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Third and Long Week 5: Kansas City - und wie Seattle fast die Rams schlug

Die Seattle Seahawks verpassten den Heimsieg gegen die Rams nur knapp.
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Packers-Offense, Broncos, Chargers, Rosen - eure Fragen

Wall_of_Pain, Niklas Fehlemann und Taufeger: Ist das immer noch das richtige Team für Aaron, um noch einen zweiten Ring zu holen? Liegt es am Play-Calling, am Coach, oder braucht es bessere Receiver? Ist die Offense der Packers die schematisch mieseste der Liga?

Letzteres kann man, so denke ich, nicht sagen, da gibt es genügend andere Teams, die in der Hinsicht im Nirgendwo verschwinden; Cardinals, Seahawks, Cowboys sind sicher drei weitere Kandidaten. Ich bin bei den Packers vor allem so überrascht, weil wir die Route-Kombinationen und die verbesserten Play-Designs letztes Jahr gesehen haben, als Brett Hundley übernehmen musste.

Auch in puncto Run Pass Options waren die Packers ganz weit vorne mit dabei und Hundley spielte von allen Quarterbacks mit mindestens 200 Pässen prozentual die zehntmeisten Play-Action-Pässe, das Element war also ebenfalls prominent vertreten.

Und dieses Jahr? Deutlich weniger Play Action mit Rodgers, wir sehen wieder die Isolation-Routes, die Green Bays Offense so lange prägten (und die so häufig kritisiert wurden) und die generellen Play-Calls - wie etwa das Run Game gegen Detroit komplett zu ignorieren, obwohl Aaron Jones und Jamaal Williams gegen die anfälligste Run-Defense der Liga sehr gute Resultate hatten - sorgen ebenfalls für Unverständnis. McCarthys Offense, das kann man sagen, ist überhaupt nicht mehr zeitgemäß.

Aber dann kommt man auch um Rodgers selbst nicht herum. Er neigt auch aktuell dazu, den Ball zu lange zu halten - hat aber durch seine Verletzung nicht die Mobilität, um diese Plays so funktionieren zu lassen. Gegen Detroit kamen jetzt auch noch ungewohnte Accuracy-Probleme dazu, die er so in der bisherigen Saison eigentlich nicht hatte. Drops von den eigenen Receivern helfen ebenfalls wenig und persönlich habe ich auch nicht den Eindruck, dass Rodgers gerade Spaß hat, in der Offense und unter den Umständen in Green Bay zu spielen. Welche Rolle auch immer das spielt; ich könnte mir vorstellen, keine kleine.

Unter dem Strich: Ich würde Rodgers unglaublich gerne in einem anderen Scheme sehen, und denke nicht, dass sich das, was wir im Kern seit Jahren zwischen McCarthy und Rodgers sehen, nochmal zu einer konstant offenen, explosiven und kreativen Offense entwickelt. Nachdem jetzt beide Coordinator ausgetauscht wurden, würde ich aber auch nicht mehr ausschließen, dass McCarthys Stuhl nach der Saison wackeln könnte, sollte es richtig schief gehen.

Lorne Malvo: Bei welchem der 1-4-Teams siehst du noch Hoffnung auf eine Kehrtwende?

Der offensichtlichste Kandidat ist sicher Atlanta, denn von allen 1-4-Teams (Arizona, Atlanta, Indianapolis, Giants, Oakland und San Francisco) haben die Falcons die klar stärkste Unit: Diese Offense gehört noch immer in die Top-10. Aber Atlanta muss ganz dringend defensive Antworten finden - was natürlich leichter gesagt als getan ist, wenn mit Allen, Neal und Jones die komplette Mitte der Defense fehlt und dann gegen Pittsburgh auch noch Grady Jarrett im Zentrum der Defensive Line ausfällt.

Ansonsten? Die Colts wären mein zweiter Kandidat. Andrew Luck gefällt mir von Woche zu Woche besser und die Defense ist in der Front explosiver und physischer, als ich erwartet hatte. Wenn sich die Offensive Line stabilisiert und das Team mehr Rhythmus bekommt, sind die Colts für sehr viele Teams in der NFL ein mehr als unangenehmer Gegner.

Für die Niners ohne Garoppolo, die Cardinals mit diversen Fragezeichen, allen voran im offensiven Coaching, und zu einem gewissen Grad auch die Raiders - gerade mit Blick auf die Defense - ist es ein Umbruchs- beziehungsweise Übergangsjahr. Die Giants haben die offensive Feuerkraft auf den Skill Positions, um besser zu sein, zumal die Defense immer mehr Richtung Durchschnitt klettert. Aber hat sie auch den Quarterback dafür? Ich glaube nicht.

Max Diiebold: Denvers Run-Defense: warum so katastrophal heute? Letztes Jahr noch Top-5. Ist die Jets-O-Line so gut? New York hatte insgesamt 323 Rushing-Yards.

Letzteres kann man zunächst einmal ausschließen: Die Jets hatten über die ersten vier Spiele eine der schlechtesten Run-Blocking-Lines, Football Outsiders listet sie auf dem drittletzten Platz und vor allem ganz konkret an der Line of Scrimmage hat New York eigentlich größere Probleme.

Es hatte tatsächlich taktische Gründe, zumindest zu einem ordentlichen Teil - und dabei war es überraschend, dass Denver keine Anpassungen vornahm. Wenn man sich vor allem die Big Plays im Run Game anschaut, dann gibt es zwei Muster, die mehrfach auffallen: es sind mehrere Runs nach außen und es sind mehrere leichte Boxes.

Gleich der lange Touchdown-Run von Crowell war gegen eine 6-Mann-Box, Denver brachte nach dem Snap noch einen Defensive Back in die Mitte dazu, der Run aber ging nach außen. Dieser Verlauf wiederholte sich mehrfach, die Outside Runs waren ein großes Problem für Denvers Defense. Die Jets-Receiver blockten hier stark und schirmten Verteidiger nach innen ab, Crowell gleichzeitig war sehr agil auf engstem Raum und gleichzeitig explosiv außen. In der Summe eine schlechte Mischung für eine unflexible Broncos-Defense.

Benjamin Seidl: Case Keenum scheint leider nicht der Mann für Denver zu sein. Welche Quarterback-Optionen haben die Broncos nun kurz- oder langfristig, auch angesichts von Keenums Vertrag?

Keenum ist ein aggressiver Passer, der gerne Risiken eingeht, das wussten die Broncos, als sie ihn verpflichtet haben. Drei seiner sechs Interceptions kamen bei Deep Balls (mindestens 20 Yards Downfield), der Garbage-Time-Touchdown zu Thomas war sein erster TD in der Range in dieser Saison.

Die Accuracy ist ein größeres Problem, und dass Keenum mit einer besseren Line als letztes Jahr in Minnesota sowie einem ebenfalls stark besetzten Waffenarsenal bisher so ineffizient war, ist schon enttäuschend. Insgesamt aber bewegen wir uns schon noch in dem Bereich, den man vor der Saison als realistische Möglichkeit in Betracht ziehen musste.

Was Keenums Vertrag angeht: Denver könnte ihn nach der Saison entlassen, wenn man bereit ist, einen Dead Cap über zehn Millionen Dollar zu schlucken. Bleibt er, beträgt der Cap Hit 21 Millionen Dollar. Bei den allermeisten Teams würde ich für Alternativen auf den Draft verweisen, gut möglich, dass John Elway aber erneut einen Routinier haben will, sollte das Keenum-Projekt nach dieser Saison bereits als gescheitert erklärt werden.

Dann sprechen wir wohl von einem Kandidaten wie Tyrod Taylor oder Teddy Bridgewater, falls Drew Brees weitermacht und Bridgewater sich mit den Saints nicht einig wird.

Moe: Hand aufs Herz: Ist Rosen wirklich so gut und vielversprechend oder momentan eher der einzige Hoffnungsschimmer? Ich habe das Spiel gegen die Seahawks gesehen und da war Rosen wirklich überzeugend und hat eigentlich stark aufgespielt. Das sind allerdings meine einzigen Eindrücke

Rosen gegen Seattle war eines der besten Rookie-QB-Starting-Debüts, das ich seit einigen Jahren gesehen habe. Die Accuracy, das Pocket-Movement, die Ruhe gegen Pressure, mehrere spektakuläre Pässe Downfield in engste Fenster - was seine individuelle Leistung angeht, konnte man nicht mehr erwarten.

Gegen die 49ers am Sonntag war gerade die Accuracy nicht mehr so da, zwei, drei Mal verfehlte er einen offenen Receiver. Aber die Werkzeuge sind allesamt da und ich bin überzeugt davon, dass Rosen die Quarterback-Antwort in Arizona ist. Das gilt umso mehr, wenn man sich seine individuellen Leistungen trotz riesiger Drop-Probleme in seinen beiden Starts, einer schlechten Offensive Line und einem wahnsinnig unkreativen Play-Calling anschaut.

Higgens64: Wird die Chargers-Franchise in L.A. gegen die Wand gefahren? Wird das Team bald wieder umziehen oder bringt erst das neue Stadion die Wende?

Ich glaube, es wird eher noch schlimmer, wenn die Rams und die Chargers erstmal umziehen. Aktuell bekommen die Chargers ja nicht einmal das kleine StubHub Center voll, im neuen, deutlich größeren Stadion werden dann vermutlich noch viel mehr Auswärtsfans sein.

Mein ursprünglicher Gedankengang bei dem Umzug war ja, dass die Chargers womöglich einen kleinen Start-Boost haben, weil sie damals das deutlich bessere Team waren. Die Machtverhältnisse sind natürlich längst gekippt und gleichzeitig sehen wir auch, dass selbst die Rams aktuell am regulären Sonntagnachmittag ihr Stadion nicht voll bekommen.

Man kann problemlos argumentieren, dass L.A. keine zwei Football-Teams braucht - und schon gar nicht in so kurzem Abstand als neues Team in der Stadt. Rams haben dabei sicher noch eine historisch größere Fan-Base und sind in näherer Zukunft das spektakulärere Team; trotzdem denke ich, dass auch sie ihr neues Stadion anfangs nicht immer voll bekommen - aber deutlich eher als die Chargers jedenfalls.

Natürlich sehen die Chargers Los Angeles als langfristige Aufgabe, einen baldigen erneuten Umzug wird es nicht geben. Aber dass Los Angeles für diese Franchise ein Fehler war, ist alles andere als eine gewagte These.

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