NFL

Panel zum Saisonstart - Überraschungen, MVP, Super-Bowl-Sieger und Co.!

Von SPOX
SPOX hat die Experten an die Tasten gebeten - der Prognose-Roundtabel vor dem Saisonstart!
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Welches Team wird dieses Jahr alle überraschen?

Martin Pfanner (DAZN): Positiv: Die Tampa Bay Buccaneers. Jahr 5 der Ära Jameis Winston ist für mich gleichbedeutend mit Make-or-Break. Wird Winston langfristig Starter einer NFL-Mannschaft bleiben oder reicht's maximal zum Karriere-Backup? Wenn es ein Coach schafft Erstgenanntes möglich zu machen, dann Bruce Arians. An klugen Gameplans und vor allem den Waffen für Winston wird es nicht mangeln, es liegt einzig und allein an Winston selbst, die Kurve zu kratzen. Defensiv sollte die Personalie Todd Bowles, neuer Coordinator der Bucs, helfen, aus dem absoluten Keller der NFL zu klettern. Mit etwas Glück reicht's in einem brutal starken Süden der NFC für die zweite Wildcard. Negativ: Die Baltimore Ravens. So sehr der QB-Wechsel in der Vorsaison die Ravens in Richtung Playoffs beflügelt haben mag, so sehr habe ich immer noch meine Zweifel, was Lamar Jackson und seine Fähigkeiten, ein Team allein zu tragen, anbelangt. Warum? Einerseits haben die Chargers in der Wildcard-Runde gezeigt, wie man dem Laufspiel Baltimores erfolgreich den Zahn ziehen kann, andererseits weil die 58,2 Prozent Passquote im Rookie-Jahr beziehungsweise 57 Prozent während seiner College-Karriere für meine Wenigkeit große "Red Flags" sind. Jede Mannschaft, die ihn eindimensional macht, bekommt es mit einem für NFL-Verhältnisse sehr ungenauen Quarterback zu tun. Oft ist das ein gefundenes Fressen für den Defensive Coordinator. Jackson mag mich am Ende des Jahres Lügen strafen, aber nach 16 Spielen wird für meine Begriffe am Ende der Urlaub auf die Truppe von John Harbaugh warten.

mySPOX-User Butfumlbe93: Die Buccaneers haben im Rennen um die Playoffs ein gehöriges Wörtchen mitzureden und sind die Nummer 2 in der Division. Denn sie überzeugen in der wichtigsten Disziplin der heutigen NFL: Dem offensiven Passing Game. Die Kombination des ultraaggressiven Schemes vom neuen Head Coach Bruce Arians und dem (zu) risikoaffinen Jameis Winston klang in der Theorie bereits vielversprechend und der Artikel des stadtbekannten PFF Data Scientist Timo Riske bestätigt den Eindruck auch auf analytischer Ebene. Mike Evans und Chris Godwin gehören zu den besten Wide-Receiver-Duos der Liga und mit Cameron Brate steht außerdem noch ein sehr solider Pass-Catching-Tight-End zur Verfügung. Ob die löchrige Secondary schlussendlich einen Playoff-Spot erlaubt, bleibt fraglich. Aber Tampa Bay hat für solch ein wenig erfolgreiches Team der letzten Zeit fraglos bereits wichtige Stützen, die auch langfristig den Erfolg sichern können, sodass Arians das Ruder relativ zügig rumreißen kann. In 2019 scheint zumindest eines klar: Die Spiele des Bucs versprechen hohen Unterhaltungswert.

Adrian Franke (SPOX): Ich mag die Buccaneers ja wirklich auch als Überraschungsteam, weil ich ebenfalls davon ausgehe, dass diese Offense unter Arians einen schnellen Turnaround hinlegen kann. Aber mir ist diese Secondary - eigentlich die Defense generell - und dann auf dem Level auch die Offensive Line mit zu vielen Fragezeichen versehen, als dass ich den Mut hätte, sie in die Playoffs zu tippen. Ein Team, das eine etwas leichtere Division und weniger Top-Konkurrenz um einen Wildcard-Platz hat, sind die Buffalo Bills. Mir gefällt, was die Bills in der Offseason gemacht haben: Mitch Morse und Cody Ford werden die Offensive Line deutlich stabiler machen, Ty Nsekhe gibt Buffalo mindestens einen sehr guten Swing-Tackle, vielleicht mehr. John Brown und Robert Foster könnten das gefährlichste (in jedem Fall schnellste) Downfield-Receiver-Duo der Liga bilden, Cole Beasley ist eine verlässliche Slot-Waffe, wie Buffalo sie letztes Jahr nicht hatte, und die Defense sollte erneut gut bis sehr gut sein. Natürlich hängt dann viel von Josh Allens Entwicklung ab - doch die Umstände um ihn herum sind unter dem Radar, aber zunehmend gut! Die Bills bewegen sich aktuell ein wenig im Windschatten der Jets, das könnte sich aber über die nächsten drei Monate ändern.

Sebastian Vollmer (DAZN): Die 49ers sind nicht so schlecht, wie es jetzt im Zuge der Preseason teilweise prognostiziert wurde. Klar, Jimmy Garoppolo kommt von seinem Kreuzbandriss zurück und einige Medien haben da über ein holpriges Trainingslager berichtet, in der Preseason hat er jetzt auch nicht so richtig überzeugt. Aber er ist ein Spieler, der im Spiel, in der Regular Season dann mehr auftaut - er war noch nie ein Trainings-Quarterback. Und man muss nach einem Kreuzbandriss auch ein wenig den Rost abschütteln, das hat damals bei Tom Brady auch etwas gedauert; 2009 war jetzt auch nicht unsere Saison, wenn wir ehrlich sind. Da haben wir in der Wildcard-Runde eine richtige Klatsche bekommen. Defensiv hatten die 49ers letztes Jahr gerade einmal zwei Interceptions, also rein von der Wahrscheinlichkeit her muss das nach oben gehen. Die Defense wird besser sein und Garoppolo wird eine gute Saison spielen, deshalb habe ich San Francisco positiv auf dem Zettel. Ob das dann auch für die Playoffs reicht, wird sich zeigen. Man muss einen etwas holprigen Start einkalkulieren - aber es könnte für die Playoffs reichen. Ich sehe die 49ers bei neun, zehn, vielleicht elf Siegen. Und wer in die Playoffs kommt, kann da auch heiß laufen; das haben wir selbst ja gegen die Giants damals zu spüren bekommen.