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Running Backs, Analytics, Twitter-Streits: Was Ihr vor Saisonstart wissen müsst

Wie steht es um Analytics, das Run Game und den generellen Wissensstand vor der neuen NFL-Saison?
© getty
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2. Erkenntnis: "Establish the Run" existiert nicht

Sean Clement, der inzwischen als Analyst für die Baltimore Ravens arbeitet, hat bereits im vergangenen Jahr in einer Studie nachgewiesen, dass es keinen statistischen Zusammenhang zwischen erfolgreichen Runs früh im Spiel und erfolgreichen Runs spät im Spiel oder zwischen vielen Runs früh im Spiel und erfolgreichen Runs spät im Spiel gibt.

Schon 2008 hat Brian Burke ermittelt, dass die durchschnittlichen Yards pro Run im Laufe eines Spiels sogar tendenziell nach unten gehen, je häufiger ein Team läuft. Es gibt keinerlei statistischen Beweis dafür, dass man ein Run Game manifestieren kann, damit dann im vierten Viertel plötzlich die explosiven Runs folgen. Eher das Gegenteil ist der Fall.

Und dennoch argumentieren vor allem ehemalige Offensive Linemen mit Nachdruck, dass sie es im Spiel anders erlebt haben. Dabei geht es um vermeintliche Football-Grundtugenden, wie das Aufzwingen des eigenen Willens, die physische Dominanz und das Austeilen von Körpertreffern, um Gegner - im zumindest teilweise übertragenen Sinne - weich zu klopfen.

Für ehemalige Spieler mag eine physische Dominanz im Laufe eines Spiels einen psychologischen Effekt haben, zumindest steht es niemandem zu, das einfach zu ignorieren. Aber kann dieser Effekt nicht auch über Dominanz im Pass-Blocking entstehen? Oder wenn die Offense generell durch die Luft dominiert? Ist Erfolg nicht der ultimative psychologische Boost?

Woher kommen diese erbitterten Debatten generell? Fantasy Football spielt sicher eine Rolle, hier sind Running Backs in den meisten gängigen Formaten nach wie vor die wichtigsten Spieler. Wer in den 70er und 80er Jahren aufgewachsen ist, wurde zudem in einer NFL geprägt, in der das Run Game noch deutlich dominanter und Running Backs die Superstars waren. Bis heute hat die Position selbst sowie vor allem das Run Game insgesamt in der High School und im College einen ganz anderen Stellenwert als in der NFL.

Ist das Run Game in der NFL damit tot? Sollten Teams einfach nur noch werfen und die NFL in Arena Football verwandeln? Selbstverständlich nicht.

Es gibt sehr wohl auch in der modernen NFL Gelegenheiten, bei denen das Run Game statistisch effizienter ist und genutzt werden sollte. In der Red Zone - also innerhalb der gegnerischen 20-Yard-Line - ist das ganz besonders zutreffend: Sobald sich Offenses innerhalb der 30- und dann insbesondere innerhalb der 20-Yard-Line bewegen, geht die Passing-Effizienz nach unten. Auch das macht Sinn: Das Feld wird kleiner, es gibt weniger Platz, um Defenses durch die Luft zu attackieren und umgekehrt ist es einfacher, den Pass zu verteidigen.

Short-Yardage-Situationen generell sind mit dem Run Game häufiger besser zu lösen; bei keinem Down sind zudem die Yards pro Play zwischen dem Pass- und dem Laufspiel enger beieinander als bei Third Down. Auch ist es eine wichtige Qualität, bei eigener Führung spät im Spiel mit einem effizienten Run Game die Uhr runterspielen zu können. Das Run Game hat nach wie vor seine Daseinsberechtigung; entscheidend ist, wann man es einsetzt.