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Third and Long Week 13: Patriots Offense - und wie verteidigte San Francisco Lamar?

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Ist die Patriots-Offense noch zu retten?

Man musste und muss weiterhin erwarten, dass Teams die Patriots-Defense vor Probleme stellen können. Baltimore war hier der erste Fall, den Texans gelang dann am Sonntagabend etwas, das noch kein Team dieses Jahr konnte: Sie attackierten New England durch die Luft. Vier Touchdown-Pässe legte Houston auf, damit verdoppelten Deshaun Watson und Co. mal eben die Anzahl der zugelassenen Touchdown-Pässe durch die Patriots-Defense in dieser Saison.

Houston hatte dabei zahlreiche Ideen. Einerseits hatte man keine Angst davor, gerade auch in der kritischen Phase des Spiels das mit Spannung erwartete Matchup zwischen DeAndre Hopkins und Stephon Gilmore zu suchen - andererseits wurde schnell offensichtlich, dass die Texans New Englands Linebacker in Coverage als Schwachstelle ausgemacht hatten, dementsprechend waren Running Back Duke Johnson (sechs Targets, der zweithöchste Wert für Houston am Sonntagabend) sowie die Tight Ends ins Passspiel eingebunden.

Und auch in puncto Formationen waren die Ideen klar sichtbar: Houston spielte plötzlich mehrfach aus der Pistol-Formation heraus; eine Formation, die man bei den meisten Teams in der NFL heute kaum noch sieht - mit Ausnahme der Ravens, die mit Abstand am meisten aus der Pistol spielen und hier viel Schaden im Run Game anrichten. Die Texans liefen den Ball daraus mit einigen Zone Reads und Option Plays, sie hatten vor allem aber Play Action Pässe darauf aufgebaut.

Kurzum: Auch wenn Gilmore anschließend sagte, dass "wir die Dinge, bei denen wir Probleme hatte, korrigieren" müssen, ist in der heutigen NFL schlicht eine Sache ganz klar: Eine Defense, die jede Offense dominiert, gibt es nicht. Und aktuell ist bei den Patriots die Frage: Kann die eigene Offense das Team zum Sieg führen, wenn es nötig wird? In einem Playoff-Rematch gegen Houston oder Baltimore etwa? Oder noch konkreter, kommenden Sonntag gegen Kansas City?

Die Probleme der Patriots-Offense

Wenn ich die Patriots-Offense auf drei Probleme runter brechen müsste, wäre das:

  • Problem 1: Die Receiver kreieren keine Separation.
  • Problem 2: Die Play-Designs sind viel zu eindimensional.
  • Problem 3: Brady ist gegen Pressure wackliger als in vergangenen Jahren.

Problem 1: Das war mit weitem Abstand am ehesten absehbar, selbst mit den Veränderungen während der Saison. Mo Sanu ist ein physischer Big Slot Receiver, der über Contested Catches kommt. Gewissermaßen ist das das Draft-Profil von N'Keal Harry in wenigen Worten zusammengefasst. Edelman gewinnt natürlich auch mit Option-Routes und Spielintelligenz, doch ist auch er kein explosiver Route Runner. Und selbst als Josh Gordon noch da war: Gordon ist zwar ein vertikaler Receiver, der aber auch mehr über Physis als über Separation gewinnt. New England will die Mitte des Feldes im Passspiel attackieren, Houston konnte regelmäßig Eins-gegen-Eins-Coverage spielen und so im Pass-Rush nach Belieben aggressiv sein.

Problem 2: Das geht direkt in das zweite Problem über - New Englans Offense ist bisweilen erschreckend unkreativ. Gegen Houston kamen sie mit viel Heavy Personnel raus und versuchten, den Ball über die Mitte zu laufen; etwas, das die Patriots schon letztes Jahr sehr häufig mit wechselhaftem Erfolg versucht haben. Das alleine kann die Offense, auch mit stabilisierter Offensive Line, allerdings nicht tragen. Und im Passspiel sehe ich viel zu wenige Ideen, um offene Receiver über Play-Designs zu kreieren; Ideen, die angesichts der Stärken und Schwächen der Receiver, umso wichtiger wären. Es steht in direktem Zusammenhang damit, dass New England auch im Red-Zone-Passspiel immense Probleme hat.

Problem 3: Der dritte Punkt geht Hand in Hand mit den generellen Schwierigkeiten in der Offensive Line, die allerdings mehr und mehr ausgebügelt werden. Brady bewegt sich dieses Jahr nicht so effizient wie gewohnt in der Pocket und wackelt generell mehr, wenn die Defense ihn unter Druck setzen kann. Auch hier spielt wieder alles zusammen: Zu wenige freie Receiver, mehr Druck und dann Brady individuell betrachtet schwächer - das summiert sich! Brady wirft mehr Pässe in enge Fenster als letztes Jahr, vor allem aber hat er schon jetzt mehr Throwaways als in der gesamten vergangenen Saison. Ein weiterer Indiz dafür, dass hier einiges nicht stimmt. Man sieht Kommunikationsfehler mit seinen Receivern Woche für Woche, und gegen Houston hielt er den Ball im Schnitt 3,1 Sekunden pro Dropback - der längste Wert für Brady seit 2011!

Es steht völlig außer Frage, dass die Patriots offensiv stabiler werden müssen. Und zumindest für mich steht auch außer Frage, dass man sich eben mit Harry im Draft und Sanu via Trade zumindest zu einem Teil bewusst für diese Art Offense entschieden hat. Jetzt gilt es, mehr aus diesen Möglichkeiten zu machen.

Wenn sich die Offensive Line wirklich stabilisiert, wird Brady mehr Zeit im Passspiel bekommen und das Run Game wird besser funktionieren. Das sollte mehr Stabilität geben, ich sehe aber insbesondere Josh McDaniels in der Pflicht. Der gehörte letztes Jahr zu den besten Play-Callern der Liga, aktuell sieht man davon nicht allzu viel.

Brady mag nicht auf dem Vorjahreslevel spielen, doch immer noch gut genug, dass man offensiv mehr machen könnte als das, was wir aktuell sehen. Auch wenn er häufiger mal einen Wurf verfehlt oder einen unnötigen Pressure kassiert als man das von ihm gewohnt ist.

Doch ist er nicht der maßgebliche Grund für die offensiven Limitierungen und die daraus resultierenden Probleme. Meine Vermutung geht eher in die Richtung, dass gerade die Wide Receiver nach wie vor in puncto Spielverständnis, Verständnis der Offense und dem elementar wichtigen Faktor "mit Brady auf einer Wellenlänge sein" noch deutlich hinterherhinken. Pendelt sich das ein, wird die Offense anders spielen, davon bin ich überzeugt. Dann werden wir auch ein offeneres, flexibleres Playbook sehen.

Eine Garantie, dass das über die nächsten zwei Monate hinhaut, gibt es selbstverständlich nicht.