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Third and Long Week 6: Rebuilds in der NFL - Cowboys schocken Jaguars

Die Oakland Raiders stehen vor einem größeren Umbruch.
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Bell-Comeback, Osweiler, Seahawks in den Playoffs? Eure Fragen

Ein Juppie: Hältst du einen Wildcard-Spot (natürlich hinter den Rams) für die Seahawks für realistisch? Ich denke, die NFC South hat ein zweites Playoff-Team sicher, also ist wohl die NFC North da die Konkurrenz.

Ich würde beim zweiten Teil der These widersprechen - die NFC South ist für mich inzwischen kein sicherer Kandidat für ein zweites Playoff-Team mehr. Die Panthers sind im Passing Game inkonstant, die Bucs und die Falcons haben zwei der drei schlechtesten Pass-Defenses der Liga. Stand heute würde ich hier nur auf die Saints setzen.

Die NFC North ist für mich aktuell die Division, die in jedem Fall zwei Playoff-Teams stellen wird. Welche Teams das sein werden, das wird sich zeigen; ich bleibe bei Minnesota als mein Division-Sieger-Tipp, mit den Packers muss man aber auch rechnen - einerseits, wenn Rodgers wieder bei 100 Prozent ist, andererseits aufgrund der verbesserten Defense. Die Bears sind offensiv noch eine Wundertüte, die Lions als Gesamt-Team ebenfalls.

Aber: Seattle klettert immer mehr in diesen Umkreis, also den "erweitertes Playoff-Feld"-Umkreis, und ich vermute, dass die Seahawks auch Mitte Dezember noch im Playoff-Rennen sein werden. Die West wird an die Rams gehen, und das deutlich. Aber die Seahawks finden gerade immer mehr ihre Identität mit dem vielseitigen Run Game und einem starken Play-Action-Passspiel, mit verbesserter Line und einem effizienten Russell Wilson.

Jetzt bleibt die Frage, ob sie sich im Pass-Rush steigern und gleichzeitig den Verlust von Earl Thomas auffangen können.

Nick Tremonia: In den letzten vier Jahren gab es von elf NFL-Spielen in London, ganze sechs mit einer 3+TD-Differenz. Woran liegt es, dass ein Team in England häufig kaum zur Geltung kommt? Umstellung an die Zeit zu groß? Das Projekt London aus sportlicher Sicht eher ungeeignet?

Das ist schon ein generelles Thema, das mir letztes Jahr vor Ort auch massiv aufgefallen ist. Ich war vergangene Saison für den Shutout der Dolphins gegen die Saints in London, und ein Thema hat sich in den Gesprächen mit Jarvis Landry, Adam Gase und anderen Dolphins-Spielern im Vorfeld der Partie wie ein roter Faden durchgezogen: So ist die Situation, kann man ja nichts dran ändern.

Das Spiel fand zwei Wochen nach der 7:44-Klatsche der Ravens gegen Jacksonville statt, und auch hier: ähnliche Probleme. Baltimore musste in ein Hotel, das 45 Minuten außerhalb der Stadt ist, und hatte dementsprechend weite Wege zum Training und den diversen Terminen zurückzulegen. Teams kommen oft erst am Donnerstag an, haben dann direkt Training und am Freitag oder Samstag noch PR-Termine und Verpflichtungen auf Fan-Events.

Für viele Teams ist London auch aus organisatorischer Sicht ein Abenteuer, weil man sich - im Vergleich zu den NFL-Städten in den USA - eben noch mehr anpassen muss was Wege und allgemeine Team-Organisation angeht. Und da sprechen wir noch nicht einmal über die Problematik der Zeitumstellung für die Spieler, umso mehr, wenn sie nicht direkt von der Ostküste kommen.

Ich denke, dass der nächste Schritt für die NFL sein wird, die London-Spiele noch besser in den NFL-Kalender zu integrieren, um auch bald noch mehr Spiele in London stattfinden zu lassen, damit irgendwann die ernsthafte Option besteht, eine Franchise nach London umzuziehen. Das könnte beispielsweise sein, dass Teams, die in London spielen, mehr Zeit bekommen, vielleicht durch zusätzliche Thursday Night Games, oder durch London-Spiele am Montagabend.

Natürlich sind es teilweise auch einfach schlechte Teams, die auch in den USA schlechte Spiele abliefern würden. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass die NFL mit London irgendwann einen konkreten nächsten Schritt machen muss, wenn sich die NFL in London von dem "Event", das es aktuell eher ist, zu einem "reguläreren" Bestandteil des NFL-Kalenders entwickelt.

Markus Bombe: Die vier Top-Rookie-QBs wurden spätestens ab Week 4 alle zum Starter ernannt. Wird der Trend dahingehen, dass diese in Zukunft keine Veteranen mehr vor die Nase gesetzt bekommen, lieber der Cap gespart und dafür in O-Line und Offensivwaffen investiert wird?

Der Trend sollte jedenfalls in diese Richtung gehen, denn in den allermeisten Fällen lernt der hoch gepickte Rookie-Quarterback einfach mehr, wenn er auf dem Feld steht. Josh Allen wäre für mich dieses Jahr eine Ausnahme - er ist so offensichtlich nicht bereit, dass er extrem viele Hits kassiert, sobald sein erster Read nicht offen ist und angesichts der Line-Probleme in Buffalo wird das vermutlich dieses Jahr auch nicht besser werden.

Den Schritt in die NFL schafft man letztlich nur auf dem Platz, gerade einen Rookie-Quarterback muss man manchmal aber auch schützen. Bei Allen ist das für mich der Fall, was die generelle Thematik angeht, könnte ich dir aber nicht mehr zustimmen. Gerade der "Bridge-QB", also der Quarterback, der nur zum Übergang geholt wird, ist in den allermeisten Fällen nur von sehr kurzer Dauer.

Umgekehrt muss man aber natürlich alle Teams, die ohne Quarterback-Lösung dastehen und nicht den Top-Pick im Draft haben, auch aus der anderen Perspektive verstehen: Free Agency findet nun mal vor dem Draft statt, und Teams müssen zumindest irgendeine Quarterback-Option haben, wenn sie nicht wissen, was im Draft passiert.

Das größere Problem ist eher das krampfhafte Festhalten an diesen Übergangsoptionen, wenn der Rookie-Quarterback bereit ist, auf dem Feld zu lernen und auch schnell klar ist, dass er die bessere Option wäre. Wie eben vor allem Baker Mayfield, Josh Rosen und Sam Darnold dieses Jahr. Die Jets - mit McCown, einem günstigen Investment in Bridgewater und dann Aggressivität im Draft - haben die Quarterback-Situation dieses Jahr aus der Hinsicht glänzend gelöst.

bsg und Viktor Getz: Frank Gore mit über 100 Rushing-Yards. Osweiler bei 44 Pässen ohne Sack: Wo war die Front der Bears? Wie schaffte es Miami, die Bears-Defense bei 0 Sacks zu halten?

Ein Faktor war sicher, dass sich Khalil Mack früh im Spiel am Knöchel verletzt hat - und außerhalb von Mack keinerlei individueller Pass-Rush zündete. Die Dolphins stellten mehrfach Double-Teams gegen Mack oder halfen den Tackles mit einem Chip-Block, die Run-Spielzüge vor allem früh im Spiel gingen auffällig häufig weg von Mack und es half den Dolphins, dass vor allem die linke Seite der Offensive Line in Protection einen sehr guten Tag hatte. So konnte Gase die Protection häufiger auf der rechten (Mack-)Seite verstärken.

Gerade von Leonard Floyd kam bei den Bears viel zu wenig, außerdem war Miami sehr darauf bedacht, den Ball schnell loszuwerden. Von Osweilers 44 Pässen flogen fünf gar nicht erst über die Line of Scrimmage, 24 weitere nicht weiter als zehn Yards und auch alle drei Touchdowns gelangen in dieser Range. Die Turnover dagegen kamen bei langen Pässen, Miami war - mit absurden 274 Yards nach dem Catch in diesem Spiel - wieder sehr gut darin, aus kurzen Pässen Big Plays zu machen.

Und die Bears merkten, dass sie anders vorgehen mussten: Chicago hatte über seine ersten vier Spiele nie in mehr als über 20 Prozent der gegnerischen Dropbacks geblitzt, zwei Mal blieben sie gar unter 15 Prozent. Gegen Miami? 26,09 Prozent, eine absolute Anomalie in der bisherigen Bears-Saison. Gerade von Leonard Floyd muss viel mehr kommen, andernfalls werden auch andere Teams die Bears zu mehr Aggressivität zwingen und Lücken in Chicagos Defense finden.

Eric Deseyve: Was machen die Steelers, wenn Bell wirklich zurückkommt, nachdem Conner wieder sehr stark spielte?

Hier ist mein Tipp: Bell kommt tatsächlich während der Bye Week zurück und nach ein paar holprigen Tagen im Training rücken all die Kommentare und öffentlichen Streitereien spätestens nach dem ersten Spiel zunehmend in den Hintergrund. Und sportlich? Da erwarte ich ebenfalls einen fließenden Übergang.

Im ersten Spiel wird Conner noch einen ordentlichen Teil der Snaps erhalten, Bell übernimmt dann immer mehr die Workload - und die Steelers haben so im Idealfall eine ideale Situation für die zweite Saisonhälfte: einen komplett ausgeruhten Le'Veon Bell, der sich zudem mit Conner noch gegenseitig entlasten kann; und, ganz nebenbei, bekommt auch Bell weniger Touches. Auch für ihn ist es also, in der Theorie zumindest, eine vorteilhafte Situation.

Und 2019 kann Conner dann für (mindestens) zwei Jahre in Pittsburgh das Backfield endgültig übernehmen.

MalteZ: Was hältst du von den Ravens? Kann das Team mit der Defense und einem besser spielenden Flacco einen Run starten?

Keine Frage! Die Ravens sind eines der ausgeglichensten Teams in der AFC, weil sie dieses Jahr endlich auch wieder eine Passing-Offense haben. Flacco spielt deutlich aggressiver, die Line ist sehr gut und das neue Receiver-Trio hat sich bisher voll ausgezahlt.

Kombiniert mit einer erfahrenen, komplexen Defense, die gerade gegen Tennessee den Franchise-Sack-Rekord mit elf Sacks gebrochen hat, ist das ein sehr, sehr unangenehmes Team. Ich habe die Ravens als Playoff-Team auf dem Zettel.

Oliver Fa: Wann wird McCoy in Arizona entlassen?

Tatsächlich hatte ich diese Woche erstmals das Gefühl, dass das Play-Calling nicht das größte Problem für Arizona war. Was nicht heißt, dass es gut gewesen wäre, es war nur etwas vielseitiger. Vor allem wie David Johnson (nicht) eingesetzt wird ist desolat. Kurzum: Wenn Steve Keim und Steve Wilks McCoy als ein ernsthaftes Problem sehen, dann wäre diese Woche nach dem Thursday Night Game eine gute Gelegenheit.

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