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NFL Power Ranking zum Saisonstart: Von Titelanwärtern und ausgeprägtem Tanking

SPOX-Redakteur Adrian Franke hat die 32 NFL-Teams zum Saisonstart eingeordnet.
© getty
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16. Carolina Panthers

Das größte Fragezeichen in Carolina ist das Passspiel. D.J. Moore und Curtis Samuel sind ein talentiertes Duo, aber beide auch noch in ihrer Entwicklung - und dahinter haben die Panthers wenig Wide-Receiver-Qualität. Cam Newton zeigte letztes Jahr, dass er ein präziserer Passer in einer stärker auf das Kurzpassspiel ausgelegten Offense sein kann, das ging aber auch auf Kosten der Explosivität im Passspiel. Newton warf prozentual weniger tiefe Pässe als Derek Carr oder Alex Smith. Verbessert sich die Offensive Line, sodass auch wieder mehr tiefe Dropbacks Einzug erhalten? Defensiv steht das Passspiel ebenfalls im Fokus, namentlich die Frage: Halten Donte Jackson, James Bradberry und Ross Cockrell Stand? Oder ist das Cornerback-Trio guter Durchschnitt, aber nicht mehr - was in der heutigen NFL zu wenig für ganz große Ansprüche ist. Zumindest die Front Seven mit den Neuzugängen Gerald McCoy und Brian Burns sollte zur ligaweiten Spitze gehören.

15. Green Bay Packers

Die Packers sind schlicht und ergreifend eine riesige Wildcard vor dem Start in die neue Saison. Sicher, Aaron Rodgers, Davante Adams und eine Top-5-Offensive-Line geben Green Bay einen vergleichsweise hohen Floor - aber darüber hinaus? Wie funktioniert das Zusammenspiel zwischen Matt LaFleur und Aaron Rodgers? Lässt sich Rodgers auf die Offense ein und kann LaFleur einige der negativen Tendenzen aus seiner Titans-Zeit ablegen? Wie entwickeln sich die jungen Receiver hinter Adams? Und zahlt es sich aus, dass Green Bay in der Free Agency zwei neue Pass-Rusher eingekauft und einen dritten in der ersten Runde des Drafts ausgewählt hat? Die Packers haben defensiv fast so viel Talent wie, konkret auf 2019 geblickt, Unklarheiten. Es wird eine faszinierende Saison in Lambeau, die genauso mit dem Division-Titel enden könnte, wie mit dem erneuten Verpassen der Playoffs.

14. Minnesota Vikings

2018 war eine ziemliche Enttäuschung - 2019 sollte besser laufen. Zumindest legt das die generalüberholte Interior Offensive Line nahe, die letztes Jahr ein massives Problem war. Die Offense von Gary Kubiak sollte Big Plays im Run Game und einfachere Completions im Passspiel mit sich bringen, wovon dann auch Kirk Cousins profitiert. Cousins ist ein guter Quarterback, aber keiner, von dem man erwarten sollte, dass er die Offense trägt - letztes Jahr war das zu häufig der Fall. In Thielen und Diggs hat Minnesota eines der besten Wide-Receiver-Duos der Liga und nachdem die Defense letztes Jahr gerade zu Saisonbeginn so ihre Probleme hatte, erhofft man sich auch hier wieder mehr Konstanz. Das aber könnte schwieriger werden, wenn Xavier Rhodes nicht wieder zu alter Form findet.

13. Dallas Cowboys

Nicht ganz einfach, für die Cowboys dieser Tage ein Gefühl zu bekommen. Die Defense sollte wieder gut sein, angeführt von Demarcus Lawrence sowie dem Linebacker-Duo Jaylon Smith und Leighton Vander Esch. Aber ist die Secondary, abgesehen von Byron Jones, gut genug für ganz große Ansprüche? Wie schlägt sich Kellen Moore in seiner ersten Saison als Offensive Coordinator, erst zwei Jahre nach dem Ende seiner aktiven Karriere? Und wie wirkt sich die Dynamik um Jason Garrett, der keinen neuen Vertrag erhalten hat, aus? Die Offensive Line, mit Travis Frederick zurück im Zentrum, sollte wieder zur Liga-Spitze gehören, Michael Gallup, Amari Cooper und Randall Cobb sind ein gutes Wide-Receiver-Trio und Dak Prescott ein guter Starting-Quarterback. In der Summe ergibt das ein Bild von einem Team, das "gut" und manchmal auch "sehr gut" sein kann und um die Playoffs mitspielen wird - aber eben nicht zur obersten Liga-Spitze gehört.

12. Houston Texans

Was für eine Achterbahnfahrt am Samstagabend! Nachdem die Texans Jadeveon Clowney verscherbelt und im Gegenzug nicht einmal Offensive-Line-Hilfe bekommen hatten, rutschten sie im Hinterkopf bereits mehrere Plätze zurück. Ein paar Stunden später waren plötzlich Laremy Tunsil und Kenny Stills Texans-Spieler. Houston hat Clowney zu günstig abgegeben und für Tunsil und Stills viel zu viel bezahlt - das aber ist Kritik an der Kaderplanung und um die geht es im Power Ranking nicht. Auf dem Papier hat Houston einen dominanten Verteidiger verloren, sich dafür auf Left Tackle um mehrere Schritte verbessert und endlich eine zweite verlässliche Option neben DeAndre Hopkins, falls Will Fuller erneut ausfällt. Die Defense sieht ohne Clowney noch wackliger aus, insbesondere die Secondary könnte ein Problem werden. Doch man darf hoffen, dass Tunsil und früher oder später auch Tytus Howard und Max Scharping dabei helfen, die offensiven Play-Designs wieder mutiger zu gestalten - und so vielleicht auch Deshaun Watson dabei helfen, den Ball schneller loszuwerden.

11. Seattle Seahawks

Der Trade für Jadeveon Clowney ließ die Seahawks nochmal zwei, drei Plätze klettern: Clowney ist ein Top-15-Defensive-End und adressiert damit nicht nur ein großes Fragezeichen - er ist auch ein Kandidat, um die Michael-Bennett-Rolle auszufüllen, die in Seattles Defense über Jahre so wichtig war. Damit bleiben Fragezeichen bei den Cornerbacks, dem Wide-Receiver-Corps ohne Doug Baldwin und mit viel Ungewissheit hinter Tyler Lockett, sowie vor allem dem offensiven Play-Calling, was in der Summe den Sprung in die ganz hohen Gefilde verhindert. Ein defensives Elite-Level ist ähnlich schwer kopierbar wie ein Elite-Deep-Passing-Game, und davon waren die Seahawks letztes Jahr doch sehr abhängig. Aber Seattle hat einen Top-5-Quarterback, einen der gefährlichsten Deep-Threat-Receiver der Liga und eine aufregende Front-Seven um Clowney und Bobby Wagner. Das bedeutet in der Summe vor allem eines: Einen sehr, sehr hohen Floor.

10. Chicago Bears

Die 2018er Chicago Bears erinnerten zu einem gewissen Grad an die 2017er Jacksonville Jaguars: Eine Elite-Defense trug das Team, während eine inkonstante Offense meist gerade genug machte, in einigen Spielen aber auch der entscheidende Faktor war. 2018 fielen die Jaguars massiv zurück - die Offense brach ein, während die Defense zwar immer noch in die Top-8 gehörte, aber eben nicht an den Ausnahmestatus im Jahr davor anknüpfen konnte. Letzteres steht, nicht nur aufgrund der Abgänge von Vic Fangio, Bryce Callahan und Adrian Amos, vermutlich auch den Bears bevor. Die Frage lautet dann: Was passiert mit der Offense? Die Bears haben einen zu guten Trainerstab, ein zu gutes Waffenarsenal und eine zu solide Offensive Line, als dass man einen Jaguars-2018-Einbruch befürchten müsste. Doch die Frage danach, ob die Bears 2019 ein ernsthafter Titelanwärter sein können, hängt maßgeblich davon ab, wie die Entwicklung von Mitch Trubisky verläuft. Der junge Quarterback war letztes Jahr als Scrambler extrem gefährlich und hatte als Passer immer wieder auch Highlights - die Konstanz aber fehlte. Er ist ein inakkurater Passer, der - auch wenn hier einige positive Trends zu beobachten waren - in der Summe noch große Probleme mit seinen Post-Snap-Reads hat. Erfolgt hier kein maßgeblicher Schritt nach vorne, wird es schwer, ganz oben mitzuspielen.

9. Atlanta Falcons

Haben die Falcons ihre Offensive Line repariert? Das wird mit Blick auf ihre Prognose für 2019 vielleicht die entscheidende Variable sein. Beide Guard-Spots sind mit Neuzugängen (James Carpenter, Erstrunden-Pick Chris Lindstrom) besetzt, mit Kaleb McGary könnte im Laufe der Saison ein zweiter Rookie auf Right Tackle übernehmen. Center Alex Mack und Left Tackle Jake Matthews sind die Fixpunkte der Line. Ist der Rest zumindest durchschnittlich, sollte diese Offense mit Matt Ryan, Julio Jones, Calvin Ridley und Mohamed Sanu sehr gefährlich sein. Die Defense derweil zerfiel verletzungsbedingt 2018 in ihre Einzelteile - insbesondere mit Deion Jones, aber auch mit Keanu Neal und Ricardo Allen zurück in der Startformation sollte hier deutlich mehr Stabilität Einzug erhalten. Das große Sorgenkind bleibt der Edge-Rush.