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Third and Long Saison Recap: Die Lehren der Saison 2018

Welche Lehren lassen sich aus der vergangenen Saison ziehen? SPOX-Redakteur Adrian Franke teilt seine Notizen.
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Oliver Fa, Kelzama und GermanDraftNerd93: Was hältst du von der AAF? Wie schätzt du die starken Zuschauerzahlen bei der Premiere ein, und welches Potential hat die alternative Liga?

Der Start der neuen Liga war jedenfalls spannend, wobei ich vor allem auf die Regeländerungen im Vergleich zur NFL schaue, mit Blick darauf, was man womöglich in der NFL übernehmen könnte. Der Replay-Prozess ist transparenter und schneller, die Abschaffung des Kick-Offs und des Onside Kicks finde ich zumindest spannend. Die NFL wird früher oder später noch gezielter versuchen müssen, das Spiel schneller zu machen, und hier liefert die AAF einige Ideen.

Trotzdem würde ich das hohe Interesse zum Start nicht überbewerten. Letztlich spielt hier auch viel Neugierde mit rein, der Zeitpunkt direkt nach dem Super Bowl ist dafür glänzend gewählt. Doch diese Neugierde wird über die nächsten Wochen abflachen und dann steht nur eine Sache im Vordergrund: das sportliche Produkt auf dem Platz. Nur wenn es der AAF hier gelingt, ein gutes Niveau zu erreichen und mit einigen bekannten Namen zu locken, wird das Interesse bleiben.

Ansonsten sehe ich für eine wirklich langfristige Zukunft nur eine wirkliche Chance: Die Zusammenarbeit mit der NFL muss noch enger werden. Schon jetzt haben alle AAF-Spieler ja Ausstiegsklauseln für die NFL, das NFL Network überträgt Spiele und man findet Spielberichte und Highlights auf der NFL-Seite.

Ich vermute aber, dass für anhaltenden Erfolg der AAF auch die NFL-Teams eine größere Rolle spielen müssen. Beispielsweise, indem jedes Team Spieler festlegen kann, die eine AAF-Saison mitspielen, um Erfahrung zu sammeln. Nur so gibt es eine realistische Chance, dass hier tatsächlich auch Spieler entwickelt werden - und eben nicht die in der NFL gescheiterten 30-jährigen Spieler nochmal ein, zwei Jahre Football spielen.

Lars Riedenklau: Welche Spieler sind für dich die heißesten Franchise-Tag-Kandidaten?

Dee Ford in Kansas City und Jadeveon Clowney in Houston stechen hier heraus, auch bei Grady Jarrett rechne ich auf die eine oder andere Art mit einem Verbleib in Atlanta. Seahawks-Pass-Rusher Frank Clark ist ebenfalls eine denkbare Option.

Danach gibt es einen deutlichen Cut mit weniger klaren Kandidaten. Anthony Barr in Minnesota womöglich, Giants-Safety Landon Collins ist auch denkbar. Vielleicht sehen wir auch einen unerwarteten Tag wie beispielsweise für Trey Flowers bei den Pats oder 49ers-Kicker Robbie Gould. Generell erwarte ich aber hier ein deutliches Übergewicht aufseiten der Defense.

Hutsch: Da sich gefühlt alles um Foles dreht: Wie sieht die Zukunft der sonstigen "Jungs aus der zweiten Reihe" aus? Was wäre der ideale Spot für Bridgewater und Fitzpatrick? Ist jemand bereit, für Brissett zu traden? Und wo könnte Taylor unterkommen?

Für mich wäre Bridgewater immer noch die oberste Option, und das nicht nur, weil er im Endeffekt sogar günstiger werden dürfte, als Foles. Von allen dieses Jahr verfügbaren Quarterbacks ist Bridgewater in meinen Augen derjenige, der am ehesten ein Franchise-Quarterback werden kann.

Die Jaguars sollten ein heißer Kandidat sein, womöglich auch die Broncos. Washington muss man hier durch die Verletzung von Alex Smith ebenfalls ins Rennen werfen, insgesamt aber ist die Nachfrage nicht so extrem, wie es letztes Jahr der Fall war.

Ein Grund dafür sind die Dolphins, die gleich noch ein Thema werden. In Miami erwarte ich ein Übergangsjahr, womöglich dann auch mit einem Übergangs-Quarterback wie Fitzpatrick oder Tyrod Taylor. Sollte sich die Verletzung von Cam Newton doch als schwerwiegender erweisen, muss man die Panthers für einen solchen Quarterback - gerade Taylor könnte stilistisch natürlich in die Offense passen - ebenfalls auf dem Zettel haben.

bn3_nehlsen: Die Dolphins befinden sich momentan ja in einer schwierigen Phase. Angenommen du wärst GM der Dolphins, welchen Weg würdest du mit dem neuen Coaching Staff gehen?

In Miami ist die vielleicht seltenste Qualität in der NFL überhaupt gefordert: Geduld. Die Dolphins stehen in meinen Augen von allen 32 Teams aktuell vor dem wahrscheinlich größten Umbruch. Ich rechne mit dem Neustart auf der Quarterback-Position, also der Entlassung oder einem Trade von Ryan Tannehill sowie einem Übergangsjahr auf der Position, ehe man sich 2020 im Draft nach der langfristigen Lösung umschaut.

Die Defense hat einige Spieler, auf die man langfristig aufbauen kann (Xavien Howard und Minkah Fitzpatrick vorneweg), doch auch das Receiving-Corps dürfte 2019 und spätestens 2020 deutlich verändert aussehen. Und Pass-Rusher wird es ebenfalls bald brauchen, selbst Cam Wake wird nicht ewig spielen.

Die Berichte, die man aus Miami zuletzt vermehrt hört, legen nahe, dass zumindest einige Dolphins-Verantwortliche ihren Kader ähnlich einschätzen. Für einen Rookie-Head-Coach ist das natürlich alles andere als eine ideale Situation, umso wichtiger ist, dass Brian Flores die volle Rückendeckung über 2019 hinaus erhält.

Ein wirklich tiefgreifender Umbruch dauert auch mal mehr als ein Jahr und kann dementsprechend rein sportlich betrachtet frustrierend sein. Ich würde dem Trainerstab ein Dreijahresfenster geben, um in diesem und dem nächsten Jahr junge Spieler sowie einen neuen Kern des Teams zu entwickeln und dann 2021 mit einem jungen Quarterback und einem überarbeiteten Kader anzugreifen.