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Third and Long Week 13: Patriots Offense - und wie verteidigte San Francisco Lamar?

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Wie verteidigten die 49ers Lamar Jackson?

Das Duell der 49ers und Ravens war ohne Frage ein Spitzenspiel, das hielt, was es versprach. Kein wilder Shootout, stattdessen zwei Teams, die mit ihrem offensiven Stil unter schwierigen Bedingungen auf ihre Art Erfolg hatten; aber auch zwei Defenses, die insgesamt sehr gut spielten und zwei Head Coaches, die (weitestgehend) aggressiv vorgingen und auf Sieg coachten.

Natürlich gab es auch Fehler auf beiden Seiten, in der Summe aber war es der erhoffte Schwergewichtskampf.

Mit am intensivsten wurde im Vorfeld darüber diskutiert, ob die Niners-Defense Antworten auf Lamar Jackson haben würde. Es wäre definitiv übertrieben zu sagen, dass San Francisco eine vollständig überzeugende defensive Antwort gefunden hat, nur weil die Ravens in der zweiten Hälfte abgesehen vom Game-Winning-Field-Goal keine Punkte aufs Scoreboard brachten.

Der Fumble von Lamar Jackson sowie ein Turnover on Downs beendeten zwei der nur vier (!) Drives für Baltimore nach der Pause - durch den Run-lastigen Ansatz beider Teams gab es nur wenige Possessions; der Regen spielte fraglos eine Rolle dabei, dass weder Jackson noch Jimmy Garoppolo den Ball sonderlich effizient werfen konnten. Und Jackson ging seinem vierten 100-Rushing-Yard-Spiel aus der Partie, die allesamt bei designten Quarterback-Runs und Option-Plays zustande kamen.

Dennoch hatte San Francisco einige Ansätze, mit denen sie Baltimore zumindest einige Probleme bereiten konnten - und bei der anhaltenden Suche nach Mitteln, um die Ravens-Offense zu stoppen, lohnt sich ein kurzer Blick.

Die 49ers-Run-Defense: Crash and React

Eine Auffälligkeit: Running Back Mark Ingram hatte deutlich weniger Runs in eine zugestellte Box (13,3 Prozent seiner Rushing-Versuche) als sein Schnitt dieses Jahr (24,1 Prozent); mit 3,9 Yards pro Run blieb er dennoch deutlich unter seinem Liga-Schnitt (5,0 Yards/Run). Er erlief nur zwei First Downs, sein drittniedrigster Wert in einem Spiel dieses Jahr.

Zum Vergleich: Gegen die Rams in der Vorwoche lief Ingram bei gleicher Run-Anzahl (15) im Schnitt für 7,4 Yards pro Run und sieben First Downs. Seine 2,47 Yards nach Kontakt pro Run gegen die 49ers waren der viertschlechteste Wert für Ingram in einem Spiel dieses Jahr.

Über diese Zahlen bin ich erst gestolpert, nachdem ich mir das Tape angeschaut hatte; im Kontext dessen, was San Francisco defensiv häufiger versucht hat, machen die Zahlen aber fraglos Sinn.

San Francisco blitzte Lamar Jackson quasi nie, die Niners spielten aber mehrfach mit einer Mischung aus Aggressivität im ersten und Reaktion im zweiten Schritt.

Was ich damit meine zeigt diese Szene beispielhaft. Vieles von dem, was die Ravens machen, basiert auf simplen Reads: Lamar Jackson liest einen Verteidiger nach dem Snap und je nachdem, wie der sich verhält, übergibt er den Ball an den Running Back, oder er zieht den Ball zurück und läuft selbst los.

Defenses müssen einen Konter für diesen Konter finden - das könnte unter anderem so aussehen wie hier: Bosa (roter Kreis) crasht direkt nach innen, er liest also nicht groß das Play oder versucht herauszufinden, wer den Ball hat. Jackson wiederum liest Bosa und läuft folgerichtig mit dem Ball los - San Francisco ist aber darauf vorbereitet und bewegt die beiden Inside Linebacker nach außen, um Jackson abfangen zu können.

In dem Fall, auch das war häufiger zu beobachten, löst Bosa sich zudem sehr schnell vom Running Back und hilft beim Tackling gegen Jackson, der nur zwei Yards Raumgewinn erzielt.

Das aber meine ich, wenn wir davon sprechen, wie die Defense aggressiv im ersten ("Crash") und abwartend im zweiten ("React") Schritt ist. Ein weiteres Beispiel dafür: San Francisco bringt hier sogar einen zusätzlichen Blitzer durch die Mitte, lässt aber gleichzeitig die Seite, auf die die Pull-Blocks der Ravens laufen, nicht offen.

Das kreiert Push im Zentrum und Spieler, die reagieren können, außen.

Und ein drittes und letztes Beispiel:

Hier crasht Bosa zunächst nach innen, ist mit seinem Read aber so schnell, dass er sogar schnell realisiert, dass Jackson den Ball hat und die Verfolgung aufnimmt. Wieder gibt es zwei "Looper" nach außen.

Die Szene beschreibt allerdings auch gut das grundsätzliche Problem: Obwohl die 49ers das Play an sich gut verteidigen, läuft Jackson für knapp zehn Yards, einfach weil er so schnell und so agil ist. Solche Plays wird es gegen die Ravens immer geben.

Doch in der Summe trat San Francisco mehr als Aggressor auf - was in meinen Augen auch Sinn macht. Gegen Lamar Jackson mit den Defensive Ends Contain zu spielen und zu versuchen, ihn so in der Pocket zu halten, halte ich für relativ aussichtslos. Dafür ist die Ravens-Offense zu explosiv und mit den zahlreichen Motion-Paketen zu schnell in der Lage, eine Seite zu überladen.

Im gleichen Gedankengang wie das Kontern der Read-Konzepte der Ravens sehe ich es für Defenses als wichtig, dass sie das Geschehen zumindest teilweise diktieren können. Wer gegen die Ravens nur reagiert, verliert.

Zwei mögliche, rudimentäre Beispiele, wie das aussehen könnte:

In unserem Podcast-Livestream am Sonntag hatte ich hierüber bereits gesprochen (ab etwa 6:42 im Video). Das linke Beispiel ist etwas, das wir unter anderem von den Patriots gegen Baltimore gesehen haben. Die Idee dahinter: Die Defense überlädt eine Seite der Offensive Line und diktiert so im ersten Schritt, wo der Laufspielzug hingeht und welche O-Liner nicht als Pull-Blocker eingesetzt werden, weil sie einen direkten Gegenspieler haben.

Im zweiten Schritt gibt es dann explosivere, agilere Spieler auf der anderen Seite der Formation, die darauf warten, Jackson zu stoppen. Leichter gesagt als getan, aber niemand hat behauptet, dass es leicht wird!

Das rechte Beispiel zeigt einen aggressiveren Ansatz, der an die Idee, Baltimores Read-Plays zu kontern, anknüpft: Hier fungiert der Safety oder Linebacker als angetäuschter Inside-Blitzer, wird tatsächlich aber als "Looper" nach außen eingesetzt. Das soll Jackson dazu bringen, aufgrund vermeintlich starker Präsenz innen den Ball zurückzuziehen und selbst loszulaufen - was ihn im Idealfall in die Arme des Blitzers treibt.

Um das nochmals klarzustellen: Die 49ers haben Lamar Jackson nicht gestoppt; Jackson lief für über 100 Yards und die Ravens insgesamt kamen auf 178 Rushing-Yards.

Doch Baltimore war dabei weniger effizient als in den meisten anderen Spielen und, ganz direkt auf dieses Matchup bezogen, deutlich weniger explosiv als die 49ers mit ihrem Run Game.

Gleichzeitig hatte auch San Francisco mehrfach Undiszipliniertheiten in seinen Run-Reads, reagierte zu überhastet und fiel auf mehrere Fakes von Jackson rein. Unter anderem auch beim Touchdown, wo der (vermeintliche) Contain-Spieler Mark Nzeocha in eine aussichtslose Position nach innen crasht, zusätzlich zum "Crasher" Bosa, und Jackson so frei in die Endzone kommt.

Die Frage danach, wie man Baltimores Run Game stoppt, wird uns für den Rest der Saison begleiten und sie könnte die Playoffs maßgeblich mit definieren. Die 49ers haben Teams vielleicht ein paar neue Ideen mitgegeben.