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NFL Preview - Green Bay Packers vs. Philadelphia Eagles: Hat hier jemand das Zeug zum Contender?

Von Jan Dafeld
Aaron Rodgers trifft auf die Philadelphia Eagles.
© getty

Mit drei Siegen aus drei Spielen ist den Packers der perfekte Saisonstart geglückt. Die Offense läuft allerdings noch unrund, gegen die Eagles soll Aaron Rodgers und Co. ein Schritt nach vorne gelingen. Philadelphia präsentierte sich bislang enttäuschend, besonders der Pass-Rush bereitet Probleme. Gegen Green Bay droht nun der komplette Fehlstart. Das Spiel seht Ihr in der Nacht zum Freitag ab 2.20 Uhr live auf DAZN.

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"In 12 Jahren als Kommentator bin ich noch nie in ein Spiel von Green Bay gegangen, in dem der Fokus auf ihrer Defense lag." Fox-Kommentator Joe Buck weiß: Die Packers 2019 sind anders als die Packers-Teams der vergangenen Jahrzehnte.

Erst Brett Favre, dann Aaron Rodgers: Wohl kein anderes Team hatte in den letzten Jahrzehnten durchgängig so eine hohe Qualität auf der wichtigsten Position im Football zur Verfügung wie Green Bay. Dementsprechend galt die Offense der Packers - trotz einiger Jahre mit starker Defense - stets als die große Stärke des Teams. Eine Unit mit Favre oder Rodgers under Center schien stets in der Lage, jeden Gegner zu schlagen.

Anno 2019 ist Rodgers zwar nach wie vor der Quarterback, doch der Fokus hat sich, zumindest kurzfristig, tatsächlich verschoben. Die vergangene Offseason, in der Green Bay aggressiv in seine Verteidigung investierte, trägt bereits früh in der Saison Früchte: Die Edge Defender Preston Smith und Za'Darius Smith, gemeinsam für fast 30 Millionen Dollar pro Jahr verpflichtet, bilden das vielleicht beste Pass-Rush-Duo der NFL. Za'Darius führt die Liga nach drei Spielen in puncto QB-Pressures (14) an, Preston verzeichnete 4,5 Sacks.

Auch die Safeties Adrian Amos, ebenfalls als Free Agent gekommen, sowie Darnell Savage, in der ersten Runde des Drafts ausgewählt, schlugen ein. Zudem sieht Cornerback Jaire Alexander in seinem zweiten Jahr in der Liga bereits wie ein echter Nummer-eins-Corner aus. Defensive Coordinator Mike Pettine scheint somit (endlich) das Personal zur Verfügung zu haben, um seinen aggressiven Stil auf dem Feld voll zur Entfaltung kommen zu lassen - mit großem Erfolg. Nach drei Spielen zählt die Defense der Packers zu den besten ligaweit, nach DVOA belegt das Team aktuell Rang drei in der NFL.

Aaron Rodgers: Packers-Offense muss "deutlich besser spielen"

Doch es ist nicht einzig das starke Auftreten der Defense, das den Fokus in Green Bay zu verschieben scheint. Trotz des neuen Head Coaches und Play-Callers Matt LaFleur bleibt die Offense rund um Aaron Rodgers noch hinter den Erwartungen zurück. Drei solide Auftritte ohne grobe Fehler (Rodgers hat bislang noch keine Interception geworfen) reichten zwar, um drei Siege aus den ersten drei Spielen einzufahren, genügen dem Anspruch der Packers und insbesondere Rodgers allerdings noch nicht.

"Wir wollten das Spiel noch nie einfach nur verwalten, unsere Standards sind sehr hoch", erklärt Rodgers. "Wir müssen deutlich besser spielen, wir können nicht erwarten, dass unsere Defense jeden Gegner ausschaltet. Irgendwann muss die Offense aufwachen und selbst Plays hinlegen."

Bislang fanden die Packers offensiv zwar stets gut ins Spiel, verpassten es im weiteren Verlauf jedoch stets, die eigene Taktik anzupassen und weiterzuentwickeln. Hier ist inbesondere LaFleur gefragt.

Neben Rodgers, der seinem Anspruch als vielleicht bester Quarterback der Liga bislang keineswegs gerecht werden kann, muss auch Wide Receiver Davante Adams einen Schritt nach vorne machen. Nach einer Saison mit mehr als 110 Catches, über 1.300 Yards und 13 Touchdowns machte Green Bay den ehemaligen Zweitrundenpick mit einem Jahresgehalt von rund 14,5 Millionen Dollar zu einem der bestbezahlten Wideouts der Liga. Noch wartet der 26-Jährige allerdings auf seinen ersten Touchdown in der neuen Saison, zudem knackte er einzig gegen die Vikings die Marke von 100 Receiving Yards.

Philadelphia Eagles: Es droht der Fehlstart

Während die Packers trotz einiger Sorgen von Platz eins in der Division grüßen können, ist die Lage bei den Philadelphia Eagles bereits deutlich ernster. Nach vermeidbaren Niederlagen gegen die Falcons und die Lions droht Philly in der Nacht auf Freitag ein echter Fehlstart. In der Super-Bowl-Ära schaffte es nur ein einziges Team nach einem 1-3-Saisonstart noch, den Titel zu holen: die New England Patriots 2001.

"Wir sehen uns nicht wirklich in einer schlechten Situation", gibt sich Quarterback Carson Wentz dennoch entspannt. "Wir stehen bei 1-2, ja, aber der Großteil der Saison liegt noch vor uns. Wir freuen uns darauf, Donnerstagnacht alles dafür zu geben, wieder einen Sieg einzufahren."

Tatsächlich ist es noch zu früh, um in Panik zu geraten. Die Niederlagen gegen Atlanta und Detroit waren knapp, mit etwas weniger Fumble-Pech sowie besseren Special Teams könnte Philadelphia allerdings auch mit einer perfekten Bilanz dastehen.

Dennoch: Die Probleme der Eagles gehen über einfache Unkonzentriertheiten hinaus. Gegen die Lions leisteten sich die Eagles-Receiver acht (!) Drops, darunter auch ein möglicher Last-Minute-Touchdown von JJ Arcega-Whiteside. Zudem verzeichnete das Team in seinen beiden Niederlagen fünf Turnover, darunter drei Fumbles. So macht sich Philadelphia das Leben selbst schwer.

Noch bleiben die Eagles ruhig. "Fehler passieren, wir müssen positiv bleiben", erklärt Wentz, und auch Offensive Coordinator Groh betont: "Es wird eine Herausforderung für uns. Green Bay hat eine tolle Defense, aber Carson hat bislang einen sehr guten Job gemacht. Wir freuen uns auf Donnerstagnacht."

Philadelphia Eagles: Defensive Line wird zum Problem

Trotz aller Drops und Turnover ist die Offense rund um Wentz aber nicht die größte Baustelle der Eagles. Ganz im Gegensatz zu Green Bay bleibt die Verteidigung bislang klar hinter den Erwartungen zurück. Besonders die Defensive Line, eigentlich seit Jahren die große Stärke der Eagles, ist eine einzige Enttäuschung.

Nach drei Spielen hat Philly gerade mal zwei Sacks auf dem Konto, einen von Safety Andrew Sendejo und einen von Defensive Tackle Timmy Jernigan, der allerdings mit einem gebrochenen Fuß rund einen Monat ausfällt. Fletcher Cox, Brandon Graham, Derek Barnett und Co. kommen bislang nicht ansatzweise an ihre Vorjahresform heran, einzig Denvers Pass-Rush ist bislang noch schwächer. "Es ist eine lange Saison, es werden noch verrückte Dinge passieren und wir dann hoffentlich auf der richtigen Seite stehen", hofft Graham.

Philadelphias Problem: Die Defensive der Eagles baut darauf, aus einem Vier-Mann-Rush Druck erzeugen zu können. Das Team ist weder schematisch noch personell darauf ausgelegt, viel zu blitzen. Cox und Co. werden individuell stärker spielen müssen, andernfalls droht der Defense auch gegen die Packers ein langer Abend.

Packers vs. Eagles: Die letzten Duelle

DatumSpielErgebnis
28.11.2016Eagles vs. Packers13:27
16.11.2014Packers vs. Eagles53:20
11.10.2013Packers vs. Eagles13:27
1.9.2011Eagles vs. Packers16:21
9.12.2010Eagles vs. Packers20:27

Packers vs. Eagles: Zwei Teams, die noch nicht wissen, wo sie stehen

Das Aufeinandertreffen von Green Bay und Philadelphia markiert somit auch ein Duell zweier Teams, die noch nicht wirklich wissen, wo sie stehen. Die Packers-Defense war bislang beeindruckend, profitierte jedoch auch von hohen Takeaway-Zahlen, insbesondere Fumbles. Inwieweit dieses Erfolgsrezept auf Dauer bestehen bleiben kann, darf aktuell noch bezweifelt werden.

Auf der Gegenseite weist der eigentlich als einer der komplettesten der Liga angesehene Kader der Eagles bislang deutlich mehr Schwachstellen auf als gedacht. Offensiv könnte die Rückkehr von Wide Receiver Alshon Jeffery helfen, doch allgemein bleibt zu beobachten, inwieweit die Probleme im Receiving-Corps sowie im Pass-Rush nur Ausrutscher waren - oder doch tiefer liegen.

Hat das Team das Zeug zum Contender oder doch zu gravierende Schwächen? Die Nacht auf Freitag dürfte Antworten liefern. Auf beiden Seiten.

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