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NFL: Die Sieglos-Teams unter der Lupe: Von Totalschaden und Hoffnungsschimmern

Von Jan Dafeld
Ben Roethlisberger, Eli Manning und Russell Wilson sind nach zwei Spielen noch sieglos
© getty

Die ersten zwei Wochen der neuen NFL-Saison sind gespielt und gleich neun Teams sind noch ohne Sieg. Um wen muss man sich Sorgen machen, wo kann man in den nächsten Wochen Verbesserungen erwarten? Wir nehmen die Sieglos-Teams der Liga unter die Lupe.

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Arizona Cardinals (0-2):

Mit David Johnson einen Star im Backfield, mit Larry Fitzgerald einen klaren Nummer-eins-Receiver und mit Sam Bradford zumindest einen Übergangs-Quarterback, bevor First-Round-Pick Josh Rosen das Team übernehmen soll. Dazu eine Defense, die dank Stars wie Patrick Peterson und Chandler Jones sowie talentierten Youngsters wie Budda Baker zu den besseren Units der Liga gehören könnte: Bei den Cardinals gab es unmittelbar vor dem Saisonstart durchaus genug Gründe für Optimismus.

Gerade einmal zwei Wochen später sieht die Situation allerdings ganz anders aus. Nach einer absoluten Demontage durch die Los Angeles Rams stehen sechs erzielten Punkten 58 zugelassene Punkte gegenüber. Über zwei Spiele kommt Arizona auf 350 Offensiv-Yards - insgesamt! Gegen die Rams gab es einen historischen Tiefstwert von fünf (!) First Downs, die Mittellinie überquerte man erst kurz vor Spielende zum ersten Mal.

Das Offensiv-Scheme von Mike McCoy wirkt unkreativ und statisch, Johnson wird völlig eindimensional eingesetzt und Bradford scheint seine Tage als Quarterback mit NFL-Starter-Qualität hinter sich gelassen zu haben. Die Defense weist zumindest einige positive Aspekte auf (Run-Defense gegen die Rams, teilweise der Pass-Rush), bleibt allerdings ebenfalls hinter den Erwartungen zurück.

Die Cardinals brauchen schnellstmöglich Veränderungen taktischer und personeller Natur, vielleicht sogar schon auf der Quarterback-Position - andernfalls sind sie das klar schlechteste Team der NFC.

Buffalo Bills (0-2):

Die Cardinals mögen das schlechteste Team der NFC sein, den Titel der miesesten Franchise der Liga haben jedoch die Bills inne. Auf eine vollkommen desolate 3:47-Auftaktpleite gegen die Baltimore Ravens folgte eine 20:31-Niederlage gegen die Los Angeles Chargers, die trotz des relativ knappen Endergebnisses nur marginal besser war.

Rookie-Quarterback Josh Allen (18/33 Yards, 1 TD, 2 INT) zeigte, wieso er auf dem NFL-Level eigentlich noch nicht starten sollte (und in dieser Offense erst Recht nicht!), Running Back LeSean McCoy (9 ATT, 39 Yards) war erneut kein echter Faktor und auch die zumindest talentiert besetzte Defense wurde von Philip Rivers in Halbzeit eins übel zerlegt - wie in der Woche vorher schon von Joe Flacco.

Solange die Secondary um Tre'Davious White, Micah Hyde und Jordan Poyer nicht zurück zu ihrer Form finden kann, gibt es für dieses Team kaum Gründe zur Hoffnung. In dieser Verfassung geht der Nummer-eins-Pick im nächstjährigen Draft nur über Buffalo.

Cleveland Browns (0-1-1):

Anders als die Cardinals oder die Bills sehen die Cleveland Browns nicht wie ein schlechtes Football-Team aus. Die Defense rund um Pass-Rusher Myles Garrett und Cornerback Denzel Ward hielt gegen die hochexplosiven Offenses der Steelers und Saints Stand und macht nach zwei Spielen durchaus den Eindruck, in dieser Saison eine Top-10-Unit darstellen zu können.

Tatsächlich waren die Browns in beiden Spielen nur einen soliden NFL-Kicker davon entfernt, ihre Sieglos-Serie von 19 Spielen endlich beenden zu können. In New Orleans gab das Team eine 12:3-Führung im letzten Viertel noch aus der Hand und Kicker Zane Gonzalez ließ unglaubliche acht Punkte liegen. Gonzalez wurde mittlerweile entlassen, inwieweit diese Problemzone durch das Signing von Rookie Greg Joseph nun tatsächlich permanent geschlossen werden konnte, darf allerdings mit Zweifeln beobachtet werden.

Es steht außer Frage, dass Cleveland auch in dieser Saison alles andere als ein heißer Playoff-Anwärter ist. Tyrod Taylor sieht nach zwei Interceptions in zwei Spielen noch nicht wie die erhoffte Quarterback-Lösung aus, zudem spielte bei ganzen fünf Fumble Recoveries in der Defense definitiv auch Glück eine Rolle.

Dass die Browns talentierte Teams an den Rand einer Niederlage bringen können, ist allerdings ein Schritt in die richtige Richtung. Noch können sie diese Spiele nicht beenden und gewinnen. Ob sich das unter der Führung von Head Coach Hue Jackson tatsächlich noch ändern kann, bleibt abzuwarten. Die spielerischen Mittel sind aber an sich da.

Detroit Lions (0-2):

Seinen Einstand als Head Coach dürfte sich Matt Patricia anders vorgestellt haben. Der langjährige Defensive Coordinator der Patriots kam mit dem Ziel nach Detroit, die Defense zu stabilisieren und offensiv endlich ein Run Game etablieren zu können, um die Lions aus dem Mittelmaß zu hieven. Nach zwei Spielen sieht es allerdings eher so aus, als ginge es für die Franchise in die entgegengesetzte Richtung.

Auf einen desaströsen Auftakt gegen die Jets, die Quarterback Matthew Stafford nach allen Regeln der Kunst vorführten, folgte vergangenes Wochenende eine knappe Niederlage gegen die 49ers. Ausgerechnet die Defense - eigentlich Patricias Spezialgebiet - wirkte dabei viel zu anfällig. In nur zwei Spielen ließen die Lions 78 Punkte zu. Nach dem Ausfall von Pass-Rusher Ziggy Ansah macht sich die fehlende Qualität in der Defensive Line umso mehr bemerkbar.

Ebenso alarmierend erscheinen aktuell allerdings die fehlenden In-Game-Adjustments von Patricia. Sowohl gegen New York als auch gegen San Francisco wurde Detroit unmittelbar nach der Pause überrollt, Gerüchte von unzufriedenen Spielern und den Gegnern bekannten Spielzügen lassen das Bild nicht besser aussehen.

Die Qualität von Stafford sowie dem Receiving-Trio Golden Tate, Marvin Jones und Kenny Golladay in Kombination mit einer guten Offensive Line kann den Lions in fast jedem Spiel eine Chance geben - sofern sich die Defense jedoch nicht in allen Mannschaftsteilen steigern kann, droht ihnen in ihrer Monster-Division allerdings eine lange, lange Saison.

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