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Third and Long Week 13: Patriots Offense - und wie verteidigte San Francisco Lamar?

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Foles, Browns, Brissett, Rivers - eure Fragen

Kevin Penning: Ist Foles' Karriere in Jacksonville vorbei? Was würdest du nächstes Jahr mit ihm machen?

Rein sportlich gesehen hatte ich meinen Punkt bereits vor vier Wochen klar gemacht: Man muss dieses Team um Gardner Minshew herum aufbauen, nicht um Nick Foles. Minshew hat Potenzial angedeutet, das eine Chance als langfristiger Starter rechtfertigt. Foles war schon immer ein inkonstanter Quarterback, das hat sich nicht geändert. Es war nicht so, als würde hier Tom Brady nach einer Verletzung zurückkommen - Minshew hatte sich das Recht auf den Startplatz erspielt.

Dass die Jags Foles, nachdem sie ihm all das Geld gegeben haben, zumindest mal für ein paar Spiele sehen wollten, ist trotzdem nachvollziehbar; Minshew mit seinem angedeuteten Potenzial in Kombination mit seinem extrem günstigen Vertrag für die nächsten dreieinhalb Jahre ist aber die Zukunft für dieses Team. Bei diesem Punkt besteht für mich kein Zweifel.

Allerdings müssen wir bei Foles natürlich auch mit den Finanzen anfangen, denn ganz so einfach ist es für Jacksonville ja nicht, aus Foles' Vertrag raus zu kommen.

  • Option A: Jacksonville entlässt Foles nach der Saison. Das würde mit einem Dead Cap Hit von 33,8 Millionen Dollar einhergehen, elf Millionen Dollar mehr als Foles kosten würde, würden die Jags ihn einfach behalten. Das wird nicht passieren.
  • Option B: Jacksonville entlässt Foles nach der kommenden Saison. Minshew als Starter, Foles als Backup und nach der Saison trennt man sich von Foles. Sein Cap Hit 2020 wären dann 21,8 Millionen Dollar, der Dead Cap bei einer Entlassung 2021 würde 12,5 Millionen Dollar betragen. Jacksonville würde 2021 somit rund 14,3 Millionen Dollar einsparen und hätte für die 2020er Saison ein Sicherheitsnetz, sollte Minshew einbrechen.
  • Option C: Jacksonville tradet Foles nach der Saison: Jacksonville würde einen Dead Cap von 18,75 Millionen Dollar schlucken, aber trotzdem leichte Cap-Einsparungen verzeichnen (3,1 Millionen Dollar), verglichen mit dem Wert, wenn Foles im Team bleiben würde. Diese 18,75 Millionen Dollar sind der ausstehende Unterschriftsbonus - den das neue Team sich natürlich sparen würde. Foles würde ein neues Team im Falle eines Trades 2020 keine 16 Millionen Dollar kosten und hätte über 2020 hinaus keine Garantien mehr im Vertrag.

Ein Trade nach der Saison ist für mich das wahrscheinlichste. Jacksonville spart direkt etwas Geld und hätte ab 2021 dann große finanzielle Möglichkeiten, für den Trade-Partner wäre Foles eine gute Übergangslösung und preislich fast ein Schnäppchen. Trade-Partner (Chicago? Carolina? Tampa Bay?) sollte es ebenfalls geben.

Denn mein Fazit aus Jaguars-Sicht hat sich hier über die letzten vier Wochen nicht verändert: Ein guter, selbst ein solider, Starting-Quarterback auf seinem Rookie-Vertrag ist in puncto Kader-Zusammenstellung der größte Vorteil, den es in der NFL gibt. Die Jaguars wären schlecht beraten, nicht alles zu versuchen, um diesen Vorteil auch auszunutzen.

Christoph Sebald: Wer ist 2020 der Head Coach der Cleveland Browns? Freddie Kitchens, oder doch jemand anderes? Und wer wäre für dich ein passender Kandidat?

Vielleicht hänge ich die Geschichte zu hoch, aber dass Freddie Kitchens das berüchtigte "Pittsburgh started it"-Shirt in der Öffentlichkeit anhatte ist mir sauer aufgestoßen. Nicht aufgrund der Message selbst, sondern weil es einen spektakulären Mangel an Bewusstsein für die Öffentlichkeit und für seine Rolle offenbart.

Ja, Kitchens hatte das Shirt als ein Gag-Geschenk erhalten und er war privat im Kino. Aber als Coach eines NFL-Teams ist man nie rein privat im Kino, und erst recht nicht zwei Tage vor dem Rematch gegen Pittsburgh, nach allem, was im ersten Duell passiert ist. Dass sich Kitchens dessen offenbar nicht bewusst war, ist schlicht und ergreifend brutal.

Natürlich entlässt man Kitchens deswegen nicht, es ist mehr ein Puzzleteil in der Betrachtung eines Head Coaches, der nicht gerade unangreifbar ist. Die Browns haben - und damit meine ich nicht die Szene zwischen Myles Garrett und Mason Rudolph - die ganze Saison schon Probleme mit Undiszipliniertheiten, die Offense sieht auch in puncto Scheme und Play-Calling längst nicht so gut aus wie im Vorjahr. Und die Dinge, die in einzelnen Spielen funktionierten, werden dann plötzlich fallen gelassen.

Das große Aber: Freddie Kitchens und Baker Mayfield ist das Duo, welches GM John Dorsey geschaffen hat. Mayfield mit dem ersten Pick im 2018er Draft zu holen war Dorseys erste große Entscheidung in Cleveland. Und er war auch die treibende Kraft dahinter, Kitchens nach der Entlassung von Hue Jackson zum Offensive Coordinator zu befördern und schließlich auch dahinter, dass Kitchens den Posten des Head Coachs erhielt.

Mayfield und Kitchens sind keine Überreste von einem alten Browns-Regime, die Dorsey übernommen hat und von denen er sich schnellstmöglich trennen will. Er hat dieses Konstrukt aufgebaut und deshalb vermute ich nicht, dass er es nach nur einer - wenngleich fraglos extrem enttäuschenden - Saison direkt wieder aufbricht. Auch wenn Kitchens uns dieses Jahr mehrfach Grund zu der Annahme gegeben hat, dass die Aufgabe (noch?) eine Nummer zu groß für ihn zu sein scheint.

Samson2307 und Burton77767: Glaubst du, Brissett wird auch 2020 noch der Starting-Quarterback der Colts sein? Zeigt uns das momentane Bild den echten Brissett? Wie sehr ist das Scheme daran schuld?

2020? Ja, davon gehe ich noch aus. Die Colts haben ihm auch als potenzielle Übergangslösung den neuen Vertrag gegeben - und wie sicher sind wir, dass eine kurzfristig bessere Lösung verfügbar wird? Was ich aber durchaus sehe, ist, dass Indianapolis perspektivisch auf der Position investieren wird. Vielleicht schon mit einem hohen Pick dieses Jahr, vielleicht sammelt man auch Draft-Munition für den Draft nächstes Jahr.

Denn, und das wäre mein Schluss aus der noch immer kleinen Sample Size dieser Saison: Brissett ist ein durchschnittlicher Quarterback, mit dem man gewinnen kann. Wenn wirklich sehr vieles um ihn herum passt. Das erinnert ein wenig an das Gefühl, das man bei Andy Dalton immer hatte und hat: Gut genug, dass im Idealfall etwas möglich ist - aber nicht so gut, dass mit weniger als dem Idealfall viel möglich ist.

Mein Eindruck darüber hinaus ist auch zunehmend, dass die Colts sich dessen mehr und mehr bewusst werden und Brissett eher noch mehr verstecken als zu Beginn der Saison. Das limitiert die Offense zusätzlich, die Ausfälle im Receiving Corps helfen da natürlich wenig.

Brissett als Übergangslösung und um die Stellung zu halten, das ist meine Vermutung. Nach dem, was wir von ihm dieses Jahr gesehen haben, wäre Indianapolis in meinen Augen aber schlecht beraten, wenn man sich nicht nach Wegen umschauen würde, um mittel- und langfristig ein Upgrade zu finden - was ziemlich sicher nur über den Draft funktionieren wird.

Christian Schimmel: Wo spielt Philip Rivers 2020?

Die Chargers könnten tatsächlich an diesen Scheideweg kommen, der gerade am Horizont immer größer wird. Dieses Team hat junges Talent (Derwin James, Joey Bosa, Desmond King, Mike Williams, Hunter Henry) und Elite-Spieler in ihrer Prime (Keenan Allen, Casey Hayward) - doch die Offensive Line muss adressiert werden, um ganz oben angreifen zu können; und wenn Rivers so spielt wie zuletzt ist das Fenster mit ihm (leider) inzwischen geschlossen.

Eine extrem spannende Frage, was L.A. angeht, hatte ich nach dem Draft schon einmal gestellt: Könnten die Chargers eines dieser Teams sein, das nicht zuletzt angesichts des Erfolgs der Ravens erwägt, eine Read-Option-lastige Offense zu installieren?

Mich hatte es schon gewundert, dass die Chargers Tyrod Taylor als Rivers-Backup geholt hatten - ein guter Quarterback, aber stilistisch so dermaßen anders als Rivers, dass der Wunsch der meisten Coaches für diese Position (der Backup-QB ist letztlich eine schlechtere Version des Starters, aber mit ähnlichen Stärken und Schwächen) hier definitiv nicht erfüllt wird. Mit Easton Stick drafteten die Chargers dann einen weiteren mobilen QB, der in puncto Spielertyp eher Richtung Taylor als Richtung Rivers geht.

Das mag Zufall sein, aber zumindest ist es mal auffällig. Und gerade auf dieser Position fällt es mir schwer zu glauben, dass es solche Zufälle gibt. Insbesondere mit dem Erfolg der Ravens-Offense dieses Jahr - wenngleich man die ohne Lamar Jackson natürlich nicht 1:1 so kopieren kann - würde es mich nicht wundern, wenn sich ein oder zwei Teams ebenfalls in dieser Richtung versuchen.

Und Rivers: Einfach für den Unterhaltungswert ein Jahr Tampa Bay unter Bruce Arians? Ernsthaft: Sollten die Chargers nach der Saison in eine andere Richtung gehen, wäre mein erster Tipp, dass Rivers seine Karriere beendet, mehr Zeit mit der Familie verbringt und die High-School-Coach-Karriere beginnt, die er für die Zeit nach seiner aktiven Karriere schon im Kopf hat.

Yannick: Sehen wir ein Team aus der NFC East mit oder unter .500 in den Playoffs?

Ja. Ich tippe nach diesem Spieltag, dass Dallas mit 8-8 in die Playoffs einzieht. Und ich bleibe dabei, dass das nicht reicht, um den Job von Jason Garrett zu retten.