, ließ dann allerdings doch jegliche Spieler bis auf die vier Defensive Linemen in Coverage fallen.

In der Secondary postierten sich zunächst zwei Safeties tief, um eine Cover-2- oder Cover-4-Coverage anzudeuten, unmittelbar vor dem Snap sprintete Slot Cornerback Cameron Sutton allerdings zurück, um die Position des Free Safeties einzunehmen, während sich die beiden Safeties in Richtung der Line of Scrimmage bewegten. Pittsburgh hatte somit im letzten Moment in eine Cover-3-Coverage rotiert.

Die Folge: Mayfield vertraute seinen Reads nicht, versuchte aus seiner sicheren Pocket auszubrechen, wurde von Dupree zu Fall gebracht und verlor dabei den Ball.

Pittsburgh Steelers: Erst ein Sieg gegen ein erfolgreiches Team

Die herausragende Qualität der Steelers-Defense ist natürlich auch den Bills bekannt. "Sie haben junge Spieler, die sich gut bewegen, sie kommen zum Quarterback, spielen aber auch sehr kluge Coverage", lobt Quarterback Josh Allen. "Es wird ein mental forderndes Spiel für uns werden. Wir müssen so viel Tape studieren, wie wir können und bereit für ein weiteres Spiel über die vollen vier Viertel sein."

Das scheint bei den Steelers ohnehin geradezu vorprogrammiert. Seine vergangenen fünf Siege fuhr das Team allesamt mit sieben oder weniger Punkten Vorsprung ein. So gut die Defense auch sein mag, so viele Sorgen bereitet doch die eigene Offense, auch wenn Devlin Hodges über die vergangenen Spiele tatsächlich ein kleines Upgrade gegenüber Mason Rudolph darstellte.

Inwieweit Pittsburgh über die Qualität verfügt, um auch in den Playoffs eine Rolle spielen zu können und möglicherweise ein Team wie die Kansas City Chiefs oder die Houston Texans zu ärgern, bleibt derweil noch abzuwarten. Von ihren acht Siegen in der laufenden Saison fuhren die Steelers gerade mal einen einzigen gegen ein Team mit einer positiven Bilanz (die Rams) ein.

Das Duell mit den Bills könnte somit tatsächlich zu einer echten Standortbestimmung werden. Denn: Buffalo ist den Beweis, dass es auch gegen die Schwergewichte der Liga zu gewinnen vermag, bislang ebenso schuldig geblieben und hat erst einen Sieg gegen Konkurrenten mit einem Winning Record (die Titans) auf dem Konto. Zumindest eines der beiden Teams sollte diese Bilanz in der Nacht auf Montag also aufbessern können.

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