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NFL Third and Long: Playoff Preview und Head-Coach-Karussell

Auch die Green Bay Packers suchen einen neuen Head Coach für Aaron Rodgers.
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Wildcard-Teams, Coach des Jahres, teure QBs - eure Fragen

PatCBerg: Welches Wildcard-Team hat die größte Chance, in den Super Bowl zu kommen? Oder werden die vier besten Teams der Regular Saison den Titel unter sich ausmachen?

In den vergangenen Jahren war Letzteres ja die Regel, aber ich sehe in beiden Conferences mehrere Teams, denen ich es zutraue, in der Divisional-Runde auswärts zu gewinnen. Die Chargers etwa, die in vielen anderen Spielzeiten selbst einen Top-Seed hätten. Die Ravens sind mit ihrer Defense und dem Run Game für jedes Team ein unbequemer Gegner; gerade falls es wieder nach Kansas City gehen sollte, hier hat Baltimore ja erst vor einigen Wochen einen sehr guten Eindruck hinterlassen.

In der NFC muss man die Bears ganz oben mit dabei haben. Eine herausragende Defense, die eindrucksvoll gezeigt hat, wie sie etwa die Rams ausschalten kann - und das wäre ja ein potentielles Divisional-Duell. Eine Wildcard sind hier die Seahawks, wegen Russell Wilson, wegen des Receiver-Duos und wegen eines Teams und eines Head Coaches mit jeder Menge Playoff-Erfahrung. Doch wo bei Chicago der inkonstante Quarterback zum X-Faktor wird, ist es bei Seattle das offensive Play-Calling.

Moe: Wer ist für dich der Coach of the Year?

Andy Reid und Sean McVay werden hier häufig weit vorne stehen - und das auch zurecht. Beide haben herausragende Offenses aufs Feld gebracht, bei Reid kommt natürlich auch die Entwicklung von Patrick Mahomes noch dazu. Den besten Job eines Head Coachs hat in meinen Augen dieses Jahr allerdings Frank Reich in Indianapolis gemacht, und das in vielerlei Hinsicht.

Reich hat es geschafft, innerhalb kürzester Zeit ein Scheme zu installieren, das Andrew Luck einerseits offene Würfe ermöglicht und andererseits auch der Pass-Protection enorm weiter hilft. Er hat ein Colts-Team in die Playoffs geführt, obwohl er Assistenten "aufgezwungen" bekam, die bereits für Josh McDaniels angestellt worden waren.

Gemeinsam mit Matt Eberflus, der jetzt nicht zufällig Head-Coach-Interviews erhält, hat Reich auf beiden Seiten des Balls ein junges, entwicklungsfähiges und dabei auch jetzt schon gefährliches Team geformt, das diszipliniert innerhalb des Schemes spielt und noch ein enormes Potential mitbringt.

Der Alex: Von den sechs Quarterbacks mit den am besten dotierten Verträgen hat es keiner in die Playoffs geschafft. Zufall, oder ist dies doch kein Modell für die Zukunft? Fehlt es vielleicht diesen Franchises letztlich an Kapazitäten, um ein schlagkräftiges Team um ihren QB aufzubauen?

Das ging generell ein wenig durch Social Media, deswegen wollte ich es nochmals aufgreifen, um zu sagen: Man muss hier dringend von Fall zu Fall genau beobachten. Bei den sechs Quarterbacks handelt es sich um Aaron Rodger, Matt Ryan, Kirk Cousins, Jimmy Garoppolo, Matt Stafford und Derek Carr, und deren Umstände könnten teilweise unterschiedlicher kaum sein.

Carr mag von den Raiders zu viel Geld bekommen haben, dem würde ich zustimmen. Doch befindet sich Oakland im Umbruch, hat bekanntermaßen seine besten Spieler abgegeben und baut sich gerade neu auf. Carrs Gehalt hat damit nichts zu tun. Garoppolo hat fast die komplette Saison verletzt verpasst und die Falcons haben ein hochkarätiges Team um Matt Ryan herum, das aber vor allem infolge von kritischen Verletzungen einknickte.

Bei den Packers kann man sicher kritisieren, dass Green Bay Rodgers so spät in der Karriere nochmals einen so teuren Vertrag gegeben hat - aber war das der Grund für die enttäuschende Saison? Geld haben die Packers für Jimmy Graham, Tramon Williams und Mo Wilkerson durchaus in die Hand genommen, eher der letztlich eskalierende Konflikt mit Mike McCarthy und einige individuelle Fehler von Rodgers selbst in kritischen Momenten bleiben in Erinnerung.

Detroit hat sich bewusst entschieden, offensiv wie defensiv auf das Run Game zu setzen und bei den Lions muss man das Coaching auf beiden Seiten des Balls schon sehr kritisch hinterfragen. Die teure Offensive Line war zudem eine Enttäuschung. Und Minnesota? Die Offensive Line war das zentrale Problem, das war auch schon im vergangenen Sommer klar; und als Zimmer sich jetzt dennoch entschied, alles auf das Run Game zu setzen, war das Schicksal besiegelt. Hier muss man die Frage stellen: Wäre die Saison anders verlaufen, wenn man mit Keenum und einem teureren Guard statt mit Cousins in die Saison gegangen wäre?

Zusammenfassung: Der Quarterback ist mit weitem Abstand die wichtigste Position, und dementsprechend wird man ihn auch bezahlen müssen - deshalb ist es so wichtig, das Fenster auszunutzen, wenn der eigene Quarterback noch unter seinem Rookie-Vertrag spielt. Dass man einen Quarterback teuer bezahlt, ist keine Ausrede dafür, dass das Team um ihn herum schlecht ist oder das Scheme nicht zu den Spielern passt; auf Rang sieben und acht der QB-Durchschnittsgehälter stehen immerhin als Paradebeispiele Drew Brees und Andrew Luck.

Gregor Clewing: Wie geht es mit den Vikes weiter? Playoff-Träume beendet, verschiedene Baustellen (Offensive Line!) und eine neue Philosophie in der Offense nach De Filippos Entlassung. Hast du schon Vermutungen, wie diese Dinge angegangen werden?

So wie ich Mike Zimmer einschätze, und wie wir ihn im letzten Saison-Viertel auch gesehen haben, rechne ich damit, dass wir eher noch eine Intensivierung des eingeschlagenen Weges erleben. Natürlich muss und wird Minnesota vor allem die Interior Offensive Line adressieren, aber wie wird sich das aufs Play-Calling und den generellen Ansatz auswirken? Ich vermute, Zimmer wird über die Offseason versuchen, ein Running Team zu bauen, in dem Cousins nur als Game Manager fungiert.

Dann lautet die Frage, wie sehr das ins Extrem geht. Können Vikings etwa ein vernünftiges Play-Action-Passspiel entwickeln? Darin kann Cousins glänzen. So oder so, Minnesota muss - wie schon vor dieser Saison - die Offensive Line adressieren. Das wird maßgeblich darüber bestimmen, wo der Weg 2019 hingeht. Denn der Rest des Teams, daran hat sich nichts verändert, ist immer noch gut genug für ganz große Ziele.