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NFL: Jameis Winston und die Tampa Bay Buccaneers: In guten wie in schlechten Zeiten

Von Pascal De Marco
Jameis Winston spielt nicht nur auf dem Platz mit seiner Zukunft.
© getty
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Buccaneers: Ist Winstons Vertrauensbündnis zur Franchise gebrochen?

Einerseits belastet Winston die Franchise durch die Strafe sportlich, andererseits in ihrem öffentlichen Ansehen. Sein Statement, dass die Fahrerin ihm "fälschlicherweise unangebrachtes Verhalten" vorwerfe, macht nun den Anschein einer Lüge, nachdem er nach dem Urteil der NFL nicht in Berufung gegangen ist.

Hat Winston hinsichtlich des Vorfalls auch die Franchise angelogen, so würde dies einen Riss in der Vertrauensbasis der beiden Parteien bedeuten, der wohl vorerst geschlossen werden könnte, aber gleichzeitig eine große Narbe hinterlassen würde. Winston bestätigt mit dem Vergehen außerdem die Zweifler, die ihn bereits beim Draft in Frage stellten. Zu Recht?

Jameis steht nun vor seiner letzten Chance. Ein weiterer Vorfall dieser Art würde eine einjährige Suspendierung oder gar eine lebenslange Sperre der NFL nach sich ziehen. Die Bucs werden sich dementsprechend genauestens überlegen, ob sie Winston ein Angebot für einen neuen Vertrag machen und wenn, in welcher Höhe.

Jameis Winston in schwieriger Verhandlungsposition

Winston geht in das finale Jahr seines Rookie-Vertrages. Die Drei-Spiele-Sperre kostet ihn 125.000 Dollar des Basis-Gehaltes. Vor der Saison haben die Bucs die Option für das fünfte Vertragsjahr eines Erstrundenpicks gezogen. Dadurch stehen ihm 2019 21 Millionen Dollar zu, falls Geschäftsführer Licht an ihm festhält.

Ein teures Unterfangen, welches ein zu großes Risiko bedeuten könnte. Über die Möglichkeit eines Trades für Jets-Quarterback Teddy Bridgewater wird bereits genauso spekuliert wie über den Draft eines neuen Quarterbacks. Seit Winstons Ankunft 2015 haben die Bucs keinen mehr im Draft ausgewählt. Dies wird sich im nächsten April aller Voraussicht nach ändern, denn die Bucs brauchen einen Plan B.

Ryan Fitzpatrick übernimmt erste drei Spiele

Vorübergehend lautet dieser Plan B Ryan Fitzpatrick. Der Veteran wurde für ein weiteres Jahr gehalten und bietet neben der angenehmen Erfahrung von 13 Jahren in der Liga auch den Vorteil, dass die Bucs nicht allzu viel an ihrem Scheme ändern müssen. Fitzpatrick kam in der letzten Saison nicht nur auf fünf Einsätze, drei davon als Starter, er steuerte das Piratenschiff auch gleich zu zwei Siegen.

Bei über 300 Snaps warf der 35-Jährige für 1103 Yards, 7 Touchdowns und 3 Interceptions. Er brachte 58 Prozent seiner Pässe an den Mann und stellte mehrmals unter Beweis, dass er den Ball dorthin werfen kann, wo er hin muss.

Für Fitzpatrick kommt es nun in den drei Starts knüppeldick - mit den New Orleans Saints, den Philadelphia Eagles und den Pittsburgh Steelers stehen gleich drei Playoff-Teams der letzten Saison auf der Matte - doch kann er den Bucs zumindest ein solides Spiel bieten, wie er letztes Jahr unter Beweis stellte. Streikt allerdings das Run Game und Fitzpatrick wird dazu gezwungen zu improvisieren, könnte der Auftakt genauso gut in einem Debakel enden.

Jameis Winston bleibt Tampa Bays Zukunft

Und genau dieser Punkt ist der ausschlaggebende, warum sich die Bucs am Ende des Tages nicht von Winston trennen werden - oder zumindest sollten. Jameis hat nicht nur das Potenzial in diesen Spielen ordentlich mit starken Gegnern mitzuhalten. Er bietet der Franchise die beste Chance, diese Spiele gewinnen zu können.

In der vergangenen Saison legte er einen Karriere-Bestwert von 63,8 Prozent angekommener Pässe auf und rückte damit näher in die Richtung Franchise-Quarterback, in der ihn die Bucs sehen wollen. Er warf 2017 19 Touchdowns und 11 Interceptions obwohl er größtenteils mit einer Schulterverletzung spielte. Winston verfügt physisch und technisch über nahezu alles, was NFL-Teams von einem Franchise-Quarterback verlangen.

Es geht um Konstanz und Reife, an der Winston arbeiten muss. Der 24-Jährige trennte sich nach der Bekanntgabe der Strafe von seinen Agenten und ist jüngst Vater seines ersten Kindes geworden. Dinge, die schon anderen Spielern zu einer Kehrtwende verholfen haben.

Erfolgt diese, könnte der Fehltritt von vor zwei Jahren in Vergessenheit geraten. Die Liga und ihre Fans vergessen solche ohnehin gerne einmal, wenn es um ihre Superstars geht. Jameis wird mit dem Spiel in Week 4 gegen die Bears seine vielleicht letzte, aber zumindest eine weitere Chance erhalten, um zu beweisen, dass er der Franchise-Quarterback der Buccaneers ist.

Jameis Winston bekommt die Chance zu beweisen, dass es sich lohnt, an der Beziehung zwischen Franchise und Quarterback festzuhalten. Und das in guten wie in schlechten Zeiten.

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